Den klimabedingten Wandel als Chance begreifen: Appell nach mehr Gemeinsamkeit

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
04. November 2019
Foto: Wolfgang List

Gerade in Zeiten der Transformation gilt es weiterhin einen sicheren Rahmen für zukunftsorientiertes Handeln zu setzen [...]

EnBW Personalvorständin Colette Rückert-Hennen darüber, wie man die Belegschaft als Team hinter die gemeinsame Zielsetzung bringt

Volles Haus beim Debatten-Abend am 29. Oktober 2019 im Stuttgarter Geno-Haus: Auf dem Podium diskutierten dieses Mal Cem Özdemir gemeinsam mit IG Metall Baden-Württemberg Bezirksvorstand Roman Zitzelsberger und EnBW Personalvorständin Colette Rückert-Hennen. Im Zentrum der Debatte stand die Frage: Klimaschutz und wirtschaftliche Transformation – Jobmotor oder Job-Killer?

In der Begrüßung der rund 200 Gäste an diesem Abend gab Stiftungs-Vorstand Holger Schäfer zu bedenken, dass der wirtschaftliche Umbruch in manchen Branchen stärker zu spüren ist als anderswo, ganz eindeutig gehöre dazu die Energiewirtschaft. Es sei besonders wichtig, das Wirtschaftssystem so zu gestalten, um einerseits als Gesellschaft das Klima schützen können, und andererseits dafür auch auf ganzer Breite Akzeptanz zu erhalten und zu bewahren – und zwar über alle Gesellschaftsgruppen hinweg.

Mit Blick auf die gegenwärtig vernehmbaren Diskussionen auf Social Media ein ambitioniertes Ziel. EnBW Personalvorständin Colette Rückert-Hennen, verantwortlich für rund 20.000 Mitarbeiter*innen, hat einen Lieblingsspruch: „Together is my favourite place to be“. Dieser Appell nach Gemeinsamkeit zog sich beim Debatten-Abend auch an verschiedenen Diskussionspunkten durch – auch in den Aussagen des Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir und der langjährigen IG-Metall-Stimme Zitzelsberger: „Man muss sich das Thema Transformation der Wirtschaft in China mal im Großen anschauen – wir dagegen in Deutschland bleiben bislang nur im Klein-Klein“, gab er zu bedenken.

Das, was zahlreiche Betriebe in der Automobilzulieferindustrie gerade als Veränderungsprozess durchlebten, sei keine (digitale) Transformation, sondern lediglich Optimierung des Status quo. Man müsse sich mutig auf den Pfad der Zukunft begeben, so der Metaller. Rückert-Hennen ergänzte: „Gerade in Zeiten der Transformation gilt es weiterhin einen sicheren Rahmen für zukunftsorientiertes Handeln zu setzen, um auch so die Belegschaft als Team hinter die gemeinsame Zielsetzung zu bringen.“

Über die verlorenen Arbeitsplätze in der Windenergiebranche redet kein Schwein

Cem Özdemir über eine einseitig ausgelegte Sensibilität für Arbeitsplätze

Cem Özdemir beanstandete die in starkem Maße durch die Bundesregierung geprägten widersprüchlichen Marktsignale, die im Automobilsektor in Richtung Kunden gesendet werden: „Kaufentscheidungen werden verschoben – bedingt durch die Verunsicherung, die wir in der aktuellen Elektromobilitäts-Debatte erleben“, so sein Statement. An späterer Stelle kritisierte er: „Die Sensibilität für Arbeitsplätze ist sehr einseitig ausgelegt: Über die verlorenen Arbeitsplätze in der Windenergiebranche redet kein Schwein“. Dieses Zitat fand auf Twitter unter dem Hashtag #Debattenabend großen Zuspruch. Dabei ging es ihm keineswegs um die Entwertung von gefährdeten Arbeitsplätzen in der Kohleindustrie, sondern um die Sensibilisierung dafür, dass eine Zukunftsbranche – die Erneuerbaren – in Deutschland systematisch durch Regierungsentscheidungen und Rahmenbedingungen nicht nur unter Druck, sondern zuweilen auch zerstört wird.

Zum Stichwort Transformation in der Arbeitswelt betonte Colette Rückert-Hennen, dass bereits die Ausbildung junger Menschen auf die Höhe der Zeit gebracht werden müsse. Je nach Berufsbild gehören dazu digitale Hilfsmittel wie Augmented Reality-Brillen oder in den Entwicklungs- sowie kaufmännischen Bereichen auch neue agile Arbeitsmethoden. Als positives Beispiel aus dem eigenen Unternehmen nannte sie den Innovations-Campus der EnBW, der schon Geburtshelfer erfolgreich vermarkteter Produkte wie der intelligenten Straßenlaterne „Smight“ war und regelmäßig zahlreiche Teams beherbergt, die hier raus aus der Routine kommen.

An dieser Stelle empfehlen wir allen interessierten Leser*innen auch die Beiträge unserer Podiumsteilnehmer auf unserer Website:

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Ausblick

Der nächste Debatten-Abend „Wärme – das Stiefkind der Energiewende“ findet am 4. Dezember 2019 statt. Den Link zum Livestream für diesen Termin, der sich dem Thema Wärmewende widmen wird, geben wir kurz vorher auf der Veranstaltungsseite bekannt.

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