Das 450 Megahertz-Funknetz – sicher kommunizieren auch im Krisenfall

Gastautor Portrait

Dr. Pascal Kuhn

Leiter Strategie, Breitband- & Funkinfrastruktur, Netze BW GmbH

Dr. Pascal Kuhn, geboren 1989, ist ausgebildeter Mechatroniker und Physiker. Nach einer Promotion am Institut für Solarforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu spezialisierten Wettervorhersagen für die Energiewirtschaft wechselte er 2019 in die Unternehmensentwicklung / Strategie der EnBW AG und verantwortete im Rahmen der Strategieentwicklung Energiedienst 2030 die Projektgruppe Klimaneutralität. Kuhn ist der Gesamtprojektverantwortliche für den 450 Megahertz-Ausbau in ganz Baden-Württemberg sowie den ODR-Konzessionsgebieten in Bayern.

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29. September 2021

Im Vergleich zu öffentlichen Mobilfunknetzen reichen für das 450 Megahertz-Funknetz wenige Funkstandorte für eine flächendeckende Versorgung aus.

Dr. Pascal Kuhn

2012 schilderte der Schriftsteller Marc Elsberg in seinem Thriller „Blackout“ eindrücklich, welche Folgen ein überregionaler Stromausfall auf unsere moderne Gesellschaft haben würde: nach wenigen Stunden bräche auch das gesamte Kommunikationsnetz zusammen. Für sicherheitsrelevante Anlagen wie Hochwassersensoren oder kritische Infrastrukturen in Strom-, Gas- oder Wassernetzen würden daraus erhebliche Probleme mit schwerwiegenden Folgen resultieren. Eine Lösung bietet das 450 Megahertz-Funknetz. Auf Beschluss der Bundesnetzagentur erhalten die Betreiber kritischer Infrastrukturen und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben besonders verlässliche Datenwege sowohl für Daten- als auch für Sprachanwendungen. Das vom öffentlichen Mobilfunknetz unabhängige 450 Megahertz-Netz ist an allen Sendestandorten als auch im Kernnetz mit Notstromanlagen abgesichert und bietet daher eine sehr hohe Systemverfügbarkeit.

Das deutschlandweite Funknetz wird von der 450connect GmbH betrieben werden, die im März 2021 von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für die benötigten Frequenzen erhalten hat. 450connect ist ein Zusammenschluss vieler Unternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft, darunter auch die Netze BW. Letztere verantwortet den Netzausbau in Baden-Württemberg.

Im Vergleich zu öffentlichen Mobilfunknetzen reichen für das 450 Megahertz-Funknetz wenige Funkstandorte für eine flächendeckende Versorgung aus. So wird ganz Baden-Württemberg von nur 170 Standorten abgedeckt werden. Die vergleichsweise niedrige Frequenz dringt zudem gut in Keller und Täler ein, was bei den höheren Frequenzlagen des öffentlichen Mobilfunks schwieriger ist.

„Der Bedarf an sicherer digitaler Kommunikation für die Infrastruktur unseres Landes steigt rapide an – allein im Stromnetz von der Steuerung von Ladesäulen über Elektrospeicher hin zu den dezentralen Anlagen der erneuerbaren Energien – das neue Funknetz schließt hier eine Lücke“, so Rudolf Gottlob (Netze BW), Projektleiter im 450 Megahertz-Ausbau.

Als Partner von 450connect sucht Netze BW in ganz Baden-Württemberg nach geeigneten Funkstandorten. Wassertürme eignen sich zum Beispiel sehr gut, weil sie hoch gelegen sind und selbst auch eine gewisse Bauhöhe aufweisen. In manchen Fällen werden auch neue Funkmasten errichtet. Für Kommunen mit geringer Mobilfunkversorgung ist das eine besondere Chance. „Wenn die Kommune das wünscht, legen wir den Funkmasten so aus, dass ihn auch Betreiber öffentlicher Mobilfunknetze nutzen können.“, so Gottlob. Mobilfunkanbieter, die bislang eine Gemeinde aus Kostengründen nicht angeschlossen haben, können so ihre Antennen mit geringem Aufwand installieren.

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