Der Zeitpunkt hätte nicht treffender sein können: Wenige Stunden, nachdem die Internationale Energieagentur IEA im neuesten Weltenergieausblick verkündet hatte, dass der CO2-Ausstoß in den kommenden Dekaden steigen wird, stellten sich bei der Stiftung Energie & Klimaschutz am 13. November 2018 die Experten in einer teils emotionsgeladenen Debatte der Frage nach dem Ausstieg aus der Kohleverstromung:
- Prof. Dr.-Ing. Martin Neumann MdB
Sprecher für Energiepolitik der FDP-Bundestagsfraktion - Dipl.-Ing. Dr. rer. pol. Felix Christian Matthes
Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik, Öko-Institut e. V. und Mitglied der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung - Wolfgang Rupieper
Vorsitzender des Vereins Pro Lausitzer Braunkohle e.V. - Fabian Spalthoff
Kaufmännischer Leiter Handel, EnBW AG
Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist unumgänglich
Es gibt nicht DEN Kohleausstieg, sondern ein Puzzle aus mehreren Elementen
Martin Neumann warnte vor unüberlegtem Aktionismus. Fakten müssen betrachtet, die Menschen bei Veränderungen mitgenommen werden. Schlagworte wie Zieldreieck der Energieversorgung, Technologieoffenheit und Sektorkopplung bildeten die Eckpunkte seines Statements.
Felix Matthes stellte in acht Thesen dar, dass der Kohleausstieg unumgänglich ist. Die Kohleverstromung ist verantwortlich für rund 75% des CO2-Ausstoßes aus der Stromerzeugung. Angesichts der technologischen Standards der Kraftwerke, der regionalen Netzsituation usw. gebe es dabei nicht den Kohleausstieg sondern vielmehr ein Puzzle aus mehreren Elementen, was allerdings lösbar sei. Dabei müsse die Balance gewahrt werden zwischen einer stetigen energiewirtschaftlichen Anpassung, der Regionalwirtschaft und auch dem Arbeitsmarkt.
Ein CO2-Preis als Instrument für die Transformation

Grafik: panther concepts
Wolfgang Rupieper als Vertreter des Vereins Pro Lausitzer Braunkohle sieht in der Lausitz dagegen vor allem eine große Verunsicherung bei der Bevölkerung und warnte vor einem vorschnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Dieser Prozess sei bereits im Gange und werde 2050 planmäßig abgeschlossen. Anstelle die Lausitz nach der Wiedervereinigung zum wiederholten Mal mit einem strukturellen Umbruch zu belasten, forderte er vielmehr eine CO2-Reduktion in den Sektoren Wärme, Verkehr und Gebäuden.
Fabian Spalthoff zeigte auf, dass ein marktlicher Ansatz beim Ausstieg aus der Kohle funktioniert und der Ausbau der Erneuerbaren Energien erfolgreich realisiert werden kann. Für den weiteren Umbau der Energieversorgung sieht er es als notwendig an, einen verlässlichen Rahmen zu schaffen, um Investition tätigen zu können. Dabei könnte dann ein CO2-Mindespreis z.B. den Bau von Gasturbinen attraktiv machen zu dem Zeitpunkt, wenn der Markt sie benötigt.
"Die Kommission kann eine robuste Lösung finden" (Matthes)
Matthes: „Eines kann man bereits heute sagen: Als Katalysator vor allem (aber keinesfalls ausschließlich) im Hinblick auf die regionalwirtschaftlichen Fragen hat die Kommission in jedem Fall gewirkt.“ Passend zur vor-adventlichen Zeit durften die Teilnehmer ihre gegenseitigen Weihnachtswünsche äußern, die nach der teilweise emotionsgeladenen Diskussion über den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland doch auf eine Konsensfindung hoffen lassen.
Aufgrund der großen Nachfrage stellen wir allen Interessierten die Aufzeichnung des Livestreams zur Verfügung.
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