Versorgungssicherheit durch resiliente Netzinfrastruktur
Aus aktuellem Anlass wird deutlich, wie wichtig intakte kritische Infrastruktur ist. Dazu gehört neben der Strom-, Gas- und Wasserversorgung auch die Kommunikation über Funkmasten. Alle infrastrukturellen Einheiten gehen Hand in Hand und sind gemeinsam zu betrachten, um ein tragfähiges Fundament für die Energiewende zu schaffen. Wie kann das gelingen?
Dr. Christoph Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Netze BW, sieht die Klimaneutralität als zentrales Ziel auf diesem Weg. Dazu benötige es einen gezielten Netzausbau und vor allem Flexibilität – darauf komme es an, um einem Ausbleiben von hohen Öko-Erzeugnissen entgegenzuwirken. Denn letztendlich muss die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung gegeben sein, die eine gleichzeitige Akzeptanz für die Energiewende zufolge haben kann. Und das ohne die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen.
Transformation auch bei Verbrauchenden
Blickt man eine Ebene tiefer, wird deutlich, dass viele technologische Lösungen vorhanden sind. Der Smart Meter-Rollout ist dabei ein wesentlicher Faktor für die Energiewende. Durch die Integration von diesen intelligenten Messsystemen in der Netzinfrastruktur, sind Verbrauch und Nachfrage optimal aufeinander abgestimmt. Laut Steffen Hornung, Product & Key Account Manager bei Theben Smart Energy, sei dies kein Wunschdenken, sondern Realität. Durch Smart Meter profitieren auf lange Sicht sowohl Netzbetreiber, als auch die gesamte Bevölkerung.
Im Dialog bei den Urban Home Talks 2021
Die Versorgung sichern und Klimaneutralität in Deutschland erreichen – das gilt es zu verfolgen. Wo sieht die Bevölkerung Verbesserungsbedarfe und “wie wollen wir in Zukunft leben?” Expertinnen und Experten standen mit vielen Interessierten zu dieser Frage im Austausch. Im Fokus stand insbesondere die Thematik klimafreundliche Quartiersentwicklung.
Verena Gehrmann-Linnerth, Produktmanagerin “Urbane Infrastruktur” bei EnBW Energie Baden-Württemberg AG, weiß um die Unsicherheiten, die sich in der Gesellschaft, aber auch bei Energieversorgern entwickeln. Sie sieht den entscheidenden Mehrwert in der Verzahnung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Komponenten in einem Quartier.
Reallabore als junges transformatives Forschungsfeld
“Viele aktuelle Fragestellungen der Energiewende sind nach vielen Jahrzehnten der Energieforschung keine techno-ökonomischen Baustellen mehr, sondern Umsetzungsfragen.” Simon Köppl, Andreas Weigand und Hannah Dahmen wollen dem derzeit aktiv im Reallabor “unIT-e2“ auf den Grund gehen. Das Projekt erprobt die vollumfängliche Integration von Elektromobilität ins Stromnetz. Dies sei eins von vielen Beispielen aus der Realität, die den Erfolg der Energiewende in Quartieren beweisen sollen.
Auch das Reallabor “Smart East” im Karlsruher Osten ist so ein Beispiel. Inmitten der Gegebenheiten vor Ort wird ein gemischtes Bestandsquartier hin zu einem smarten, energieoptimierten und klimaschonenden Quartier transformiert. Das Besondere daran ist die Erprobung geeigneter Geschäftsmodelle, um den wirtschaftlichen Erfolg zu testen. Wenn Wirtschaftlichkeit für Unternehmen im Fokus liegt, ist die Machbarkeitsstudie eines Reallabors eine wunderbare Möglichkeit dies als Blaupause für andere Quartiere zu nutzen.
Quartiere sind wesentlicher Schlüssel für die Energiewende
Smart East setzt die technischen und ökonomischen Modelle im Bestand um. Wie sieht das bei Modernisierung und Neubau von Quartieren aus? Der Gebäudesektor emittiert enorme Mengen CO2, die mit hilfe intelligenter Kopplung mehrerer relevanter Sektoren reduziert werden können. PD Dr. Christian Growitsch, Leiter des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie IMW, beschreibt die Dringlichkeit der Verknüpfung der Sektoren Wärme, Strom und Mobilität mithilfe von Digitalisierung. So könne eine erfolgreiche Energiewende im Quartier und auch über ein Quartier hinaus, funktionieren. Egal ob Bestand oder Neubau.
Das Zusammenspiel aller Infrastrukturen, insbesondere auch des Verkehrssektors sind dabei zu betrachten und erfordern enorme Investitionssummen sowie auch politische Rahmenbedingungen.
Zusammenspiel von Forschung & Bevölkerung
Die Energiewende liegt im Wesentlichen an der erfolgreichen Umsetzung verschiedener Maßnahmen. Die Teilhabe der Menschen garantiert dabei den Erfolg dieser Maßnahmen und schließt die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse mit ein. Gerade bei der Planung von ganzen Quartieren ist die praktikable und einfache Gestaltung der Energiewende wichtig für Bewohnerinnen und Bewohner. Beispielsweise interessieren sich Menschen nicht für das komplizierte Backend im eigenen Auto. Die Menschen wollen einfach elektrisch laden und ans Ziel kommen. Genauso kann die Akzeptanz von Modernisierungsmaßnahmen in Quartieren oder aber Ausbaumaßnahmen der Netzinfrastruktur gewährleistet werden. Die Menschen müssen mitgenommen und aufgeklärt werden. Denn nur der Einsatz vieler Akteurinnen und Akteure kann den Erfolg der Energiewende garantieren.