Der Klimawandel ist in der Medienlandschaft kaum noch zu übersehen. Auch uns in Deutschland betreffen die Auswirkungen inzwischen unmittelbar – wenngleich wir es nicht immer auf Anhieb merken. Der Klimawandel und seine Folgen sind kein Thema der Zukunft mehr, sondern Themen der Gegenwart.
Wie die Folgen abgemildert werden können und was in den nächsten Jahren global getan werden muss, wird aktuell in Dubai bei der 28. COP verhandelt.
Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels
Grundsätzlich führen klimatische Veränderungen zu einer erhöhten Stressbelastung bei Menschen.
In diesem Jahr wurde ein Tag dem Thema Gesundheit gewidmet. Doch wie hängen Klimaveränderungen und Gesundheit zusammen? Betrifft uns das auch in Deutschland?
Die einfache Antwort ist – ja, es betrifft uns auch in Deutschland, und zwar schon heute
Ein Aspekt ist die Zunahme von Extremwetterereignissen wie zum Beispiel Hitzewellen. Das statistische Bundesamt meldete für das Jahr 2022 eine hitzebedingte Übersterblichkeit von +9% bis +13% in den Sommermonaten im Vergleich zu den Vorjahren , – das entspricht über 8.000 Todesfällen allein in Deutschland (Sonderauswertung zu Sterbefallzahlen der Jahre 2020 bis 2023 – Statistisches Bundesamt (destatis.de); Record-breaking Heat in the Summer of 2022 Caused more than 61,000 Deaths in Europe – ISGLOBAL).
Seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 lagen 14 der 19 wärmsten Jahre in Deutschland nach der letzten Jahrtausendwende, die beiden wärmsten Jahre waren 2022 und 2018.
Auch in der Vergangenheit gab es warme Sommer, nichtsdestotrotz liegen 14 der 19 wärmsten gemessenen Jahre nach 2000 (Climate Change: Global Temperature | NOAA Climate.gov; Durchschnittstemperatur in Deutschland pro Monat 2023 | Statista). Um die Folgen von Hitzeperioden abzuschwächen, hat das Gesundheitsministerium in dieesem Jahr einenHitzeschutzplan vorgestellt. Städte sollen sich z.B. durch Beschattung und Ausbau von Trinkwasserbrunnen auf zukünftige Hitzeperioden vorbereiten (Hitzeschutz: Wie sollen Städte der nächsten Hitzewelle begegnen? (deutschlandfunk.de)).
Ein weiterer Aspekt ist die Ausbreitung von Krankheitserregern. Veränderte Klimabedingungen bringen Ökosysteme aus dem Gleichgewicht und machen sie anfälliger für invasive Arten, Krankheiten und andere Störfaktoren (Sustainability and the Ecology of Infectious Disease on JSTOR).
Ein Beispiel hierfür ist die Ausbreitung von Malaria und Dengue-Fieber, die bisher überwiegend in tropischen Gebieten durch Stechmücken übertragen wurden. Insbesondere das Dengue-Fieber wird bei steigenden Temperaturen auch in Europa vermehrt auftreten. (Projecting the risk of mosquito-borne diseases in a warmer and more populated world: a multi-model, multi-scenario intercomparison modelling study – The Lancet Planetary Health) Generell weist das Robert-Koch-Institut in seinem aktuellen Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit darauf hin, dass die Auswirkungen von klimatischen Veränderungen auf die Ausbreitung vektor- und nagetierassoziierter Infektionskrankheiten bei Klimaanpassungsmaßnahmen berücksichtigt werden müssen. (RKI – Klimawandel und Gesundheit – Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit (2023))
Grundsätzlich führen klimatische Veränderungen zu einer erhöhten Stressbelastung bei Menschen. Unser Immunsystem wird z.B. durch Hitze vorbelastet und ist anfälliger für schwerere Verläufe anderer Krankheiten, z.B. Infektionen, die insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen fatale Folgen haben können.
In Regionen, in denen zudem noch Hunger durch Ernteausfälle nach Dürren hinzukommt, ist die Situation deutlich verschärft.
Maßnahmen und Initiativen
Aus diesen Gründen wurde auf der diesjährigen COP ein besonderer Schwerpunkt auf den Zusammenhang zwischen dem Zustand des Planeten und unserer Gesundheit gelegt. Das Konzept der planetaren Gesundheit ist nicht neu und insbesondere im Kontext von globaler Medizin ein großes Thema –planetare Gesundheit umfasst dabei die Gesundheit von Menschen, Tieren, Ökosystemen und dem Planeten als Ganzes. In vielen Regionen z.B. im globalen Süden sind die Zusammenhänge sehr deutlich spürbar. Wenn Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten und im schlimmsten Fall Kipp-Punkte überschreiten, hat dies massive Auswirkungen auf das Leben dort.
Auch wenn in der Vergangenheit bei COPs über Gesundheit gesprochen wurde, so ist es dieses Jahr das erste Mal, dass eine „Declaration on Climate and Health“ von 123 Ländern unterzeichnet wurde.
Dabei wurde der positive Nutzen der schnellen Reduktion von Treibhausgasen auf die Gesundheit von den unterzeichnenden Ländern bestätigt. Dieser Nutzen kommt laut Dokument auch durch verbesserte Luftqualität, aktive Mobilität und nachhaltigere & gesündere Ernährung zustande.
In Verhandlungen und bei Paneldiskussionen wurde mehrfach auf die Studie von Jos Lelieveld et al. verwiesen, die schätzt das über 8 Mio. Todesfälle (95%-Konfidenzintervall 5,63 – 11,19 Mio. Todesfälle) jährlich auf die schlechte Luftqualität zurückzuführen sind. Während in der Studie ein expliziter Bezug zu fossilen Energiequellen hergestellt wird, werden diese in der Deklaration nicht erwähnt. Das Außenvorlassen fossiler Energiequellen gehört zu den großen Kritikpunkten der Deklaration, in der allgemein von der Emissionsreduktion von Treibhausgasen die Rede ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Festlegung eines umfassenden Gesundheitsbegriffs, der insbesondere auch mentale Gesundheit explizit nennt.
Erste Schritte und Ausblick
Zentral sind auch die Aspekte der internationalen Zusammenarbeit und der Finanzierung – ein resilientes Gesundheitssystem steht dabei im Fokus, das für Herausforderungen durch kommende Pandemien und Ähnliches gewappnet sein soll. Wie das im Einzelnen aussehen soll, wird Aufgabe der Länder sein. Fürs erste werden zur Finanzierung über 700 Mio. Dollar zur Verfügung gestellt um insbesondere die Ausbreitung und Folgen tropischer Krankheiten zu bekämpfen.
Zukünftig sollen Aussagen der WHO mehr Berücksichtigung im Kontext der Klimafragen bekommen. Was erstmal wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist vergleichsweise neu – auf den vielen verschiedenen Ebenen der politischen Entscheidungsfindung arbeiten Institutionen des Gesundheitswesens und des Umweltschutzes oft nebeneinander anstatt eng miteinander, obwohl die Themen viele Schnittflächen haben. Interdisziplinäre Ansätze und übergreifende Zusammenarbeit sollen nun besser umgesetzt werden, um der Komplexität der Herausforderungen gerecht zu werden und Synergien zu nutzen. Klimaschutz ist eine Investition für eine gesunde Zukunft für uns und den Planeten.
Auch wenn das dreiseitige Dokument sehr allgemein bleibt, wird doch ein zentraler Punkt deutlich: unsere Gesundheit und die des Planeten sind nicht voneinander zu trennen – schon im Interesse der eigenen Gesundheit geht Klimaschutz jeden von uns etwas an.
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