Von 06. bis 17. November fand in Bonn die UN-Klimakonferenz 2017 COP 23 statt. Während Deutschland nur als technischer Ausrichter fungierte, hatte der vom steigenden Meeresspiegel selbst betroffene pazifische Inselstaat Fidschi den Vorsitz. Die mediale Aufmerksamkeit und Berichterstattung hierzulande war groß, während die Ergebnisse „vermutlich nicht in die Geschichtsbücher eingehen“ werden, wie es beispielsweise der Deutschlandfunk einschätzte. Hat die Klimakonferenz also enttäuscht oder hat dieses Arbeitstreffen sein Soll erfüllt? Diese Frage diskutierten Experten aus Politik und Wirtschaft beim Debatten-Abend der Stiftung Energie & Klimaschutz.
Der Umweltsprecherin der österreichischen Grünen Christiane Brunner war es wichtig festzuhalten, dass die Klimakonferenz in Bonn geliefert hat, was man von ihr erwarten konnte. Das Problem beim Klimaschutz liegt ihrer Meinung nach vielmehr bei der fehlenden Umsetzung der Ergebnisse durch die Teilnehmerstaaten.
Wer nicht liefert, sind die Staaten zwischen den Konferenzen
Positive Signale sieht Brunner bei der Entstehung und Einbringung verschiedener Initiativen, wie der Powering Past Coal Alliance oder der Klimaschutzkampagne America’s Pledge. Von der Politik fordert sie dennoch klare Maßnahmen und Rahmenbedingungen, die Orientierung und Entwicklungschancen für die Wirtschaft bieten und Planungssicherheit geben. Dabei plädierte sie u.a. auch für das mittelfristige Verbot von Verbrennungsmotoren, da dies nach dem Klimabeschluss von Paris nur konsistent sei und zudem darüber entscheide ob die Arbeitsplätze in den Zukunftsbranchen zukünftig in Deutschland, in Österreich, in der EU oder doch in China sein werden.
Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°, reiste ernüchtert von der Klimakonferenz ab. Sie bemängelt vor allem die hohe Anzahl an nicht abgestimmten Positionen im Abschlussbericht und hofft auf deren Klärung beim nächsten Gipfel in Polen. Optimistisch sieht sie vor allem die große Zahl an Kommunen, Regionen, einzelnen Wissenschaftlern und Unternehmen, die lokal in ihrem jeweiligen Bereich zum Klimaschutz beitragen und sich auch zukünftig auf den Konferenzen einbringen wollen.
Es gibt einen Wandel in der Deutungshoheit beim Voranschreiten gegen den Klimawandel
Nallinger stimmt mit Brunner überein, dass solche Klimaschutz-Initiativen wie auch Aktivitäten von US-Bundesstaaten Ebene optimistisch stimmen im Hinblick auf eine zwei-Grad-Wirtschaft.
Helmfried Meinel beantwortet die Frage „Alles gut oder Baut die Deiche höher?“ mit einem schmunzelnden „sowohl als auch“. Er betont die Bedeutung des Ziels, den Temperaturanstieg unter 2°C zu halten, da diese Grenze für viele Millionen Menschen den Verlust des Zugangs zu Trinkwasser bedeuten wird. Dafür ist es zentral, die Treibhausgasemission zu verringern. Das wird aber vielerorts nicht ausreichen. Viele Küstenregionen und Inselstaaten werden sich auf steigende Meeresspiegel einstellen müssen.
Vor allem von der entstehenden Bundesregierung in Berlin erwartet sich Meinel eine Nacharbeitung für die Klimaziele für 2020 und eine genauere Ausarbeitung von Maßnahmen im Hinblick auf das Jahr 2030: „Die tiefhängenden Früchte im Klimaschutz sind abgeerntet. Zukünftig wird man sich mehr strecken müssen.“ Dafür darf die Energiewende nicht auf den Energiesektor beschränkt bleiben sondern muss noch viel stärker in die Bereiche Wärme und Mobilität getragen werden. Anstelle eines Verbots von Verbrennungsmotoren plädiert Meinel für eine Quotenlösung für die Automobilindustrie.
Das Tempo beim Klimaschutz muss erhöht werden
EnBW-Technikvorstand Dr. Hans-Josef Zimmer sieht auch nach der Unterzeichnung des Klimaabkommens von Paris keinen Anlass zur Selbstzufriedenheit, im Gegenteil sei das Tempo im Klimaschutz deutlich zu erhöhen.
Wichtig ist für Zimmer, dass die Politik im Kampf gegen den Klimawandel nicht allein gelassen werden darf. Vielmehr muss sie mit Rückenwind aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft unterstützt werden. Die EnBW als Betreiber von Kohlekraftwerken sieht er dabei besonders in der Pflicht. Um die Klimaziele einzuhalten, führt für ihn kein Weg daran vorbei, dass bis zur Mitte des Jahrhunderts die Energieerzeugung nahezu vollständig treibhausgas-neutral erfolgen muss. Den daraus resultierenden nachhaltigen Umbau der EnBW sieht Zimmer nicht als geschäftliches Risiko sondern als Chance.
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