Chinas Batterieindustrie im globalen Aufschwung

Gastautor Portrait

Axel Thielmann

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI - Stellvertretender Leiter des Competence Centers Neue Technologien, Leiter des Geschäftsfelds Industrielle Technologien

Studium der Physik an der Friedrich-Alexander Universität (FAU) Nürnberg-Erlangen und der Universidad de Cantabria, Santander (Spanien) 1996–2001. Diplom in Physik (2001). Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Nanotechnologie (INT) des Forschungszentrums Karlsruhe (FZK) und der Universität Karlsruhe TH und Dissertation auf dem Gebiet der molekularen Elektronik zum Thema »Kotunnel-Strom und Schrotrauschen in Molekülen und Quantenpunkten« 2002–2005. Promotion zum Dr. rer. nat. (2005). Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Functional Nanostructures (CFN) und an der Universität Karlsruhe TH 2005–2006. Arbeit als Patentingenieur auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes in der Patentanwaltskanzlei Dr. Gassner & Partner, Erlangen 2006–2007. Seit März 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter im Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Koordination der Nanotechnologie Aktivitäten am Fraunhofer ISI. Seit 2009 Vertreter des Fraunhofer ISI in der Fraunhofer-Allianz Nanotechnologie (FNT). Seit 2012 Vertreter des Fraunhofer ISI in der Fraunhofer-Allianz Batterien. Seit 2015 Mitglied der UAG2.2 Batterietechnologie der NPE. Seit Februar 2010 stellvertretender Leiter des Competence Centers Neue Technologien und seit Juni 2016 Leiter des Geschäftsfelds Industrielle Technologien.

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18. Mai 2020

China ist weiterhin Leitanbieter für Batterien und Leitmarkt für Batterien und Elektromobilität. In 2019 lag die globale Batterienachfrage bei etwa 200 GWh, wobei 45% der Nachfrage auf Elektroautos, 18% auf alle weiteren Elektromobilitätsformen, 7% auf stationäre Speicher und 30% auf Konsumerzellen entfielen. Um 2025 wird sich die globale Nachfrage auf vermutlich 700 bis 1500 GWh erhöhen und jenseits 2030 ein globaler Markt von mehreren TWh entstehen. Dieser Markt wird dominiert sein durch die Batterienachfrage für Elektroautos aber auch für Nutzfahrzeuge wie E-Busse, E-LKW sowie vielfältige Formen der Mikromobilität.

Standortverlagerung der Zellproduktion

Links die global angekündigten Zellproduktionskapazitäten für Batteriezellen für Elektromobile und stationäre Anwendungen (großformatige Pouch und Prismatische sowie große zylindrische Zellen) nach Produktionsstandorten und Ländern. Rechts die global angekündigten Zellproduktionskapazitäten nach Sitz der Zellhersteller. In den Grafiken ist die erwartete Nachfrage dargestellt, welche sich aktuell eher am unteren dargestellten Szenario entwickelt. Die Ankündigungen sind als aktuelle maximal-Szenarien zu verstehen und dürften in der Realität mit einigen Jahren Verzögerung entstehen. Ebenso wird sich zeigen müssen, ob sich alle Akteure - insbesondere neue und nicht etablierte Hersteller in diesem Wachstumsmarkt beweisen werden können. Der Vergleich der Grafiken zeigt eine deutliche Standortverlagerung der Zellproduktion von chinesischen, koreanischen und japanischen Herstellern in Weltregionen jenseits Chinas (besonders nach Europa).

Entwicklung der Märkte und der Nachfrage

Somit sehen wir aktuell Anzeichen für ein Aufbrechen des chinesischen Binnenmarktes auch für andere asiatische Zellhersteller...

Axel Thielmann

Bereits heute liegt die Nachfrage nach Elektroautos in China bei fast der Hälfte des globalen Absatzes und die Fahrzeugbatterien kommen hierbei von chinesischen Zellherstellern. China bedient also seinen eigenen enormen Binnenmarkt. Die Marktanteile der Zellhersteller verteilen sich für Elektroauto-Batterien derzeit zu etwa 45% auf chinesische, 38% japanische und 18% koreanische Zellhersteller.

Mit den globalen Wachstumsmärkten neben Asien auch in Europa und den USA werden in den kommenden Jahren Zellproduktionskapazitäten auch an diesen Standorten aufgebaut werden. Ankündigungen global reichen bis 2025 bis zu 1500 GWh und langfristig bis über 2000 GWh wobei gerade an Standorten in Europa langfristig bis zu 600 GWh aufgebaut werden dürften. Chinesische Unternehmen wie insbesondere CATL gehören bereits heute zu etablierten Zulieferern von Zellen für die Automobilindustrie und werden sich zunehmend an den globalen Elektroauto-Produktionsstandorten jenseits Chinas ansiedeln.

Auch koreanische Zellhersteller wie LG Chem, Samsung SDI, SK Innovation und japanische Zellhersteller wie Panasonic verfolgen diese Ansiedlungsstrategie und verlagern ihre Produktionsstandorte – dabei übrigens auch zunehmend in den chinesischen Wachstumsmarkt hinein.

Somit sehen wir aktuell Anzeichen für ein Aufbrechen des chinesischen Binnenmarktes auch für andere asiatische Zellhersteller und zugleich eine globale Standortverlagerung bzw. -ausweitung chinesischer, koreanischer und japanischer Hersteller. Ob hierbei auch deutsche bzw. europäische Zellhersteller und Newcomer eine Chance haben werden in dem Batteriemarkt Fuß zu fassen hängt davon ab, ob sie wettbewerbsfähige Batteriezellen produziere können. Hierzu müssen sie nicht nur skalieren und enorme Investitionen mit hohem Risiko tätigen, sondern auch Zuliefer-/Abnehmer-Beziehungen von Batterierohstoffen bis zu den OEM aufbauen. Die Qualitätsstandards und Preiserwartungen der OEM sind dabei hoch. Chinesische Unternehmen haben hierbei den früheren Rückstand gegenüber japanischen und koreanischen Unternehmen längst aufgeholt und zählen zu Zulieferern von Batteriezellen mit hoher Qualität zu den wettbewerbsfähigsten Preisen.

Die entstehende Batterienachfrage in Europa, Amerika, Asien und weiteren Weltregionen ist gewiss – einige Jahre hin oder her. Ob sich hierbei neben den Marktführern aus China, Korea und Japan auch neue Hersteller etablieren werden können, wird sich zeigen müssen. Die Karten für die chinesischen Hersteller stehen dabei gut, sich nun auf den globalen Märkten zu positionieren und ihre dominierenden Marktanteile auch in Zukunft unverändert zu halten. Oder gar auszubauen?

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