Biodiversität: „Wir kommen zwangsläufig mit der Natur in Berührung“

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Dr. Sebastian Burger

Gastautor

Dr. Sebastian Burger arbeitet im Bereich Nachhaltigkeit bei der EnBW. Zu seinen Aufgaben zählen inhaltlich vor allem die Themen Erneuerbare Energien, Biodiversität und Stakeholdermanagement in lokalen Gemeinschaften. Darüber hinaus arbeitet er an verschiedenen Kommunikations- und Dialogformaten, wie z. B. dem Lunchtalk Bürgerbeteiligung oder dem Nachhaltigkeitsdialog. Vorher war der promovierte Philosoph am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, wo er als wissenschaftlicher Referent der Institutsleitung vor allem in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und Zukunftsforschung gearbeitet hat.

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09. Februar 2024
Bild: Dr. Sebastian Burger

Wir haben mit Dr. Sebastian Burger über die Konferenz „Sustainable Finance & Biodiversity: State of Play, Challenges and Solutions“ in Berlin gesprochen, die er für die EnBW besucht hat. Auch wenn es auf den ersten Blick keine Berührungspunkte zwischen einem Energieunternehmen und der Biodiversität gibt, gibt es gute Gründe, warum Unternehmen sich stärker mit dem Thema auseinandersetzen.

Redaktion: Sebastian, du warst in der letzten Woche auf einer Konferenz zu dem Thema „Nachhaltige Finanzen und Biodiversität“ in Berlin. In welcher Rolle? 

Dr. Sebastian Burger: Ich bin erst seit kurzem bei der EnBW und verstärke dort seit Januar das Nachhaltigkeitsteam. Sowohl nachhaltige Finanzen als auch das Thema Biodiversität wollen wir zu ganz, ganz wichtigen Aspekten im Nachhaltigkeitsbereich der EnBW entwickeln. Für mich war die Konferenz eine sehr gute Gelegenheit tiefer in meine neuen Aufgaben und das Thema im speziellen einzutauchen.

Dadurch, dass wir Windkraftanlagen und Solarparks bauen und Netze ausbauen, kommen wir zwangsläufig mit der Natur in Berührung. Wenn wir unsere Geschäftsgrundlage erhalten wollen, müssen wir dem Thema Biodiversität genügend Beachtung schenken.

Dr. Sebastian Burger

Redaktion: Warum ist diese Konferenz für einen Energiekonzern wichtig?

Dr. Sebastian Burger: Ich glaube, dass die Konferenz für Energiekonzerne wie die EnBW mindestens aus zwei Gründen wichtig ist: Der erste Grund zielt auf die Biodiversität ab. Dadurch, dass wir Windkraftanlagen und Solarparks bauen und Netze ausbauen, kommen wir zwangsläufig mit der Natur in Berührung. Wenn wir unsere Geschäftsgrundlage erhalten wollen, müssen wir dem Thema Biodiversität genügend Beachtung schenken.

Der zweite Grund ist: Die Transformation hin zu einem grünen Unternehmen mit erneuerbaren Energien, mit Windkraftanlagen und Solarparks, wird viel Geld kosten. Das wissen wir alle. Dafür brauchen wir Kapital. Und dieses Kapital werden wir leichter beschaffen, wenn wir von potenziellen Investoren als nachhaltiges Unternehmen wahrgenommen und gerankt werden.

Wir werden den Umbau hinzu Erneuerbaren Energien nicht nur durch öffentliche Gelder schaffen, sondern wir brauchen auch die privaten Investoren. Und diese privaten Investoren werden durch Regularien motiviert ihr Geld in zukunftsfähige Unternehmen, in grüne Technologien zu investieren.

Dr. Sebastian Burger

Redaktion: Grüne Anleihen gewinnen auf dem Finanzmarkt an Bedeutung. Inwiefern haben die mit dem Thema Biodiversität zu tun?

Dr. Sebastian Burger: Für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft benötigen wir – damit meine ich nicht nur die EnBW, sondern auch anderen Unternehmen – viel Kapital. Wir werden den Umbau hinzu Erneuerbaren Energien nicht nur durch öffentliche Gelder schaffen, sondern wir brauchen auch die privaten Investoren. Und diese privaten Investoren werden durch Regularien motiviert ihr Geld in zukunftsfähige Unternehmen, in grüne Technologien zu investieren. Deswegen müssen wir entsprechend handeln, um attraktiv für Investoren zu sein.

Redaktion: Von wem wurde die Konferenz organisiert und wer waren die Teilnehmer?

Dr. Sebastian Burger: Der Veranstalter der Konferenz war der Sustainable Finance Beirat des Bundesumweltministeriums. Die Referent*innen waren eine Mischung aus Wissenschaft, NGO, Politik und Wirtschaft. Auch die Teilnehmer*innen waren bunt gemischt. Ich fand es sehr spannend, dass z. B. ein Mitarbeiter der Bundesbank neben jemanden von Greenpeace saß. Dazwischen waren Unternehmensvertreter*innen wie ich oder aus der Automobilbranche – alle Industrien, alle Branchen waren vertreten.

Wir brauchen die Natur jetzt, wir brauchen die Natur in der Zukunft.

Dr. Sebastian Burger

Redaktion: Das heißt, da waren viele Fachleute, die sich mit dem Thema Biodiversität auskennen?

Dr. Sebastian Burger: Ja, aber es gab eine starke Diskrepanz in der Expertise der Teilnehmenden: Einige befassen sich schon seit Jahrzehnten mit den Themen Biodiversität und nachhaltige Finanzen, aber ebenso viele Gäste und Teilnehmende stehen noch ganz am Anfang. Was uns dort alle eint – das war auch der Tenor vieler Referent*innen – war die Erkenntnis, dass es wichtig ist, endlich zu beginnen.

Redaktion: Warum ist so eine Konferenz wichtig?

Dr. Sebastian Burger: Sie ist wichtig, weil wir die Natur brauchen. Wir brauchen die Natur jetzt, wir brauchen die Natur in der Zukunft. Wir haben viel darüber gesprochen, wie wir zu einer Nature Positiv Economy – also einer natur-positiven Wirtschaft gelangen. Der Klimawandel bekommt viel Aufmerksamkeit. Leider ist das bei der Biodiversität noch nicht so. Wir alle sind gefordert, dass die Biodiversität mehr Aufmerksamkeit bekommt und dass die damit verbundenen Herausforderungen angegangen werden können. Wir wollen als EnBW unseren Teil dazu beitragen!

Aufzeichnungen der Veranstaltung

Aufzeichnungen der beiden Veranstaltungstage finden Sie auf der Website des BMUV:

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