Die Energiewende ist teuer. Wie teuer genau, das wollen – geht es doch um ein hehres Ziel – viele nicht wissen. Letzte Woche haben wir das Gutachten über die Energiewendekosten hier vorgestellt und dafür plädiert, der Intention der Verfasser zu folgen und künftig genauer auf das Preis-Leistungsverhältnis der Maßnahmen zu schauen und auch die Verteilungsgerechtigkeit stärker als bisher in den Blick zu nehmen. Das gilt im besonderen Maße deshalb, weil wir mit der Energiewende – jenseits der Feierlaune bei manchen Enthusiasten – immer noch am Anfang stehen. Was es kostet, eine Tonne CO2 einzusparen, ist schon deshalb von besonderem Interesse, weil erst 13 Prozent der Energieerzeugung in Deutschland erneuerbar sind. Oder anders ausgedrückt: 87 Prozent müssen noch umgestellt warden. Wir zeigen nachfolgend: Wenn die Umstellung zu den aktuellen Preisen passieren soll, wird es unbezahlbar.
Im Jahre 2005 emittierte Deutschland 992 Millionen Tonnen CO2, im Jahre 2015 waren es 908 Millionen Tonnen. Folglich haben wir binnen zehn Jahren unsere CO2–Emissionen um 84 Millionen Tonnen oder um 8,47 Prozent reduziert.
Welchen Preis haben wir für diese Reduktion bezahlt? Hier soll es nur um die Größenordnung der Kosten, nicht um die genaue Höhe in Heller und Pfennig gehen. Deshalb lassen wir die staatlichen Bundes- und Landesförderprogramme, die KWK-Förderkosten und alle anderen Faktoren außer acht und nehmen nur jene Summen, die jährlich durch das EEG umverteilt werden. Die Summe der so genannten EEG-Differenzkosten belief sich im Zeitraum 2005 bis 2015 auf 117,1 Milliarden Euro. (Alle Zahlen/Kosten zum EEG und zur KWK-Förderung finden sich auf den Seiten der Netztransparenz.)
Teilt man nun das Ergebnis der CO2–Reduktion in Tonnen durch den Aufwand in Euro, erhält man den Preis, den die Reduktion einer einzigen Tonne CO2 gekostet hat. Der belief sich im genannten Zeitraum auf den Preis von 1.392,85 Euro. Bis zum Jahre 2020 müssen wir gegenüber Stand 2015 weitere 150 Millionen Tonnen CO2 absenken. Bei gleich bleibenden Kosten würde die Zielerreichung bis zum Jahr 2020 mit mindestens 208 Milliarden Euro zu Buche schlagen. (Tendenziell eher mehr, denn beim EEG laufen die Kosten auf, 2020 zahlen wir noch für die Investitionen, die 2001 getätigt wurden.)
Weg mit dem EEG, runter mit dem hohen Preis für die Reduktion einer Tonne CO2
Nun ließe sich einwenden, wir hätten uns mit dem Zeitraum 2005 bis 2015 willkürlich in der CO2-Statistik bedient. Doch dieser Vorwurf geht fehl. Die Zeitreihe bildet die langfristige Normalität seit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls ab. Auffällig ist, dass zwischen 2009 und 2015 der Erfolg der Klimapolitik in Deutschland unter Null liegt. 906 Millionen Tonnen CO2 wurden 2009 emittiert, 2015 waren 908 Millionen Tonnen. Parallel liefen Kosten bei der EEG-Umlage von fast 100 Milliarden Euro auf, die zu keinerlei Effekt beim Klimaschutz führten.
Als Erfolg der deutschen Klimapolitik ließe sich die Tatsache küren, dass eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und steigenden CO2–Emissionen gelungen ist. Im wirtschaftlich starken Jahr 2015 lagen die CO2–Emissionen auf der gleichen Höhe wie im Krisenjahr 2009: Das wäre ein überaus schwacher Trost, denn bei diesem Reduktionstempo verfehlen wir alle selbst gesteckten Ziele und das Ziel des Pariser Klimaabkommens ließe sich so nie und nimmer erreichen. Man mag rechnen wie man will: Zum gegenwärtigen Preis, den wir für die Reduktion einer Tonne CO2 bezahlen, ist Klimaschutz nicht bezahlbar.
Die Bilanz des deutschen Klimaschutzes in den letzten zehn Jahren lautet: Es ist sehr, sehr teuer. Erreicht wurde fast nichts. Wie weiter? Wenn wir auf den Pfad einschwenken wollen, den uns das Pariser Klimaabkommen vorgibt, muss die deutsche Klimapolitik grundhaft neu justiert werden. Der Forderung von Prof. Quaschning und anderen ist zu folgen: Das EEG muss weg. Pläne, wie es nach Paris gehen kann, liegen auf dem Tisch. Packen wir den Klimaschutz richtig an. Alles andere wird noch viel teurer.
Martin Steinle
vor 4 JahrenWieso musss ich selbst erzeugten Strom als Familie vom Hausdach versteuern.
Wieso wird die EU - 30 KW Eigenverbrauchsgrenze nicht in nationales Recht umgesetzt.
Wieso wird Photovoltaikeinnahmen auf die Rente angerechnet?
Wieso wird Mieterstrom bis 5 Einheiten bürokratisch erschwert?
Wieso wird Photovoltaik immer noch nicht als nationale Energiestrategie verstanden?
Bis 2050 nur noch 250 Mio. Tonnen Co2 Ausstoß - we will see - Bis dahin vertrag ich das Ergebnis dieser Energiestrategie wesentlich besser.
Gerhard Brouwer
vor 8 JahrenMacht es nicht mehr Sinn, die Verschmutzungsrechte zu besteuern? Für jede Tonne CO² an die Atmosphäre einen saftigen €-Betrag abzulöhnen? Der so hoch wäre, dass die Fossilen schleunigst ihr Gewerbe abmelden? Es geht doch um die Zukunft unseres Planeten!