Die 28. Weltklimakonferenz – oder auch besser bekannt als die „Energie COP“

Ela Mešinović

Master Politics & Technology an der TU München

Ela Mesinovic ist derzeitige Absolventin des Master of Science "Politics and Technology" der Technischen Universität München mit Schwerpunkt auf multilateraler und europäischer Energiepolitik. Ihre derzeitige Abschlussarbeit behandelt die Sicherung der Energieversorgung in Europa und spiegelt somit die aktuellen Probleme der europäischen Energieversorgung wider. Im Rahmen eines Young-Professionals-Programms bei einem österreichischen Energieversorger startet sie derzeit ihre Karriere im Energiesektor mit Schwerpunkt auf Energiepolitik und Public Affairs. Als ehemalige Carlo-Schmid-Fellow beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Genf und als Teilnehmerin der kroatischen UN-Akademie hat sie ihr Verständnis für internationale Angelegenheiten und nachhaltige Entwicklung vertieft. Zudem setzt sie sich als Koordinatorin der YOUNGO Energy Working Group leidenschaftlich für eine faire Energiewende - welche die am stärksten gefährdeten Menschen mitdenkt - auf internationaler Ebene ein.

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04. Dezember 2023

Jedes Jahr richten sich alle Augen auf diesen einen Ort, an dem die globale UN-Klimakonferenz stattfindet. Dass dieses Jahr besonders zu sein scheint, liegt nicht nur an der erwartet hohen Teilnehmerzahl (ca. 70.000 Menschen), sondern auch daran, dass die kontroversen Umstände eine verstärkte mediale Aufmerksamkeit erregen.

Trotz möglicher Interessenkonflikte hat sich die Präsidentschaft der COP28 in Dubai das zentrale Konfliktthema, einer sozialverträglichen Energiewende zu eigen gemacht. Die Aufmerksamkeit der Welt konzentriert sich vor allem auf den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, besser bekannt als ‚fossil fuel phase-out‘. Die Führungsriege in Dubai war sich der Bedeutung dieses Themas früh bewusst und betonte vor allem die Wichtigkeit von erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Wasserstoff.

Eine wichtige Bestandsaufnahme: Der Global Stocktake

Zusätzlich bietet die globale Bestandsaufnahme, der Global Stocktake, die ideale Möglichkeit, ambitioniertere Ziele zu setzen und das Pariser Abkommen wieder auf Kurs zu bringen. Der Global Stocktake, als fünfjähriger Zyklus unter dem Pariser Abkommen vereinbart, begann 2021 auf der COP in Glasgow und endet in Dubai mit politischen Handlungsempfehlungen nach 1,5 Jahren technischer Absprachen.

Der kürzlich veröffentlichte Synthesis Report zeigt aber, dass die bisherigen Zielsetzungen unzureichend sind, und Emissionen bis 2030 um 9% im Vergleich zu 2010 steigen werden.

Jugendbeteiligung in der internationalen Klimapolitik

Ein zentrales Ziel ist es, junge Menschen mit dem nötigen Wissen auszustatten, damit sie sich gegenüber Entscheider*innen befähigt fühlen, Forderungen aufzustellen.

Ela Mešinović

Seit einiger Zeit engagiere ich mich bei YOUNGO, der institutionalisierten Kinder- und Jugendvertretung unter dem Klimarahmenvertrag. YOUNGO bringt junge Menschen weltweit zusammen und hat sich zur Hauptaufgabe gemacht, die Stimme junger Leute in internationale Verhandlungen einzubringen. Aufgrund dieses Bemühens, habe auch ich dieses Jahr einen Platz in der Delegation zur COP bekommen.

Die Mitglieder sind in verschiedene Arbeitskreise eingeteilt, die über das Jahr hinweg arbeiten, um ihren Einfluss auf der COP auszubauen. Neben Adaption, Mitigation und anderen Bereichen ist auch der Energiearbeitskreis aktiv und beeinflusst die Verhandlungen hin zu einer sozialverträglichen Energiewende auf globaler Ebene.

Um das Beste auf der Konferenz zu erreichen, etablieren wir über das Jahr verschiedene Partnerschaften, um wissensbildende Maßnahmen und Trainings im Bereich der Energiewende und relevanter Technologien anzubieten. Ein zentrales Ziel ist es, junge Menschen mit dem nötigen Wissen auszustatten, damit sie sich gegenüber Entscheider*innen befähigt fühlen, Forderungen aufzustellen.

Daher haben wir für unsere Mitglieder sowohl online als auch offline Events veranstaltet, bei denen sie mehr über verschiedene Technologien lernen konnten. Zusätzlich haben wir eine Umfrage durchgeführt, um das Global Youth Statement (GYS) zu unterstützen. Der GYS ist ein konsolidiertes Dokument, welches die zentralen Forderungen der jungen Leute aus aller Welt zusammenträgt und jährlich den Staats- und Regierungschefs auf der Konferenz vorgestellt wird.

All diese Anstrengungen kulminieren nun mit unserer Teilnahme an der COP28 in Dubai. Eine meiner zentralen Aufgaben ist vor allem, Mitglieder*innen Beteiligungsmöglichkeiten zu erleichtern und unsere zentralen Themen voranzubringen.

Erster Tag – Student Energy Summit 2023 in Abu Dhabi

Am 30.11. fuhr ich direkt vom Flughafen ins etwa 2 Stunden entfernte Abu Dhabi, wo der Student Energy Summit 2023 stattfand. Dieser Summit brachte junge Leute mit Interesse und Erfahrung im Energiesektor zusammen, die alle mehr über mögliche Dekarbonisierungsstrategien im Sektor lernen wollten. Das Event bot einen guten Einstieg in die COP28, da es Gespräche und Vorträge zu den zentralen Energiethemen der COP gab und die Implementierung verschiedener Thematiken ansprach.

Auch ich war Teil eines Panels und moderierte ein Gespräch über Jugendperspektiven einer gerechten Energietransformation.

Gemeinsam diskutierten wir über die Rolle junger Leute, die verschiedenen Definitionen einer ‚gerechten‘ Energietransformation und die Erwartungen an die ‚Energy COP‘. Erfreulicherweise gab es reges Interesse an unserem Thema, sodass wir im Anschluss viel über verschiedene Ansätze und Umsetzungsmöglichkeiten einer fairen Energiewende diskutierten. Als Abschluss des Tages organisierten die Veranstalter ein Galadinner, welches uns ermöglichte, uns weiter zu vernetzen.

Zweiter Tag – COP28 in Dubai

Am folgenden Tag ging es endlich auf den Veranstaltungsort der COP28, die Expo Dubai. Der Platz ist in zwei Zonen aufgeteilt, die ‚Green Zone‘ und die ‚Blue Zone‘. Während jeder nach einer Online-Registrierung für die Green Zone zugelassen ist, ist die Blue Zone nur für akkreditierte Teilnehmer*innen offen. In der grünen Zone finden sich vor allem Repräsentanten der Zivilgesellschaft, die zur Wissensbildung und Bewusstseinsbildung rund um den Klimawandel beitragen wollen. In der blauen Zone finden die verschiedenen thematischen Verhandlungen statt, die am Ende den Erfolg der COP bestimmen.

Da der Energiesektor keinen eigenen Verhandlungszweig hat, obwohl ein Großteil der Treibhausgasemissionen daraus stammt, muss man tendenziell einen Überblick über verschiedene Verhandlungszweige behalten. Dies macht die Sache jedoch nicht einfacher und erfordert viel Koordination von Freiwilligen, die sich gegenseitig mit Informationsaustausch unterstützen.

World Climate Action Summit (WCAS)

In diesem Jahr kommt hinzu, dass am 1. und 2. Dezember der World Climate Action Summit (WCAS) stattfand. Der WCAS versammelt Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, um ihre Prioritäten für den Klimawandel darzulegen. So bin ich dem Präsidenten Brasiliens, Luiz Inácio Lula da Silva, und dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez über den Weg gelaufen.

Neben den Verhandlungen besteht auch die Möglichkeit, side-events unterschiedlicher Organisationen zu besuchen, um mehr über deren Arbeit und Bemühungen im Rahmen der Klimakrise zu erfahren. Sie sind eine exzellente Möglichkeit, sich unter Gleichgesinnten zu vernetzen und künftig gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Auch wenn bisher nur zwei Tage vergangen sind, kann ich sagen, dass ich bereits jetzt inspiriert bin an der Motivation und dem Tatendrang, den junge Leute an den Tag legen, um substanzielle Veränderung voranzutreiben. Die vielen Gespräche haben mir aufgezeigt, dass ich mit meinen Sorgen nicht allein bin aber auch, dass wir viel voneinander und unseren unterschiedlichen Erfahrungen lernen können. Denn nur ein gegenseitiges Verständnis der verschiedenen Lebensrealitäten wird es uns erlauben, inklusive und sozialverträgliche Lösungen zu finden.

Quellen

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