Im Verbundprojekt iZEUS (intelligent Zero Emission Urban System) hat ein interdisziplinäres Team aus Wirtschaft und Wissenschaft in den vergangenen zweieinhalb Jahren integrierte Smart Grid- und Smart Traffic-Konzepte entwickelt. Das Team ging dabei diesen beiden zentralen Fragen nach: Wie lassen sich erneuerbare Energiequellen in intelligente Netze integrieren? Wie kann eine IT-Plattform aussehen, die ein dezentrales Lademanagement für die Elektromobilität ermöglicht? Damit unterstützt iZEUS das übergeordnete Ziel der Bundesregierung, bis 2020 deutschlandweit eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen.
Im iZEUS-Team engagierten sich neben der EnBW als Konsortialführer diese Partner: SAP, ads-tec, Daimler, Fraunhofer Gesellschaft, Karlsruher Institut für Technologie, Opel , PTV Group, und TWT. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
Nach Abschluss des Projekts traf die Redaktion des Energiewende-Blogs die Projektleiterin Dr. Christina Schober zu einem Interview.
DEZ: Auf der iZEUS-Website (www.izeus.de) wird von intelligenten Konzepten für das Energie- und Verkehrsnetz von morgen gesprochen – Wie können diese Konzepte aussehen?
Dr. Schober: Mittels einer intelligenten Steuerung der Ladevorgänge und die Einbindung stationärer Speicher in Kombination mit Fahrzeugbatterien kann die Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz verbessert werden. Dadurch können Lastspitzen vermieden und somit das Stromnetz entlastet werden. Netzdienstleistungen können darüber hinaus indirekt durch Anreizeffekte für das Fahrzeug aus dem Netz heraus erbracht werden, sowie direkt durch dynamische Anpassungen des Ladeverhaltens durch das Fahrzeug selbst erfolgen.
DEZ: Welche Lösungen auf Kundenseite ergeben sich aus dem Projekt?
Dr. Schober: Es wurden gleich mehrere konkrete Lösungen entwickelt. SAP beispielsweise wird künftig ein Flottenenergiemanagementsystem anbieten, das basierend auf den betrieblichen Anforderungen, den Kapazitätsgrenzen des firmeneigenen und öffentlichen Stromnetzes, sowie Anforderungen des Energiemarkts Fuhrparkflotten optimiert. Die EnBW hat die erste deutschlandweit nutzbare und wieder aufladbare Prepaid-Ladekarte entwickelt und schließt mit der Kommerzialisierung die Produktentwicklung im Anschluss an das Projekt ab.
Mindestens genauso wichtig aber sind die Impulse, die gegeben wurden, um den künftigen Einsatz von E-Fahrzeugen zu erleichtern bzw. attraktiver machen zu können. Hier ist z.B. die Entwicklung von speziellen Navigationsdiensten zu nennen, die nutzerspezifische Fahrprofile, Steigungen und Straßenkategorien berücksichtigen und einen einzigartigen Reichweitendienst bieten – die aktuelle Restreichweite wird intuitiv auf der Karte visualisiert.
— Android-Navigationsoberfläche der PTV aus iZeus —
DEZ: Eine Herausforderung im Zusammenhang mit E-Mobility ist die Ladeinfrastruktur, was konnte hier erreicht werden
Dr. Schober: Hier gibt es grundsätzlich zwei Aspekte, die betrachtet werden sollten. Zum einen gibt es bisher keine flächendeckende Ladeinfrastruktur, gerade im ländlichen Raum, um E-Mobility ausreichend attraktiv für potentielle Nutzer zu machen. Zum anderen ist die bestehende Ladeinfrastruktur nicht einheitlich nutzbar, es handelt sich vielmehr um Insellösungen mit jeweils unterschiedlichen Abrechnungssystemen.
Für einen angestrebten deutschlandweit einheitlichen Ladeverbund wurden erstmals übergreifende Roamingkonzepte umgesetzt, die den Nutzern Zugang gewähren via standardisierten Schnittstellen zwischen verschiedenen Backend-Systemen, wie z.B. econnect Germany, oder zwischen Backendsystem und Roamingplattformen, wie z.B. hubject. Mit der Prepaid-Ladekarte kann auf diese Weise erstmals deutschlandweit geladen werden.
DEZ: Ist das Ziel der Bundesregierung eine Million E-Fahrzeuge bis 2020 auf Deutschlands Straßen zu haben durch iZEUS ein Stück näher gerückt?
Dr. Schober: iZEUS hat durch die Vernetzung von Ladeinfrastruktur, der Entwicklung von diskriminierungs- und barrierefreien Zugangssystemen sowie innovativen Mobilitätsdiensten einen wesentlichen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Elektromobilität geleistet. Aber ohne finanzielle oder sonstige Anreize wird das Ziel eine Million Elektrofahrzeuge aufgrund der hohen Investitionskosten für Fahrzeuge und Infrastruktur wahrscheinlich jedoch nur sehr schwer erreichbar sein.
DEZ: Wie geht es jetzt weiter?
Dr. Schober: Wir haben wesentliche Erkenntnisse aus dem Projekt und den Pilotprodukten gewonnen, auf denen wir jetzt aufbauen können. Jetzt werden entsprechende Geschäftsmodelle und Produkte weiterentwickelt und für den Markt fertiggestellt.
Wir sind also mittendrin und nutzen das sehr gute Netzwerk der Partner im Konsortium weiterhin.
Vielen Dank für das Gespräch
Zur Person
Dr. Christina Schober studierte Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel in München und promovierte 2008 in Stuttgart. Nach mehr als sechs Jahren im Vertrieb und der Projektentwicklung von Biogasanlagen widmet sie sich seit 2013 einem neuen Aufgabengebiet: Dr. Schober verantwortet vertriebsseitig das iZEUS-Projekt, ein wesentlicher Baustein des Sonder- und Förderprogramms Elektromobilität im EnBW-Konzern, und ist für die Entwicklung übergreifender Energielösungen mitverantwortlich. Als Projektleiterin und Konsortialführerin führte sie seit September 2013 das Verbundprojekt „iZEUS“.
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Redaktioneller Hinweis:
Interessante Zahlen, Daten und Fakten zur E-Mobility finden Sie hier.
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Elektromobilität als Teil der Energiewende
Bisher erschienen:
E-Mobilität im ländlichen Raum, Alexander Bonde (Minister f. ländlichen Raum und Verbraucherschutz)
Zusammen wird ein Schuh draus, Hermann Albers (Bundesverband WindEnergie)
>> Elektromobilität trifft erneuerbare Energien, Kai (EnBW)
Der lange Weg zur Normalität, Dirk Bischoff (EnBW Energie Baden-Württemberg AG)
Infografik E-Mobility, Jacek (EnBW)
Keine Energiewende ohne Mobilitätswende, Kurt Sigl (Bundesverband eMobilität)
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