ICCA 2019 – Ist die Lösung für den Klimawandel glokal?

Gastautor Portrait

Karolina Kleiner

Werkstudentin Stiftung Energie & Klimaschutz

Karolina Kleiner, Jahrgang 1996, studiert im Master International Business and Economics an der Universität Hohenheim in Stuttgart und arbeitet als Werkstudentin für die Stiftung Energie & Klimaschutz.

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27. Mai 2019

Heidelberg als „Mekka des Klimaschutzes“.

Vom 22. bis 23. Mai fand in Heidelberg die International Conference on Climate Action ICCA statt. Die Stadt wurde dafür für kurze Zeit zum „Mekka des Klimaschutzes“, wie es die Rhein-Neckar-Zeitung so schön sagte, und es reisten Experten und Schlüsselakteure aus aller Welt an. Auch ich war am ersten Tag der Konferenz mit dabei und habe mir vor Ort angeschaut, was denn bei der ICCA so passiert.

Veranstaltet wurde die Konferenz vom Bundesumweltministerium, dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Heidelberg. Daher gab es auch prominenten Besuch: die Umweltministerin Svenja Schulze und der Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner eröffneten und begleiteten das Event.

Ziel der ICCA war es, Entscheidungsträger der lokalen, regionalen und nationalen Ebene zusammenzubringen. Der Oberbürgermeister von Heidelberg betonte schon im Vorfeld, wie wichtig es ist, auf allen Leveln an einem Strang zu ziehen: „Global denken, lokal handeln: Beim Klimaschutz müssen Nationen, Länder, Kommunen und die Zivilgesellschaft eng kooperieren“.

Auf der ICCA lässt sich viel erleben

Die ICCA ermöglichte vor allem den ersten Schritt für eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen: der Dialog wurde in Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussionen gefördert. Außerdem fanden im Rahmen der ICCA auch die Climate Neighbourhoods statt. Bei dieser zeigten verschiedene Organisationen mögliche lokale Lösungen auf: es gab ein Schnippelfest zur Lebensmittelrettung, ein Repair Café und vieles mehr. Bei einem weiteren Stand konnte ich mir meinen ökologischen Fußabdruck selbst ausrechnen. Unsere Stiftung Energie & Klimaschutz war ebenfalls vor Ort, um das in Kooperation mit der EnBW entstandene Projekt Sonnenpark Berghülen vorzustellen. Dabei soll gezeigt werden, dass sich erneuerbare Energien in Form von Solarparks und Arten- und Naturschutz ergänzen und sogar einen Mehrwert für Klima und Umwelt generieren können.

Bringt die ICCA auch tatsächlich etwas?

Lea Kleinenkuhnen, Projektmanagerin bei Klima-Bündnis

Auch auf der ICCA halten die Politiker erst einmal ihre Standard-Reden. Die Fridays for Future-Bewegung bringt dagegen schon mehr Schwung in die Veranstaltung und stellt konkrete Forderungen. Als jedoch Šana Strahinjić von Fridays for Future Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann fragt, wieso er nicht mehr für den Klimaschutz in unserem Bundesland tut, antwortet er, dass das Meiste auf Bundesebene beschlossen wird und ihm oft die Hände gebunden sind.

Und da kommen wir zum Schwachpunkt des Mottos „global denken, lokal handeln“, wie auch Lea Kleinenkuhnen vom Klima-Bündnis, welches ebenfalls auf der ICCA vertreten ist, sagt. Das Städtenetzwerk Klima-Bündnis unterstützt seine Mitgliedskommunen unter anderem bei der Erarbeitung und Umsetzung lokaler Projekte und vermittelt dabei beispielsweise zwischen der EU, welche Fördergelder zur Verfügung stellt, und den kommunalen Vertretern. „Viele europäische Städte verpflichten sich bereits freiwillig, die Klimaschutzziele der EU einzuhalten und wollen sogar noch mehr tun. Allerdings steht da nicht selten der Staat im Weg. Ein Paradebeispiel dafür ist Belgien“, meint Lea Kleinenkuhnen. Zwar versuchen hier Städte die CO2-Emissionen zu senken, indem sie aktiv Maßnahmen zur Verminderung des Stadtverkehrs ergreifen. Das wird jedoch zunichte gemacht, da Dienstwägen vom belgischen Staat immer noch zu stark subventioniert werden.

Lokal lässt sich zwar viel mehr umsetzen, da die Bürger die Vorteile von Klimaschutz, zum Beispiel in Form von sauberer Luft, direkt vor der Haustür erleben. Dennoch müssen solche Initiativen noch viel stärker auf nationaler sowie auf europäischer Ebene unterstützt werden. „Die EU hat nur so viel Macht, wie ihre Mitgliedstaaten ihr geben.“, fügt Lea Kleinenkuhnen hinzu. „Und da stellt sich auch Deutschland noch zu oft in den Weg, um seine eigene Wirtschaft zu schützen.“

Ob es sinnvoll ist, Menschen aus aller Welt für eine internationale Klimakonferenz einzufliegen, wenn das eigene Land noch weit davon entfernt ist, die Klimaschutzziele zu erreichen, lässt sich also diskutieren.

Junge Leute sind auf der ICCA stark vertreten

Allgemein ist die Stimmung bei der ICCA jedoch positiv und optimistisch. Es sind viele junge Leute und ganze Schulklassen da, welche ihre Initiativen gegen den Klimawandel vorstellen: von einem Monat nur zur Schule laufen über Handy-Sammelaktionen bis zur Nachhaltigkeitsunterricht für Kindergarten-Kinder ist alles dabei.

Und natürlich darf auch eine Großdemo zu dem Anlass nicht fehlen:  laut Veranstalter demonstrierten am 22. Mai in Heidelberg um die 1700 Menschen für mehr Klimaschutz.

Mein Fazit zur ICCA

Konferenzen wie die ICCA sind natürlich super, um sich inspirieren und motivieren zu lassen und um Netzwerke zu stärken. Allerdings hat man auch das Gefühl, dass die Politiker zwar gerne auf solchen Veranstaltungen auftauchen, Reden halten und sich interessiert zeigen, es an der Umsetzung im politischen Alltag jedoch mangelt. Was ich persönlich für mich mitgenommen habe, ist das jede/-r Einzelne von uns mehr tun kann, um einen Beitrag zu leisten. Man braucht aber auch die politische Rückendeckung auf allen Ebenen, um wirklich etwas zu bewirken. Ich bin gespannt, was sich in Europa und insbesondere in Deutschland noch tut bis zur nächsten Weltklimakonferenz in Chile.

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