Die Diplomatie hat den Sieg ermöglicht. Das sagen die einen. Die anderen erkennen an, dass das Ergebnis vor dem Hintergrund der schwierigen Ausgangslage ein gutes ist. Aber der Weltklimagipfel COP 24 in Kattowitz habe deutlich gemacht, dass die Weltklimakonferenzen allein den Klimawandel nicht mehr stoppen können. Selbst die Staaten der „Koalition der Ambitionierten“ waren drei Jahre nach dem Pariser Klimagipfel nicht in der Lage, Klimapläne vorzulegen, in denen das Ziel von Paris umgesetzt wird. „Rasender Stillstand“, so charakterisierte der Klimawissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber die Entwicklung. Und befürchtet: „Wir fahren diesen Planeten gerade an die Wand.“
Deutschland ist nicht mehr Vorreiter beim Klimaschutz
Wir fahren diesen Planeten gerade an die Wand.
So endet das klimapolitische Jahr in Katowice, wie es Deutschland begonnen hat. Mit Verschiebungen. In Deutschland starteten wir mit einem Koalitionsvertrag, der das nationale Klimaziel für das Jahr 2020 aufgibt. Die Bundesrepublik verabschiedete sich damit aus ihrer Rolle als internationaler Vorreiter beim Klimaschutz.
Als ob der Himmel uns alle erinnern wollte, worum es beim Klimaschutz geht, haben wir den wärmsten April aller Zeiten erlebt. Und bis September die sonnigste und trockenste Periode seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Der Rhein war erstmals wegen Niedrigwassers noch im Dezember kaum schiffbar. Die Zeichen drängen uns also zu schnellem Handeln. Der Klimaschutz lässt sich nicht länger vertagen. Leider hat die Kohlekommission genau dies gemacht. Erst im nächstes Jahr werden die Ergebnisse präsentiert. Wenn es denn bis dahin eine Einigung gibt.
Die öffentliche Präsenz der Stiftung wuchs
In der Stiftung Energie & Klimaschutz haben wir die heißen Eisen des Jahres 2018 angefasst. Den Kohleausstieg, die Frage der Energiespeicher und die Akzeptanz der Energiewende waren Themen unserer Debattenabende. Wir rückten in den Urban Climate Talks die gesellschaftliche Verantwortung ins Zentrum der Debatte und in den Kooperationsveranstaltungen mit anderen Stiftungen lenkten wir das Interesse auf die Dekarbonisierung und die Mobilität in unseren Städten. Dank des Zusammengehens mit dem Energiewendeblog Dialog.Energie.Zukunft gelang uns dies online wie offline mit wachsender Resonanz.
Von dieser Entwicklung profitieren auch unsere Projekte EnergieReporter und EnergieCampus. Der diesjährige Gewinner im Wettbewerb der Doktoranden kommt nicht aus Baden-Württemberg, sondern aus der Pfalz. Offenbar haben wir es Dank unserer stärkeren Online-Präsenz geschafft, erfolgreich die vormalige Begrenzung auf Baden-Württemberg vergessen zu machen.
Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes wollen mehr Klimaschutz
Für das nächste Jahr haben wir uns vorgenommen, dem eingeschlagenen Weg – scheinbar höchst kontroverse Themen in der Debatte verständlich aufzubereiten – konsequent weiter zu folgen. Power-to-X wird der nächste Schwerpunkt unserer Online-Aktivitäten. Und der Klimawandel steht im Zentrum des kommenden Debattenabends.
Denn zwei Dinge haben wir in diesem Jahr gelernt:
- Es gibt keine Debattenmüdigkeit. Jedenfalls nicht bei Energie und Klimaschutz. Fachlich gute Diskussionen, die im Respekt von der jeweils anderen Position geführt werden, finden nach wie vor ein dankbares Publikum.
- Es lohnt sich, vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen. Wer seine Informationen vorrangig aus den sozialen Medien bezieht, könnte den Eindruck haben, die Energiewende selbst und der Ausbau der Erneuerbaren seien höchst umstritten. Die Wahrheit ist eine andere. Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes wollen mehr Klimaschutz. Aber: Sie wollen auch mitreden und vor allem mitentscheiden. Vor allem dann, wenn sie vor Ort von den Auswirkungen selbst betroffen sind.
Vielleicht ist das die wichtigste Botschaft des ablaufenden Jahres: Die große Mehrheit der Wählerinnen und Wähler denkt – zumindest beim Klimaschutz – weiter voraus als mancher Regierender. Die Gesellschaft schaut nach vorn und drängt darauf, dass wir uns den wirklichen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu wenden. Ein schwedisches Mädchen, die 15-jährige Greta Thunberg, machte weltweit Schlagzeilen, weil es die Schule schwänzte, um vor dem schwedischen Reichstag für den Klimaschutz zu demonstrieren. Auch sie sprach in Kattowitz. Gretas Schulstreik hat Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt animiert, sich fürs Klima einzusetzen.
Es mangelt nicht an Akteuren.
Das lässt hoffen für 2019. Wir von der Stiftung Energie und Klimaschutz sehen unsere Aufgabe darin, effektiven Klimaschutz nach vorne zu bringen, in dem wir Menschen ins Gespräch bringen. Dabei sind wir in guter Gesellschaft: Im Boot für einen ambitionierten Klimaschutz sitzen bereits große Teile der Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen. Und uns freut besonders, dass unsere Stifterin, die EnBW, sich gemeinsam mit global tätigen Unternehmen für einen CO2-Mindestpreis einsetzt. Das Jahr 2018 hat gezeigt: Es mangelt nicht an Akteuren. Es fehlt nur noch Entscheidungsfreude.
Wir wünschen Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, den Besuchern unserer Veranstaltungen, unseren Unterstützern und Partnern ein gesegnetes Weihnachtsfest, besinnliche Tage und einen guten Start ins Jahr 2019. Wir melden uns an dieser Stelle wieder am 7. Januar.
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