Kann das noch gut werden? Vor dem Weltklimagipfel in Dubai

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Bild: Shutterstock.com/Tada Images

Das Klima geht uns alle an. Wenn Klimaschutz gelingen soll, braucht es die ganze Welt, denn wir haben nur dieses eine, nach dem Konsensprinzip beschließende Konferenzformat des Weltklimagipfels. Das laufende Jahr hat mit all seinen Wetterextremen, den globalen Temperaturrekorden der Luft und in den Meeren, der Welt noch einmal die Dringlichkeit vor Augen geführt: Ein Weiter so bedeutet, dass wir nicht nur das Pariser Klimaziel, den Temperaturanstieg auf 1,5 ° oder mind. deutlich unter 2° zu begrenzen, verfehlen, sondern gleich mehrere Tippingpoints irreversibel losgetreten werden. Kann, so lautet die bange Frage, die 28. Weltklimakonferenz das Ruder herumreißen?

COP28 unter Druck: Schneller und effizienter Klimaschutz nötiger denn je

Die Welt schafft es nicht, die Klimakrise in den Griff zu bekommen

UN-Generalsekretär António Guterres

Die Situation ist ernst. Der Patient Erde gehört auf die Intensivstation. Sechs von neun Planetaren Belastungsgrenzen wurden in 2023 vollständig beschrieben. Doch anstatt ins Krankenhaus zu kommen, nimmt der Druck auf die Erde weiter zu.

Dabei ist der anhaltende Anstieg der globalen Treibhausgasemissionen nur einer der Indikatoren. Mehr als 15.000 Wissenschaftlerinnen aus aller Welt haben einen Weckruf an die Politik unterzeichnet. Die Menschheit, so heißt es dort, betrete Neuland. Wir warnen vor einem möglichen Zusammenbruch natürlicher und sozioökonomischer Systeme in einer Welt, in der wir mit unerträglicher Hitze, häufigen extremen Wetterereignissen, Nahrungsmittel- und Süßwasserknappheit, steigenden Meeresspiegeln, mehr auftretenden Krankheiten sowie zunehmenden sozialen Unruhen und geopolitischen Konflikten konfrontiert sein werden.“ Mehrere im Laufe des Jahres erschienene Studien untermauern, dass diese Bedrohung sehr real ist.  Und auch der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Petteri Taalas, ist zutiefst besorgt: „Trotz Jahrzehnten von Warnungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft, Tausender Seiten von Berichten und Dutzenden Klimakonferenzen bewegen wir uns immer noch in die falsche Richtung.

Denn mit der Umsetzung der Vereinbarung von Paris hat es die Weltgemeinschaft offenbar nicht eilig. Bezug nehmend auf eine Auswertung der UN zur Umsetzung der nationalen Klimaschutzpläne konstatierte UN-Generalsekretär António Guterres: „Die Welt schafft es nicht, die Klimakrise in den Griff zu bekommen“.

Fakt ist, dass wir auf eine Erhöhung von 2,7° zusteuern und mit der COP28 die Hoffnung einer Kurskorrektur verbunden ist. 

Nirgends stehen die Zeichen auf Grün

Erstmals wird der Weltklimagipfel von einem Ölmanager geleitet.

Sultan Ahmed Al Jaber ist nicht nur Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, sondern auch Chef des nationalen Ölkonzerns Adnoc. Er vereint in seiner Person divergierende Interessen. Einerseits muss ihm als Gastgeber daran gelegen sein, den Weltklimagipfel zum Erfolg zu führen. Andererseits ist er Teil der fossilen Wirtschaftswelt und folglich steht auf seiner Agenda das Ziel, dass die Geschäfte mit Öl und Gas noch möglichst lange laufen. Schon lange steht er im Verdacht, die COP28 im Sinne der fossilen Wirtschaft leiten zu wollen. Whistleblower legten jetzt offen, wie der Klimaschutz auf der COP28 ausgebremst werden soll.

Sultan Ahmed Al Jaber hat das Beratungsunternehmen McKinsey & Company beauftragt, ihn bei der Durchführung der COP28-Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen zu beraten. Die von Whistleblowern veröffentlichten Papiere zeigen, dass die Beratung von McKinsey darauf hinlaufen wird, die Anstrengungen zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zu untergraben.

Von Prinz Al Jaber ist bekannt, dass er auf Carbon Dioxide Removal (CDR) setzt. Er würde gerne die fossile Karte ausreizen und hofft darauf, dass in wenigen Jahren Technologien zur Verfügung stehen, um CO2 günstig und in großen Mengen aus der Atmosphäre zu holen oder direkt bei Entstehung binden zu können.

Kooperation in einer Welt voller Konflikte?

Die Beschleunigung des Klimaschutzes in fast allen der 195 Staaten, die das Abkommen von Paris unterzeichnet haben, steht ganz oben auf der Agenda der COP28. Die anderen Themen wie der Schutz der Wälder, die Sicherung der Böden und vor allem die Finanzierung der Klimaanpassung, des Ausgleichs der Schäden und der Transformation in den ärmeren Ländern sind jedoch alles andere als vernachlässigbar und hoch umstritten.

Lassen sich in Dubai schwierige Kompromisse aushandeln von einer Weltgemeinschaft, die derzeit eher auf Konflikt als auf Kooperation gestimmt ist?

Ist die Weltgemeinschaft derzeit überhaupt in der Lage, sich auf dringend notwendige Schritte beim globalen Klimaschutz zu verständigen?

Aber es gibt auch hoffnungsvolle Signale

Einen Teilerfolg konnte die Präsidentschaft in Vorbereitung der Konferenz beim Loss-and-Damage-Fonds erzielen. Die Einrichtung des Fonds wurde bei der COP27 beschlossen. Zentraler Punkt ist die Frage der Klimagerechtigkeit: Wer ist verantwortlich für die Schäden? Wer zahlt für die Investitionen für die Anpassung? Die alten Industrieländer wollten die Hundert von Milliarden nicht alleine stemmen. Jetzt aber sind die Ölstaaten und Schwellenländer mit im Boot, denn kurz vor dem Start der COP28 wurde ein Kompromiss erzielt: Für  vier Jahre soll der Fonds bei der Weltbank angesiedelt werden.  

Erst Mitte November haben US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping nach langer Pause wieder miteinander geredet. Zwar ging es in diesem Treffen nicht explizit um Klimapolitik, aber beide waren sich ihrer Verantwortung bewusst. Xi sprach davon, dass „er und Biden trügen große Verantwortung für beide Völker, die Welt und die Geschichte.“  

China ist ein wichtiger – vielleicht sogar der wichtigste – Protagonist, wenn es um die Reduktion des CO2-Ausstoßes geht. Viel hängt davon ab, wie es China gelingt, die hohe Abhängigkeit von Kohle abzubauen. Zwar hat das Land nach der Corona-Pandemie wieder verstärkt auf Kohle gesetzt, ist aber zugleich Vorreiter beim Ausbau Erneuerbarer Energien. Und auch in der Nutzung von E-Mobilität war China 2021 mit rund 8 Millionen zugelassenen Fahrzeugen weltweit führend.

Einen positiven Einfluss auf den globalen Klimaschutz hat auch das US-amerikanische Investitionsprogramm Inflation Reduction Act (IRA). Rund 369 Milliarden stehen für die Bekämpfung der Klimakrise zur Verfügung. Damit sollen u. a. der Ausbau Erneuerbarer Energieerzeugung gefördert und Emissionen von Gas- und Kohlekraftwerken reduziert werden. 

Nicht zuletzt sind die Anstrengungen auf europäischer Ebene so groß wie nie. Auch wenn zuletzt ein deutlicher Rechtsruck in vielen europäischen Ländern wahrzunehmen ist und die Klimapolitik damit ins Hintertreffen geraten könnte. Der Green Deal ist in der konkreten Umsetzung ein machtvolles Instrument für die industrielle und klimafreundliche Erneuerung Europas. Die Fortschritte in der Umsetzung der Gesetzesvorhaben machen Europa bei der COP zu einem Hauptprotagonist für reale Fortschritte.  

Ein gesundes Erwartungsmanagement und die positiven Kräfte stärken – das wird gefragt sein. Die Stiftung Energie & Klimaschutz wird in einem Sonderschwerpunkt zu der COP und deren Ergebnisse berichten.  

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