China

Wir konnten es nicht ahnen. Als wir im Herbst 2019 entschieden, beim nächsten thematischen Schwerpunkt China in den Fokus zu nehmen, war COVID-19 noch unbekannt. Energie und Klimaschutz gehörten zu den Topthemen in den Medien. Und China war vor allem deswegen interessant, weil die schnell wachsende Wirtschaftsmacht sich zahlreichen Herausforderungen gleichzeitig stellt. Auch dem Umweltschutz und den Anforderungen des Pariser Klimaabkommens.

Erster digitaler Debattenabend: China sowie die Folgen von Corona

Ist die Vereinbarung von Paris nur eine leere Absichtserklärung, die in der Tagespolitik keine Rolle spielt? Das war eine der Streitfragen, die beim ersten digitalen Debattenabend unserer Stiftung diskutiert wurden. Und eine zweite, wohl noch lange Zeit aktuelle Problemstellung kam auf:  Welche Auswirkungen wird die Corona-Pandemie auf den Klimaschutz haben? Danach alles weiter wie gehabt? Oder wird Corona zum entscheidenden Impuls für den überfälligen Schwenk in Richtung Nachhaltigkeit?

Energie und Klimaschutz in China mit deutscher Kooperation

Neben den zahlreichen Superlativen, die es aus China zu berichten gibt, ist öffentlich weniger bekannt, dass das Reich der Mitte Teile der deutschen Energiewende adaptiert hat, um sein Energiesystem umzustellen. In Sachen Nachhaltigkeit gibt es eine enge Kooperation mit Deutschland. So ist neben anderen die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, GIZ, in China engagiert. Sie unterstützt die chinesischen Entscheidungsträger durch Beratung und Schulungen. Die Energieauditstandards nach DIN EN 16247 fanden so Eingang in das neue chinesische Regelwerk.

Und auch bei der Liberalisierung und Digitalisierung des Stromsektors helfen deutsche Berater. Wie immer in China: Alles läuft schneller und in größeren Maßstäben ab als bei uns. Im März 2015 erfolgte der Startschuss für die vertiefte Reform des Energiesektors. Bereits im September 2016 wurden insgesamt 31 (!!) regionale Strombörsen, jeweils eine in jeder Provinz, und zwei überregionale Strombörsen in Beijing und Guangzhou eröffnet. Ein weiteres Kooperationsprojekt kümmert sich um Big Data. Von 2013 bis 2017 wurden durch die National Natural Science Foundation of China mehr als 27 Big Data-basierte Projekte der Energietechnikbranche finanziert. In China laufen fast eine Milliarde intelligenter Stromzähler.

 

China als Vorreiter bei der Verkehrswende

In Kombination mit immer besseren Fahrzeugen ist China aktuell klar Leitmarkt im Bereich der Elektromobilität.

Bilder, die den Smog in Chinas Zentren und den Dauerstau zeigen, gibt es viele. Bald werden sie nur noch von historischem Wert sein. Kein anderer Staat der Erde packt die Verkehrswende so entschlossen an wie die Volksrepublik. Seit 2008 setzt das Land entschlossen auf die Elektromobilität. Aus Gründen des Umweltschutzes und um Autonationen wie Deutschland industriepolitisch zu überholen. Stand heute scheint der Plan aufzugehen. Bei den Fahrzeugbatterien hat China die Konkurrenz aus Asien (eine nennenswert andere gibt es nicht)  bereits abgehängt.

Nicht ganz so deutlich, aber tendenziell ähnlich entwickeln sich Fahrzeugproduktion und Absatz.  China hat Frankreich abgelöst als Land mit den höchsten relativen Anteilen elektrischer Fahrzeuge. In absoluten Zahlen steht das Riesenreich schon seit vielen Jahren oben auf dem Treppchen der elektromobilen Kraftfahrzeuge. Die Bewertung unserer Gastautoren könnte deutlicher nicht sein: Zusammenfassend lässt sich derzeit Chinas Spitzenposition bei Marktentwicklung und industrieller Wertschöpfung auf Fahrzeug-, System- und Komponentenebene festhalten. In Kombination mit immer besseren Fahrzeugen ist China aktuell klar Leitmarkt im Bereich der Elektromobilität.

Gehört der Smog in Chinas Städten bald der Vergangenheit an?

Und auch die Luft in den Städten wird zunehmend besser. Einen Beitrag dazu leisten die Elektro-Roller, von denen Jahr für Jahr einige Millionen neu zugelassen werden. Obwohl die E-Roller zunächst nicht Teil der industriepolitischen Strategie waren, entwickelt sich das Geschäftsfeld mit der lautlosen Mobilität auf zwei Rädern rasant. Auf dem ganzen Globus mischen die Chinesen mittlerweile den Zweiradmarkt auf.

Völlig zum Erliegen kommt der Verkehr in der chinesischen Hauptstadt, wenn der „Gelbe Drache“ wütet.  So wird der gefürchtete Sandsturm, der aus den Wüsten des Nordens und Ostens mitunter das öffentliche Leben völlig lahmlegt, genannt. Die Ereignisse nehmen Dank einer neuen Mauer ab.  Um die Ausbreitung der Wüsten im Zaum zu halten und ihnen Land wieder abzutrotzen, wurde bereits 1978 das Projekt der Grünen Mauer auf den Weg gebracht.  Wir in der Redaktion glauben, dass in einem Schwerpunkt über Energie und Klimaschutz in China das größte Umweltprogramm auf dem Globus nicht fehlen darf.

Auch in Hongkong und Taiwan wächst die Bedeutung des Klimaschutzes

Die „Taiwan Renewable Energy Alliance”, kurz TRENA, ist eine noch junge Nichtregierungsorganisation in Taiwan. Erneuerbare Energien spielten auf dem Inselstaat bis 2014 fast keine Rolle. Die Allianz TRENA hat sich des Themas angenommen und sich Verbündete gesucht. Nach der Wahl 2016 begann die Regierung, eine taiwanische Energiewende auf den Weg zu bringen. Noch sind die Anfänge eher bescheiden. Ziel ist es, bis 2025 den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromproduktion auf 20 % auszubauen.

Hongkong kann mit einem ganz eigenen Rekord aufwarten: Über 90% des lokal produzierten Stroms fließen in den Gebäudesektor. In diesem Bereich entstehen über 60% der stadtweiten Treibhausgasemissionen. Kein Wunder, dass die Energieeffizienz dort ein zentraler Baustein für den Klimaschutz ist. Forscher wollen nun systematisch Daten über den Energieverbrauch in den Gebäuden sammeln.  Um zu ermitteln, wo man effizient Energie einsparen könne, müsse man zunächst Datentransparenz schaffen.