Rückblick auf den KongressBW 2021 mit Highlight Kongress Lab

Gastautor Portrait

Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
18. Oktober 2021
Foto: Stefan Longin

Fünf Start-ups aus dem Greentech-Bereich hatten beim sogenannten Kongress Lab des KongressBW 2021 am 13. und 14. Oktober die Möglichkeit, ihre Konzepte für Geschäftsmodelle zu erweitern und Feedbacks von Expert*innen zu sammeln. Zum Abschluss dieser zwei Tage pitchten die Start-ups ihre Ideen. Anschließend konnte Zuschauer*innen vor Ort und auch die digital zugeschalteten abstimmen, welches Start-up sie am meisten überzeugte.

Bevor die Start-ups pitchten, zeigte Dominik Camanella, Mitgründer des Vorjahressiegers Concular, wie sich das Start-up seit dem letzten Jahr entwickelt hat. Das Team von Concular, was im Bereich nachhaltige Baubranche aktiv ist, ist mit der Lindner Group KG eine Kooperation eingegangen und die beiden Unternehmen bringen seitdem viele verschiedene Produkte auf den Markt.

Besonders die wertvollen Kontakte und unerwarteten Fortschritte in nur zwei Tagen haben die Jungunternehmer*innen beeindruckt. Das Kongress Lab des KongressBW 2021 ist damit seinem Anspruch gerecht geworden, als „Facilitator“ zu agieren und mit den eingeladenen Mentor*innen aus der Wirtschaft neuen Geschäftsmodellen noch schneller zur Marktreife zu verhelfen.

B2Square – nachhaltiger Bitumen für Deutschlands Straßen

Für die Fortschritte der letzten zwei Tage hätte ich mindestens 2 Monate und 10 Dienstreisen benötigt.

Frank Albrecht, B2SQUARE

Auf die Frage, welchen Nutzen ihre Geschäftsmodelle für den Klimaschutz leisten, antwortet Frank Albrecht von B2Quare: „Mineralbasiertes Bitumen hat mit einem Carbon Footprint von ca. 250 kg/CO2 Äquivalent pro produzierte Tonne Bitumen (Quelle: Eurobitume) eine relativ schlechte CO2 Bilanz, wie die anderen Raffinerieprodukte auch. Das mit unserer Instant Bitumen Technologie hergestellte Bio-Bitumen kommt in seiner Bilanz lediglich auf ein Fünftel dieses Wertes oder nur ca. 50kg CO2 Äquivalent pro hergestellte Tonne Bio-Bitumen. In Deutschland werden pro Jahr ca. mehr als 1 Million Tonnen Bitumen verwendet, in Europe mehr als 10 Millionen Tonnen, weltweit mehr als 100 Millionen Tonnen. Das Einsparpotential ist also erheblich.“ Er ergänzt zusätzlich: „Gleiches gilt für den weltweit größten Verwendungszweck von Bitumen, dem Asphalt-Straßenbau. Durch den Einsatz unserer Bitumentechnologie zusammen mit dem optimierten Einsatz von Ausbauasphalt sind wir in der Lage, den Austausch von CO2 Äquivalenten von 51kg pro Tonne Asphalt auf 25kg zu reduzieren. Und dabei sind die zusätzlichen Effekte durch die Dezentralisierung der Bitumenproduktion und der energieschonenderen Lagerung und Produktion noch nicht einmal berücksichtigt. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass jährlich weltweit Millionen von Tonnen Bitumen in 180 Liter Stahlfässer abgefüllt und verschifft werden und wir mit unserer Technologie diese ressourcenintensiven Verfahren überflüssig machen, bekommt man ein Gefühl dafür welch großen unser Instant Bitumen für den Klima- und Umweltschutz hat.

Als eine der größten Herausforderungen im B2Square-Business Case beschreibt Albrecht die Lage so: „Zum zweiten haben wir im Moment noch preisliche Skalierungsnachteile dem konventionellem Bitumen gegenüber. Wenn der Bauherr und Eigentümer der meisten Straßen in Deutschland, nämlich die Bundesrepublik Deutschland und Ihre nachgeschalteten Behörden selbst, für seine öffentlichen Aufträge ein Green Procurement zu Grunde legen würde, wären wir beim gelebten Klimaschutz schon einen Riesenschritt weiter.“

Beneto Farm – vollautomatisierte Grillenfarm

Insekten haben das Potential in 2050 bald 10 Milliarden Menschen nachhaltig zu ernähren ohne weiterhin Raubbau an unserem Planeten zu betreiben.

Laura Schuhwerk, Bento Farm

Laura Schuhwerk berichtete in ihrem Pitch über das Geschäftskonzept von Beneto Farm. Das Start-up baut Deutschlands erste vollautomatisierte Grillenfarm, welche eine CO2-neutrale Proteinproduktion ermöglicht. Sie konnten auf dem Kongress Lösungen für einige im Vorfeld bestehende Herausforderungen finden. Die Haltung von Grillen ist sehr energieintensiv, da sie eine Raumtemperatur von 30 Grad Celsius benötigen. Diese Herausforderung wollen sie durch die Nutzung von Abwärme angehen.

Sie argumentiert, warum ihr Geschäftsmodell wirksam auf eine nachhaltige CO2-Reduktion einzahlt: „Das Thema Nachhaltigkeit ist unser zentraler Motor und der Kern unseres intrinsischen „Why“s. Denn wir möchten ein Teil der Lösung und nicht des Problems sein. Die Beneto Farm sieht ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit auf drei Ebenen: sozial, ökologisch und ökonomisch: Insekten haben das Potential in 2050 bald 10 Milliarden Menschen nachhaltig zu ernähren ohne weiterhin Raubbau an unserem Planeten zu betreiben. Dazu müssen die Rohstoffpreise aber auch für Jedermann erschwinglich sein. Mit unserer Automatisierung streben wir langfristig massenmarkt-taugliche Endverbraucherpreise an. Auf ökologischer Ebene haben wir uns das Ziel gesetzt eine CO2 neutralen Proteinquelle zu etablieren, die sich durch das Upcycling von Reststoffen in eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft einbindet. Zu guter Letzt legen wir mit unserer Pionierarbeit einen zentralen Grundstein für die Etablierung eines neues Wirtschaftszweiges, in dem wir als Leuchtturmprojekt europäische Standards setzen können. Damit schaffen wir neue Arbeitsplätze und treiben Innovation in Deutschland voran.“

Saccha prägt den Lebensmittelmarkt für tierfreie Proteine

Die Menschheit mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen, ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Christoph Pitter, Saccha

Das Start-up Saccha stellt aus Mikroorganismen tierfreie Proteine her. Da herkömmliche pflanzliche Proteine tierischen Produkten oft unterlegen sind, setzen sie auf Mikroorganismen, die als Nebenprodukt bei der Bierproduktion anfallen. Diese haben den Vorteil, dass sie laut Gründer Christoph Pitter besser schmecken und günstiger in der Produktion sind. Saccha verkauft ausschließlich an B2B-Kunden, welche somit ihre Produkte optimieren können.

Der Impact auf den Klimaschutz ist eindeutig, wie Startup-Gründer Pitter argumentiert: „Die Menschheit mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen, ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Damit dies nachhaltig geschieht, müssen wir authentische Alternativen zu tierischen Produkten anbieten, damit möglichst viele Konsumenten auf alternativen umsteigen. Bei SACCHA glauben wir daran, dass für jedes Lebensmittel eine authentische tierfreie Alternative geschaffen werden kann, die der Umwelt, den Tieren und uns selbst zugutekommt. Dafür benötigt es die richtigen Zutaten, allen voran die richtigen Proteine. SACCHA stellt alternative Proteine her, die wie Eiprotein sind, aber ohne das Huhn. Dazu verwandeln wir Fermentationsnebenprodukte wie die Bierhefe in das wohl nachhaltigste Proteinkonzentrat. Bierhefeprotein verbraucht im Vergleich zu herkömmlichen Proteinen aus Rindfleisch 250-mal weniger Wasser und 400-mal weniger Ackerfläche und stößt 85-mal weniger CO2 aus. SACCHAs Bierhefeprotein wird an Nahrungsmittelunternehmen vertrieben, um ihnen zu helfen authentische Alternativen zu tierischen Produkten zu kreieren und diese in jede europäische Küche und jeden europäischen Haushalt zu bringen.“

Die Deponierung von Carbonfasern ist ein globales Problem, das innovative Technologien erfordert.

Jörg Radanitsch, Carbon Cleanup

Das Start-up Carbon Cleanup arbeitet an einer sinnvollen Lösung für Carbonfaser-Recycling. Sie wollen die Recyclingquoten erhöhen, um CO2 einzusparen. Ihr patentiertes Verfahren basiert auf einer sogenannten Cleanup-Unit, welche ohne Probleme auf einen LKW passt und somit dezentral nutzbar ist. Das daraus entstehende Produkt kann als Recycling-Carbon weiterverkauft werden.

Circular Tree nutzt die Digitalisierung für den Klimaschutz

Ein geringer Produkt- CO2-Fußabdruck führt zum Wettbewerbsvorteil und ist Innovationstreiber mit dem Ziel der Klimaneutralität.

Kathrin Adam, Circular Tree

Circular Tree möchte es Unternehmen ermöglichen, den CO2-Footprint entlang der gesamten Lieferkette zu messen, um diesen senken zu können. Durch Produktvergleich, Lieferantenvereinbarungen und Lieferantenvergleiche möchten sie für Transparenz sorgen und können dadurch den Carbon Footprint der Unternehmen optimieren. Circular Tree ist es auf dem Kongress gelungen, einen Pilotkunden zu gewinnen und Feedback zu ihrem Businessplan zu erhalten.

Dazu sagt Kathrin Adam von Circular Tree: „Wir bieten Unternehmen eine Software an, mit der sie die CO2 Emissionen der Lieferkette vergleichbar, effizient und nachhaltig erfassen und reduzieren können. Ein geringer Produkt- CO2-Fußabdruck führt zum Wettbewerbsvorteil und ist Innovationstreiber mit dem Ziel der Klimaneutralität.“ Und weiter: „Die größte Herausforderung liegt darin, möglichst viele Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette für eine Datenweitergabe zu gewinnen. Um dies schnell und effizient zu erreichen, entwickeln wir gemeinsam mit anderen Lösungsanbietern Standards, die eine vergleichbare Berechnung eines Produkt CO2-Fußabdrucks sicherstellen. Außerdem entwickeln wir auch technische Standards, die eine Kommunikation der CO2-Werte über unterschiedliche Lösungsanbieter hinweg ermöglicht. Dabei ist es wichtig, dass Unternehmen die Selbstbestimmung über ihre Daten behalten.“

Kopf-an-Kopf-Rennen beim Voting

Im Anschluss an die fünf Pitches gab es eine Frage-Antwort-Runde. Währenddessen stimmten die Zuschauer*innen für ihr favorisiertes Start-up ab. In einer knappen Entscheidung mit Kopf-an-Kopf-Rennen bekam Circular Tree die meisten Stimmen und durfte sich über 3.000 Euro Preisgeld freuen. Anke Wilhelm, Vorständin der Stiftung Energie & Klimaschutz, übergab den Gewinner*innen den Preis und dankte allen anderen Start-ups für die Teilnahme. Die Stiftung Energie & Klimaschutz war wie auch im Vorjahr Sponsor des Kongress Lab des KongressBW 2021.

Über den Kongress BW 2021

Am 13. und 14. Oktober 2021 fand in der Liederhalle Stuttgart der KongressBW 2021, der Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress des Landes Baden-Württemberg, statt.

Die Veranstaltung ermöglichte neben dem Besuch der Fachvorträge in Foren und Plenen das Netzwerken mit Gästen und Referent*innen vor Ort, den Besuch der Ausstellung und die Teilnahme am Landesempfang auf Einladung der Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.

An zwei Tagen erlebten die Teilnehmer*innen des KongressBW 2021 aktuelle Trends, konkrete Praxisbeispiele, lebhafte Diskussionen, anregende Vorträge und eine großartige Netzwerkatmosphäre rund um die Themen Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft.

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