Bericht von der COP27 – Was sind Motivationen, Erwartungen und Erfahrungen? Einblicke vor Ort.

Sara Grambs

Young European Leadership, YEL

Aus Sharm El-Sheikh berichtet Energie-Reporterin Sara Grambs von der NGO Young European Leadership, einer gemeinnützigen und überparteilichen Non-Profit Organisation, auf unserem Blog von Ihren Eindrücken, Hoffnungen und Wünschen für die Konferenz. Sara Grambs absolviert derzeit den Master Studiengang International Development Studies an der Universiteit van Amsterdam (UVA) und hält einen B.Sc. in Politikwissenschaft der Technischen Universität in München (TUM).

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21. November 2022

Von Sonntag, den 6. November 2022, an blickte die Welt gespannt nach Sharm El-Sheikh, zur 27. UN-Klimakonferenz. Die „Conference of the Parties“ rang um eine internationale Einigung über den Umgang mit dem Klimawandel. Neben Zehntausenden von Verhandlungsführenden, Regierungsvertretenden, Unternehmen und Bürger*innen waren auch führende Politiker*innen nach Ägypten gekommen, um zu verhandeln. Unsere Energie-Reporterin Sara Grambs von der NGO Young European Leadership, einer gemeinnützigen und überparteilichen Non-Profit Organisation, war in Sharm El-Sheikh und berichtet auf unserem Blog von Ihren Eindrücken, Hoffnungen und Wünschen für die Konferenz.

Mila aus der Ukraine

Die Aktivistin Mila ist aus Mariupol in der Ukraine und möchte auf die Aufmerksamkeit auf die Umweltprobleme lenken, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine entstanden sind. Außerdem vertritt sie die ukrainische Jugend vor Delegierten aus anderen Ländern und versucht in den Austausch mit führenden Persönlichkeiten zu treten.

Sie ist glücklich darüber, dass die Jugend auf der diesjährigen COP27 eine hervorgehobene Rolle hat und hofft, dass sie ihre Zeit auf der COP so gut wie möglich nutzen kann, mehr Leute über die Verbindung zwischen Sicherheitspolitik und Klimapolitik aufzuklären.

Emmanuel aus Kenya

Emmanuel ist der Vorsitz der Green Teams Initiative, einem Unternehmen das junge Gründer*innen dabei unterstützt, nachhaltige Innovationen auf den nachhaltigen Markt zu bringen.  Auf der COP27 möchte er vor allem mit potenziellen Geschäftspartner*innen in Kontakt treten, um seine neue Initiative Greening Climate Actions voranzubringen. Er betont, dass klimapolitische Entscheidungen oft nur von Forscher*innen, Aktivist*innen und Politiker*innen getroffen werden.

Seine neue Initiative hingegen möchte mehr Mitglieder der Zivilgesellschaft und Gemeinden auf kommunaler Ebene in die Entscheidungsprozesse einbinden, damit Klimapolitik nach den Ideen, Ansprüchen und Forderungen der Zivilbevölkerung gestalten werden kann.

Tuulia aus Finland

Tuulia, Delegierte der NGO World YMCA, interessiert sich insbesondere für Menschenrechte und Klimagerechtigkeit auf der COP27. Sie nimmt an vielen Nebenveranstaltungen der COP27 teil, die in dem Bereich der sogenannten „Pavillons“ stattfinden, verfolgt jedoch auch einige der Verhandlungen, die sich mit Climate-Mitigation beschäftigen.

Tuulia ist aktuell mit den vielen Geschehnissen und Prozessen ein wenig überfordert und verwirrt, da es ihre erste Klimakonferenz ist. Trotzdem hat sie interessante und inspirierende Personen kennengelernt und neue Verbindungen knüpfen können.

Catalina aus Chile

Catalina ist eine intersektionale Klimaaktivistin aus Chile und Co-Gründerin der NGO „Latinas for Climate“. Latinas for Climate ist ein internationales Netzwerk junger lateinamerikanischer Feministinnen, das Bewusstsein für die Klimakrise aus einer geschlechtsspezifischen, menschenrechtlichen und lateinamerikanischen Perspektive schärfen will.

Ihre Erwartungen an die COP27 sind eher gering, da sie die Prozesse der Vereinten Nationen als langwierig und die Veranstaltung selbst als sehr exklusiv und intransparent empfindet. Catalina betont, dass die Verhandlungen zur Finanzierung von Loss-and-Damage und Klimaschutz sehr wichtig sind und hofft auf positive Ergebnisse.

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Michael aus Uganda

Michael ist der Vorsitz der Organisation The Resilient 40, einem Jugendnetzwerk für Klimaschutz. Die Organisation bündelt die Forderungen von über 70 jungen Personen aus 29 afrikanischen Ländern nach mehr Klimaresilienz. Diese wollen sie erreichen, in dem sie das Thema Nature-based Solutions und indigene Wissensschätze stärker auf die Agenda setzen.

Stefanie aus Deutschland

Stefanie repräsentiert die Organisation World YMCA, die weltweit größte Jugendbewegung. Bei der COP27 konzentriert sich Stefanie auf Klimagerechtigkeit und darauf, wie die Stimmen der Jugend weltweit verstärkt werden können. Ihr ist es wichtig, dass junge Personen einen Platz am Verhandlungstisch bekommen und die Resultate der Verhandlungen positiv beeinflussen können.

Stefanie sagt aus, dass sich die Konferenz für sie fast wie ein „Sommercamp“ anfühlt, da es bereits ihre fünfte COP ist und sie die komplizierten Abläufe inzwischen durchblicken kann.

Hanah aus Estland

Hanah ist die estnische Jugenddelegierte für die Klimaverhandlungen auf der COP27. Zusammen mit dem estnischen Umweltministerium und Fridays for Future Estonia wird sie in verschiedenen Verhandlungen und Panels Statements und Forderungen der estnischen Jugend vortragen. Hanah interessiert sich besonders für die Vielfalt an unterschiedlichen Menschen, Kulturen, Themen und Diskussionen, die auf der Klimakonferenz zu erleben sind. Sie möchte verstehen, ob die Verhandlungen über das Klima tatsächlich vorangehen und hofft, dass sich die Ambitionen verschiedener Nationen durch den multilateralen Austausch stärken.

Am meisten haben sie junge Aktivist*innen, nicht nur für das Klima, sondern auch für Menschenrechte, beeindruckt. Zusammen mit Hanah habe ich eine Kundgebung und Panel-Diskussion mit Sanaa Saif, der Schwester des vom ägyptischen Regime inhaftierten Menschenrechts- und Demokratieaktivisten Alaa Abdel-Fattah besucht.

Akufuna aus Zambia

Wir sollten nicht mit unseren egoistischen Interessen kommen. Lasst uns ein kollektives Interesse haben: unseren Planeten. Am wichtigsten ist, dass wir uns gegenseitig in unserer Vielfalt verstehen. [...]

Akufuna aus Zambia

Der Sozialunternehmer Akufuna gründete die Bewegung „Young Volunteers for Environment“, um mit Jugendlichen in Zambia Kapazitäten aufzubauen und ihre Stimme zu stärken, damit die afrikanischen Länder gemeinsam eine größere Rolle im Kampf gegen die Klimakrise spielen können.

Seine NGO verbindet Jugendliche in Zambia und auf dem ganzen Kontinent, um einen Raum für neue grüne Innovationen und Unternehmen zu schaffen. Bei seiner ersten COP will er erfahren, wie die hochpolitischen Prozesse funktionieren, ob das 1,5-Grad-Ziel durch ehrgeizigen Klimaschutz noch zu erreichen ist und was mit denjenigen geschieht, die bereits unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden. Er appelliert: „Wir sollten nicht mit unseren egoistischen Interessen kommen. Lasst uns ein kollektives Interesse haben: unseren Planeten. Am wichtigsten ist, dass wir uns gegenseitig in unserer Vielfalt verstehen. Wir stehen alle vor unterschiedlichen Herausforderungen. Es geht nicht darum, wer das Gespräch oder die Verhandlungen gewinnen sollte. Es geht um die Frage, wie wir gemeinsam gewinnen können. […] Ich habe aufgehört den Klimawandel als Krise zu bezeichnen. Ich nenne ihn inzwischen eine Klima-Chance. Wir bekommen durch die Klima-Chance die Möglichkeit, unsere Netzwerke zu stärken, Zusammenarbeit zu fördern, Ideen auszutauschen, Finanzen zu erhöhen, Technologien zu finden und sich gegenseitig für ein nachhaltiges Leben auf unserem Planeten vorzubereiten.“

BengSeng aus Hong Kong

Die Ingenieurin BengSeng ist Mitglied der Organisation World YMCA. Auf der COP27 freut sie sich auf Diskussionen über Just Transition, dem gerechten Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft, und über Investments in klimafreundliche Energien. Sie wünscht sich eine kollektive CO2-Reduktion und verlässliche und messbare Maßnahmen, um diese zu erreichen.

Ihre erste COP empfindet BengSeng als sehr informativ und als eine bereichernde Erfahrung. Ihr Team auf der COP hat sich bereits mit mehreren Minister*innen ausgetauscht, die an der Perspektive der „Young Leaders“ interessiert sind.

Anatol aus Frankreich

Anatol ist ein Mitarbeiter der French Agency of Ecology und ist im Feld Klima und Energie tätig. Auf dem COP27 vernetzt er sich mit verschiedenen Akteuren und versucht, Klimaverantwortung auf die Agenda zu bringen. Insbesondere Finanzinstitutionen und Unternehmen sollen ihr CO2-Budget respektieren und weniger emittieren. Seine Organisation produziert standardisierte Nachhaltigkeits-Bewertungen, in denen viele Unternehmen und Banken bisher noch schlecht abschneiden. Dafür entwerfen Anatol und sein Team Pläne für den Übergang zu nachhaltigeren Unternehmensprozessen.

Sophie aus dem United Kingdom

Sophie ist die CEO der Non-Profit Organisation Future Leaders Network und zugleich eine der vier jungen Frauen, die das Climate Youth Negotiator Programme gegründet haben. Das Climate Youth Negotiator Programme bildet junge Talente aus allen Regionen der Welt dazu aus, die nächste Generation von Klimaverhandler*innen zu werden.

Sophies Team brachte 55 junge Verhandler*innen aus 27 verschiedenen Ländern auf die COP27, um für ihre jeweiligen Regierungen offiziell zu verhandeln. Das hat den Zweck, die Jungend in der Klimadebatte mehr „Empowerment“ zu geben, intergenerationelle Klimagerechtigkeit zu stärken und Talente zu befähigen, als Nachfolger*innen ihrer Regierungen in den zukünftigen COPs eintreten zu können.

Sie erwartet, dass je mehr junge Personen Teil einer Regierungsdelegation sind, umso ehrgeizigere Klimaziele getroffen werden können. Junge Leute haben keine Geduld mehr, langwierigen Prozessen ausgesetzt zu sein. Durch Sophies Programm bekommen sie die nötige Macht, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und eigenständig Verhandlungen zu gestalten.

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