Corona-Pandemie und Klimakrise

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
23. April 2020

Sollten wir jetzt über die Klimakrise reden? Während die Corona-Krise läuft und wir immer noch mehr Fragen als Antworten haben? Geziemt es sich, die eine mit der anderen Krise zu vergleichen? Wir sollten nicht nur darüber reden, wir müssen. Das meint jedenfalls Prof. Volker Quaschning, Ingenieurwissenschaftler und Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Er engagiert sich seit Jahren für den Klimaschutz und hat Scientists for Future in Deutschland mitgegründet. Prof. Quaschning ist Mitglied des Kuratoriums unserer Stiftung.

Vor einem Monat hat Volker Quaschning auf seinem Video-Kanal den Beitrag „Was kollabiert noch alles nach Corona?“ veröffentlicht. Er wurde über 79.000 Mal angeklickt. Hunderte meist positive Kommentare sammeln sich unter dem Video. Auch wir finden: Es ist sehens- und hörenswerter Debattenbeitrag zur rechten Zeit und deshalb verlinken wir ihn hier:

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Kontrolle über die Dynamik des Geschehens gewinnen

Wovor sich die Politiker weltweit mehr fürchteten als die Mortalität, ist die Dynamik der Pandemie.

Volker Quaschning begrüßt, dass alle Regierungen auf dem Globus ihre politischen Präferenzen verschoben haben. Die Rettung von Menschenleben scheine nun oberste Priorität zu haben. Dabei werde die größte Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg billigend in Kauf genommen. Dies sei umso erstaunlicher, als dass die Mortalitätsrate bei der Erkrankung mit COVID-19 im Vergleich zu anderen Pandemien vergleichsweise gering sei.

Hier zeigen sich Parallelen zur Klimakrise. Wovor sich die Politiker weltweit mehr fürchteten als die Mortalität, sei die Dynamik der Pandemie. Bei einer fortgesetzten exponentiellen Verbreitung gerate das System außer Kontrolle. Beginnend mit dem Gesundheitssystem stünden in der weiteren Folge alle Bereiche des öffentlichen Lebens vor dem Kollaps. Alle getroffenen Maßnahmen in der Corona-Krise hätten zum Ziel, einen Zustand zu verhindern, in dem man jegliche Kontrolle über das Geschehen verliere.

Ob bei Corona oder der Klimakrise: Tipping Points markieren das Ende des menschlichen Einflusses

Ähnliches droht bei der Klimakrise. Schon seit zwei Jahrzehnten warne die globale wissenschaftliche Community unisono: Werden die Tipping Points (Kippelemente) im Klimageschehen überschritten, müssen wir mit dem ungebremsten Anstieg der globalen Mittel-Temperatur oder mit anderen von uns nicht mehr umkehrbaren Prozessen rechnen.

Prof. Quaschning begrüßt, dass die Politik (von wenigen Ausnahmen abgesehen) auf den Rat der wissenschaftlichen Experten höre. Umso verwunderlicher sei es, dass in der Klimakrise eben genau dies nicht der Fall sei. Die Ratschläge der Klimawissenschaftler würden in den Wind geschlagen. Das Gebotene beim Klimaschutz zu tun, würde verweigert. Meist mit dem Hinweis auf die Belastungen für die Wirtschaft.

Die Folgen der Corona-Krise werden uns noch Jahre beschäftigen

Die wirtschaftlichen Folgen werden uns noch in Jahren beschäftigen.

Prof. Dr. Volker Quaschning

Auch wenn es gelingt, das Corona-Virus zu besiegen: „Die wirtschaftlichen Folgen werden uns noch in Jahren beschäftigen“, vermutet der Wissenschaftler. Und dann würden andere Herausforderungen wie die Klimakrise wieder in den Hintergrund gedrängt. Das müsse in jedem Fall vermieden werden. Schon heute koste der Klimawandel zahlreiche Menschenleben. Ein ungebremster Klimawandel aber werde eine Dimension einnehmen, die die Auswirkungen der Corona-Krise bei weitem überträfe.

So schlimm die Corona-Krise auch sei: Es handle sich um ein temporäres Ereignis. Ein Impfstoff oder eine zunehmende Immunität würde am Ende das Virus stoppen. Ganz anders bei der Klimakrise. Werden die Tipping-Points überschritten, müsse die Menschheit über Jahrhunderte und Jahrtausende mit den Folgen leben. Es drohe ein Massensterben zahlreicher Arten. Am Ende stehe die menschliche Zivilisation selbst auf dem Spiel.

Anders als bei Corona gibt es gegen die Klimakrise wirksame Mittel: erneuerbare Energien

Die von Volker Quaschning aufgeführten Fakten und Zusammenhänge sind gut erforscht und in der Fachöffentlichkeit allgemein bekannt. Sie haben Eingang gefunden in eine Vereinbarung, die 195 Staaten der Erde unterschrieben und ratifiziert haben – das Pariser Klimaabkommen. Nur leider hält sich kaum ein Staat der Erde an die dort abgegebenen Zusagen. Trotz der wissenschaftlich prognostizierten Folgen für den Planeten und das Überleben der Arten.

Bei beiden Krisen geht es überall auf dem Globus gegen unsichtbare Feinde. Hier die Viren, dort die Treibhausgase. Aber, so Prof. Quaschning, die Maßnahmen zum Stoppen der Klimakrise seien viel weniger einschneidend als die zum Stoppen der Corona-Krise. Und noch ein Unterschied sei gravierend: Gegen Corona kennen wir noch kein Mittel. Bei der Klimakrise sind Therapie und Medikamente bekannt: Ersatz der fossilen Energieträger durch erneuerbare Energien.

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