Elektromobilität im Stauferland – EMiS

Gastautor Portrait

Andreas Braun

Universität Stuttgart

Andreas Braun ist seit 2013 akademischer Mitarbeiter und Doktorand am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart. Er studierte Geographie an den Universitäten in Tübingen und Stuttgart sowie an der University of Washington (USA). Forschungsinteressen sind Umwelt und Verkehr, Elektromobilität, Carsharing und Geoinformatik.

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27. Oktober 2014

Erfolgreiche Zusammenarbeit im Bereich Elektromobilität 
Auch in den Mittelzentren mit Anschluss an den ländlichen Raum gewinnen die Themen Nachhaltigkeit und Elektromobilität zunehmend an Bedeutung und entfalten sich in immer mehr Facetten und Anwendungsbereichen. Vor etwa zwei Jahren feierte man daher in Göppingen den Auftakt zum Projekt EMiS (Elektromobilität im Stauferland – integriert in Stadtentwicklung und Klimaschutz).

Während in der Vergangenheit Modellprojekte im Bereich der Elektromobilität ausschließlich in Großstädten und Ballungsräumen durchgeführt wurden, sollte die Zukunftstechnologie im Rahmen von EMiS erstmalig in Städten mittlerer Größe erprobt werden – und zwar in Göppingen und Schwäbisch Gmünd in der Region Stuttgart. Partner im Projekt sind neben den beiden Stadtverwaltungen die Energieversorgung Filstal GmbH, die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd GmbH, die ETG Entsorgung + Transport GmbH, die Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallentsorgung mbH, die Heldele GmbH aus Salach und die Wohnbau GmbH Göppingen. Die Forschungsgruppe „Stadt ǀ Mobilität ǀ Energie“ am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart begleitet das Projekt wissenschaftlich.

BraunLadesäulen

In Schwäbisch Gmünd fand die Abschlussveranstaltung des Projekts statt. Das dreijährige Konsortial- und Forschungsprojekt endet zum 31.12.2014. Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur konnten im Rahmen des Projekts in beiden Städten mehrere Maßnahmen umgesetzt werden.

So wurde beispielsweise im Göppinger Wohnquartier StadtGarten ein wohnortnahes E-Carsharing etabliert. Um das Angebot vor Ort bekannt zu machen und die Bewohner zur Nutzung des nachhaltigen Mobilitätsangebots zu mobilisieren, wurde die speziell auf das Wohnquartier zugeschnittene Informationsbroschüre „nachhaltig mobil im StadtGarten“ erstellt. Neben allen wichtigen Informationen zum E-Carsharing-Angebot bot die Broschüre zahlreiche weitere Tipps zur Gestaltung nachhaltiger Mobilität im Alltag. Um den eigenständigen Effekt der Maßnahme auf die Akzeptanz und Nutzung des E-Carsharing zu untersuchen, erhielt dabei nur ein Teil der StadtGarten-Bewohner die Informationsbroschüre, eine Kontrollgruppe erhält die Broschüre zunächst nicht. Eine nachfolgende Befragung der Bewohnerschaft konnte zeigen, dass die Informationsmaßnahme positiven Einfluss auf den Kenntnisstand des E-Carsharing-Angebots und dessen Nutzung ausübt.

BraunToolbox

Im Bereich der Ladeinfrastruktur wurden im Projekt 20 zusätzliche Stationen aufgebaut, darunter eine Schnell-Ladestation in Schwäbisch Gmünd. Ausgangspunkt war die Entwicklung eines stadtplanerischen Konzepts zur Verortung von Ladeinfrastruktur. Es basiert auf einer Typisierung von Wohnquartieren im Untersuchungsgebiet („Elektromobile Quartierstypologie“). Durch diese wird das Konzept auf andere Mittelstädte übertragbar. Speziell entwickelte Routinen ermöglichen die automatisierte Erstellung der Quartierstypen in einem geographischen Informationssystem. Das Konzept wurde durch eine Befragung von 150 elektromobilitätserfahrenen Nutzern in der Region verifiziert. Dabei sprachen sich beispielsweise 90 Prozent der Befragten für einen Ausbau der Ladeinfrastruktur an Parkplätzen und Parkhäusern in der Innenstadt oder bei Einkaufszentren aus. Als finales Element des Konzepts wurde eine strukturierte Multi-Stakeholder-Diskussion entworfen. Darin werden die entwickelten Standortvorschläge mit allen beteiligten Interessensvertretern evaluiert. Durch eine Roaming-Lösung zwischen unterschiedlichen Ladesäulensystemen konnte ein barrierefreies Laden innerhalb und außerhalb der Region realisiert werden.

Des Weiteren fährt in beiden Landkreisen seit August jeweils ein Hybrid-Abfallsammler durch die Straßen und durch mehrere Aktionstage hatte die Bevölkerung in beiden Städten die Gelegenheit, Elektromobilität hautnah zu erleben und auszuprobieren. Zentraler Output des EMiS-Projekts wird die „EMiS-Toolbox für Elektromobilität in Kommunen“ sein. Sie zeigt auf, wie und unter welchen Bedingungen sich eine Kommune zur „elektromobilen Stadt“ entwickeln kann. Dabei sollen Maßnahmen und Instrumente vorgestellt werden, mit denen die unterschiedlichen Handlungsfelder in EMiS bearbeitet wurden. Die EMiS-Toolbox wird ab Januar 2015 als PDF und in gebundener Form verfügbar sein.
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In dieser Reihe erschienen bisher:
E-Mobilität im ländlichen Raum
Zusammen wird ein Schuh draus

Elektromobilität trifft erneuerbare Energien

Der lange Weg zur Normalität

Infografik E-Mobility

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