Umfrage: Muss Europa in der Speichertechnologie die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern fürchten?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
06. Juni 2018
Grafik mit drei Batterien zur Illustration des Themas Speichertechnologie
Grafik: pixabay

In der Speicherzellenproduktion hat Asien Europa inzwischen abgehängt. Muss Europa die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern fürchten?

90 Prozent der globalen Batteriezellen-Produktion entfallen auf Asien. Vor allem in China und Süd-Korea sitzen die großen Player wie Samsung, Panasonic oder CATL, die weltweit die Märkte beliefern.

Im letzten Jahr schloss in Thüringen der letzte deutsche Produzent von Zellen die Fabriktore. Der Niedergang der Branche in Deutschlandkommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, denn es geht um eine Schlüsseltechnologie der globalen Energiewende und ein Marktvolumen von einigen hundert Milliarden Euro pro Jahr.

Brüssel baut eine europäische Batterieallianz

Aktionsplan der European Battery Alliance (EBA)
Aktionsplan der European Battery Alliance (EBA)

Grafik: European Battery Alliance (EBA)

Die Europäische Kommission hat die von uns aufgeworfene Frage für sich bereits beantwortet. In einer, von der EU bisher so nicht gekannten, aktiven Industriepolitik drückt Energiekommissar Maroš Šefčovič aufs Tempo. Er will, dass Europa bei der Speichertechnologie künftig eine führende Rolle spielt. Zusammen mit zahlreichen Partnern aus der Industrie will er eine Europäische Batterieallianz (European Battery Alliance, EBA) formen. Im Februar stellte er einen 20-Punkte-Planvor.

Und die Industrie zieht mit. Derzeit zeigen 120 Partner, Produzenten, Forschungseinrichtungen, Zulieferer und Abnehmer, Interesse. Šefčovič geht davon aus, dass in Europa mittelfristig zehn bis 20 Fabriken nötig sein werden. Sehr konkret sind dabei schon die Pläne von Northvolt, einem schwedischen Batteriespezialisten, gediehen. Beim Aufbau der dortigen Giga-Fab ist, wie SPIEGEL ONLINE berichtete, Siemens mit im Geschäft.

Europa nimmt Herausforderung in der Speichertechnologie an

In Frankreich steht das weniger bekannte Unternehmen Saftin den Startlöchern, um mit dem Geld aus der EU eine Massenfertigung aufzubauen. Und in Deutschland hat sich unter dem Dach der Neugründung Terra-Eein Konsortium gefunden, in dem alles vertreten ist, was in diesem Markt Rang und Namen hat. Da auch der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier, eine Batteriezellenfertigung in Europa aufbauen will, herrscht offenbar Einigkeit: Europa nimmt die Herausforderung in der Speichertechnologie an.

Nur Bosch steigt aus

Umso überraschender kam in diesem Jahr die Absage von Bosch, einem der größten Zulieferer der Welt für die Automobilproduktion. Das Unternehmen will keine eigene Zellproduktion aufbauen. Bosch verdient derzeit sehr gut im Batteriegeschäft. Die Stuttgarter kaufen die Zellen in Asien und konfektionieren sie für ihre industriellen Kunden. Die Batterien von Bosch stecken in Elektro-Rollern, Motor- und Fahrrädern. Eine Zellfertigung mit einer Jahreskapazität von 200 Gigawattstunden würde, so schätzt das Unternehmen, ca. 20 Milliarden Euro kosten. Der Zulieferer Bosch hat offenbar keine Sorge, in der Speichertechnologie in Abhängigkeit zu geraten.

Über welche Speicher sprechen wir?

Speicher (Batterien oder Akkus sind synonyme Begriffe) gibt es für Hunderte von Anwendungen. Als Schlüsseltechnologie in der Energiewende sind diese drei Typen von Bedeutung:

  • Heimspeicher, um den Strom aus der Solaranlage oder dem Kleinwindrad zu speichern, haben meist eine Kapazität von fünf bis zehn kWh.
  • Batterien für Pkws werden in der Größenordnung von 15kWh bis hin zu 120 kWh verbaut.
  • Großbatterien von mehreren MWhkommen in der Industrie zum Einsatz, um das Netz zu stabilisieren und Regelenergie-Dienstleistungen zu verkaufen.

Allen drei Speichertypen gemein: Die jeweiligen Märkte sind ausgesprochen dynamisch. Sie zeichnen sich durch überdurchschnittliche steigende Wachstumsraten, rasant fallende Preise und ein hohes Innovationstempo aus.

Collage der drei wichtigsten Speichertechnologien: Heimspeicher, Batterien von Elektroautos und Großspeicher
Die drei wichtigsten Speichertechnologien sind: Heimspeicher, Batterien von Elektroautos und industrielle Großspeicher

Weitere Informationen

Deutschland spielt auf dem Markt bislang eine Nebenrolle. Die für die Batterieproduktion erforderlichen Zellen werden aus Asien importiert. Das deutsche Marktvolumen beträgt derzeit ca. fünf Milliarden Euro.

Wer sich intensiver mit dem Thema befassen möchte, dem sei der kostenpflichtige Euwid-Report „Energiespeicher im Aufwind“empfohlen.

Wer es lieber persönlicher mag, ist herzlich zu unserem Debatten-Abend Speicher am 19. Juni 2018 in Stuttgart eingeladen. Dort u.a. zugegen: Der Präsident des Bundesverbandes Energiespeicher, Thomas Speidel.  Wie immer haben wir einige Plätze bei dieser Veranstaltung für die Besucherinnen und Besucher unserer Plattform reserviert. So können Sie teilnehmen: Bitte melden Sie Ihre Teilnahme bis spätestens Montag, 11. Juni per Mail an: anmeldung@energie-klimaschutz.de

Ergänzende Informationen erhalten Sie im Zuge der Teilnahmebestätigung.

Vom Debattenabend gibt es auch einen Livestream

Haben Sie keine Gelegenheit zur Veranstaltung nach Stuttgart zu kommen, interessieren sich aber fürs Thema? Wenige Tage vor der Veranstaltung veröffentlichen wir auf der Veranstaltungsseite den Link zum Livestream des Abends, über den Sie der Veranstaltung folgen können.

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