Wir müssen reden! Warum der Talanoa-Dialog seinen Weg in Kommunen finden muss

Gastautor Portrait

Britta Sommer und Ilka Müller Sommer

Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK),

Britta Sommer ist seit 2012 im Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK) tätig. Ilka Müller ist seit 2017 Referentin im Team Öffentlichkeitsarbeit beim Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK).

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16. Juli 2018
Tüten mit der Aufschrift: Wir können Klimaschutz. Du auch.
Foto: Peter van Heesen

Menschen lieben Geschichten. Alltägliche Anekdoten erzählen wir genauso gern wie wir Familiengeschichten lauschen. Narrative über unser Leben prägen nicht nur unsere eigene Geschichte, sondern sind auch Teil unserer Identität. In dieser Tradition steht der „Talanoa-Dialog“. Er wurde auf der 23. Conference of the Parties (COP), der UN-Klimakonferenz in Bonn 2017, initiiert. Die Präsidentschaft der COP hatte die Republik Fidschi. „Talanoa“ ist eine Gesprächstaktik aus der Südsee, um Konsense zu finden und Konflikte zu lösen. Es meint das Erzählen, ohne etwas zu verbergen: Wahrheiten ansprechen, Argumente austauschen und gemeinsam den besten Weg zu einer Lösung finden. Wer etwas verbirgt, wird ausgeschlossen.

Der Klimawandel ist real – auch vor unserer Haustür

Und ist nicht genau das wichtig, wenn es um den Schutz des Klimas geht? Mit möglichst vielen Akteur_innen reden und Lösungen finden, die lokal umgesetzt werden und ihre Wirkung global entfalten? Menschen brauchen nicht nur die Bereitschaft zu handeln, sondern vor allem das Bewusstsein, wie existenziell der Klimawandel ist. Horrorszenarien werden uns dabei nicht helfen, Menschen für den Klimaschutz positiv zu emotionalisieren. Wir müssen Erfolgsgeschichten im kommunalen Klimaschutz erzählen, andere Kommunen damit ermutigen und zeigen: Hier, genau vor unserer Haustür, passiert schon eine Menge, um das Klima zu schützen! Unser aller Engagement ist gefordert – auf allen Ebenen, global bis lokal, von supranationalen über nationale bis hin zu kommunalen Institutionen. Denn nicht nur in Ländern des globalen Südens, sondern auch in Deutschland hat sich das Klima bereits verändert. Das erfahren wir am eigenen Leib durch Starkregenereignisse, verfrühte Sommertage im Frühling oder das Insektensterben. Offizielle Regierungsvertreter_innen sind genauso gefragt wie jede einzelne Bürgerin, jeder einzelne Bürger. Klimaschutz, um den Klimawandel zu begrenzen, braucht weltweites Engagement – das im Kleinen anfangen und erfolgreich sein kann.

Förderung, die in den Kommunen ankommt

Jojo mit der Aufschrift: Wir können Klimaschutz. Du auch.

Foto: Peter van Heesen

Die Bedeutung von lokalen Akteur_innen, Nachbarschaftsinitiativen und Kommunen in ihrem Engagement gegen den Klimawandel ist besonders wichtig. Das hat auch der „Gipfel der Städte und Regionen“ auf der COP in Bonn gezeigt. Dort wurde deutlich, dass 70 Prozent der energiebezogenen Treibhausgasemissionen im urbanen Umfeld entstehen, aber nur 60 Prozent der Volkswirtschaften ihre kommunale und regionale Ebene in die nationalen Klimaschutzpläne einbeziehen. Um lokale Akteur_innen und Kommunen in ihrem Engagement für den Klimaschutz zu unterstützen, sind die Regierungen gefragt. Sie tragen eine besondere Verantwortung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die lokalen Klimaschutz ermöglichen und fördern. Zu diesem Zweck wurde 2008 die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) vom Bundesumweltministerium (BMU) ins Leben gerufen. Im Rahmen der NKI werden Kommunen, Unternehmen, Verbraucher_innen, der Bildungsbereich und Vereine dabei unterstützt, Maßnahmen im Klimaschutz umzusetzen. Immer mit dem Ziel, langfristig einen Beitrag zu leisten, die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen und damit dem Klimawandel global zu begegnen.

Informieren, beraten, initiieren – dieser Dreiklang soll Klimaschutz im Rahmen der NKI ermöglichen. Zur Unterstützung und Beratung zu Fördermöglichkeiten im kommunalen Klimaschutz ist 2008 das Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK), das heute im Auftrag des BMU tätig ist, ins Leben gerufen worden. Von den Anfängen als Beratungsinstitution für Kommunen hat sich das SK:KK für viele Akteur_innen zur ersten Anlaufstelle in allen Fragen des Klimaschutzes entwickelt – auch über das kommunale Umfeld hinaus. Neben der Beratung zu Förderprogrammen wie der Kommunalrichtlinie übernimmt das SK:KK eine Mittlerfunktion zwischen dem BMU und der regionalen und lokalen Ebene.

Um unsere Arbeit gut und erfolgreich zu machen, müssen wir wissen, was die Menschen von den Küsten bis in die Berge, von West bis Ost bewegt. Welche guten Ideen schlummern dort und warten nur darauf, geweckt zu werden? Welche motivierenden Geschichten können erzählt und welche Erfahrungen und Kenntnisse weitergegeben werden?

Lasst uns gute Geschichten erzählen

Gute, nachahmenswerte Beispiele für Klimaschutzideen und -projekte in Kommunen gibt es zahlreich. Sie werden geprägt durch Menschen aus der Verwaltung, den Unternehmen, dem Ehrenamt und viele mehr, die etwas bewegen wollen, und die Chancen und Möglichkeiten nutzen, die ihnen geboten werden. Um als Land bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen wir alle aktiv werden. Wir brauchen eine langfristige Transformation, die unser Klima schützt und einen nachhaltigen Lebensstil etabliert – ein Ziel, das sich auch in den „Sustainable Development Goals“ (SDGs) wiederfindet.

Auch die NKI und das SK:KK stehen nicht still. Wir arbeiten daran, die Angebote zu verbessern: Fördermittel und Wettbewerbe an die Anforderungen der Kommunen anzupassen, den Austausch mit und zwischen den Akteur_innen zu verbessern, neue Ziele zu definieren und Wege zu ihnen zu finden. Wir möchten bei der Fortschreibung erfolgreicher Geschichten unterstützen und den Anstoß geben, neue Geschichten zu erzählen. Talanoa ist überall möglich – warum also nicht auch auf kommunaler Ebene? Das wäre die Chance, die vielen Akteur_innen des kommunalen Umfelds so einzubinden, dass die besten Lösungen für den kommunalen Klimaschutz gefunden werden. Also, lasst uns Ideen teilen und einander die guten Geschichten erzählen.

Über die Autorinnen

Britta Sommer

Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz

Britta Sommer ist seit 2012 im Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK) tätig. Sie berät Kommunen und Akteur_innen des kommunalen Umfelds zu Fördermitteln, unterstützt bei der Weiterentwicklung von Förderprogrammen im Rahmen der NKI und führt Veranstaltungen in Kommunen durch. Sie war in verschiedenen Tätigkeiten in Unternehmensberatungen und der politischen Kommunikation tätig und hat Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert. Britta Sommer absolviert derzeit einen berufsbegleitenden Master in Umweltwissenschaften und ist zertifizierte Umweltmanagerin.

Foto: David Ausserhofer

Ilka Müller

Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz

Talanoa Dialog

Ilka Müller ist seit 2017 Referentin im Team Öffentlichkeitsarbeit beim Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz (SK:KK). Sie hat Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte und VWL studiert, für regionale und überregionale Zeitungen, Blogs und Magazine geschrieben und am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in der Online-Kommunikation mit Schwerpunkt Energie und Umwelt gearbeitet.

Foto: Jannika Bergold

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