Sharing is Learning: das E-Moped-Angebot stella wird in Stuttgart mithilfe der Nutzer-Community weiterentwickelt

Gastautor Portrait

Karoline v. Graevenitz

Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Stadtwerke Stuttgart

Karoline v. Graevenitz ist seit 2017 bei den Stadtwerken Stuttgart verantwortlich für Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. stella-sharing mag nur einer von vielen Inhalten aus dem Portfolio der Stadtwerke Stuttgart sein. Aufgrund der hohen Sichtbarkeit, eigener Social-Media-Kanäle, regelmäßiger Kundenkommunikation und Events hat stella einen relevanten Platz im Kommunikationsalltag. Die studierte Historikerin und Nebenfachjuristin ist von Haus aus ausgebildete Journalistin. Sie volontierte bei der Nachrichtenagentur ddp/dapd, berichtete Jahre lang als Korrespondentin aus Stuttgart und baute dort den Landesdienst Baden-Württemberg der Nachrichtenagentur dapd auf. Zwischen 2013 und 2017 war sie Pressesprecherin der Ingenieurkammer Baden-Württemberg und lernte dort Themen wie Energie, Bau und Elektromobilität kennen und lieben.

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25. November 2021
Foto: Thomas Niedermüller

Sharing gehört in Deutschland vielerorts wie selbstverständlich zum Stadtbild. Die Stadtwerke Stuttgart starteten vor fünf Jahren als erster Energieversorger das E-Moped-Sharing stella-sharing in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Stella lebt als volldigitales Angebot vom engen Austausch mit der Nutzer-Community. Was es die Stadtwerke gelehrt hat: Niemals die Pionierarbeit ruhen lassen!

Stadtwerk als Sharing-Anbieter – warum eigentlich?

Warum steigt ein Energieversorger überhaupt ins E-Moped-Sharing ein? Die Energiewende in Stuttgart umzusetzen, ist Auftrag der 2012 gegründeten Stadtwerke Stuttgart. Gerade das stau- und emissonsbelastete Stuttgart kann aus seiner „Mobilitäts-Not“ eine „Energiewende-Tugend“ machen. Die Stadtwerke Stuttgart setzen deshalb auf positive Emotionen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Das Konzept von stella-sharing ist deshalb einfach und flexibel. Die E-Roller im hellblauen Retrodesign fahren mit zertifizierten Stadtwerke-Ökostrom. Sie verkörpern Lifestyle, vermeiden Stau und Parkplatzsuche, bereiten Fahrspaß. Sie emotionalisieren die Energiewende.

Sharing als Einstieg in E-Mobilität

Seit dem Start im August 2016 kamen über 1,1 Millionen CO2-freie Kilometer zusammen.

Karoline v. Graevenitz

Es ist ein niedrigschwelliges Angebot, Elektromobilität auszuprobieren und zugleich das erste volldigitale Produkt der Stadtwerke Stuttgart. Gebucht und genutzt werden die aktuell 200 stella-E-Roller stationsunabhängig nach dem sogenannten Freefloating-Prinzip über eine kostenlose App. Fahren ist im gesamten Stadtgebiet Stuttgart möglich. Die Miete kann jedoch nur im 48 Quadratkilometer großen „Zuhause-Gebiet“ gestartet und beendet werden. Das Zuhause-Gebiet und den Standort des nächsten E-Rollers zeigt die App an. Mittlerweile zählt stella-sharing rund 24.000 Nutzerinnen und Nutzer. Seit dem Start im August 2016 kamen über 1,1 Millionen CO2-freie Kilometer zusammen.

Der Weg dorthin war geprägt durch das Prinzip „Trial and Error“ – eine bewusst gewählte mehrstufige Pilotphase: In der ersten Phase wurden 15 hellblaue Elektroroller eigens für den Betrieb im Sharing und die hügelige Topographie Stuttgart weiterentwickelt. In der zweiten Pilotphase standen der technische Betrieb von 75 E-Rollern und das Sharing-Verhalten nach dem „Free Floating“-Prinzip auf dem Prüfstand. Seit 2019 läuft stella im Regelbetrieb mit insgesamt 200 E-Mopeds.

Die Community hilft mit

Foto: Sebastian Berger

Die maximale Flexibilität durch das Freefloating-Sharing stellt die Stadtwerke allerdings auch vor große Herausforderungen hinsichtlich der Roller-Verfügbarkeit und des hohen Service-Aufwands. Denn der Betrieb eines Sharing-Angebots ohne feste Standorte ist anspruchsvoll und aufwendig. Für Akkutausch und Wartung muss jeder E-Roller in einem Gebiet von 48 Quadratkilometern einzeln angefahren werden. Gleichwohl wird eine Ausweitung der Flotte und des Zuhause-Gebiets auf möglichst das gesamte Stadtgebiet angestrebt.

Ein unschätzbarer Vorteil eines digitalen Mobilitätsangebots: Die stella-Community ist kommunikationsfreudig und gibt unmittelbar positives wie negatives Feedback. Sie ist damit Teil der Lösung. Die Weiterentwicklung von Funktionalitäten beim E-Roller-Modell wie zum Beispiel die Umrüstung auf ein schlüsselloses System, Betrieb und in der App geht wesentlich auf Nutzer-Feedback zurück.

Sharing entwickelt sich insofern ständig weiter. Systematische Nutzerbefragungen gaben den Anstoß zu immer neuen Pilotprojekten, wie das Sharing von morgen aussehen kann.

So sind viele Sharing-Nutzerinnen und Nutzer bereit, den Akkutausch zu unterstützen, zum Funktionieren des Sharing beizutragen und davon selbst zu profitieren – bei entsprechendem Anreiz.

Dieses bietet Chancen für neue flexiblere Lösungen, wie zum Beispiel das Pilotprojekt nubsee: Die Stadtwerke Stuttgart haben mit ihrem Partner Leon Mobility in der Innenstadt fünf nubsee-Ladestationen installiert. Wer an diese nubsees einen der 18 umgerüsteten stella-E-Roller nach dem Fahren zum Ökostrom-Laden anschließt, sichert sich 15 Freiminuten.

Die stella-App zeigt anhand von Symbolen an, welche stellas geladen werden können und wo die nubsees genau stehen. Mit dem Pilotprojekt ist stella-sharing hierzulande Pionier. Die ersten Monate haben bereits Hinweise gegeben, welche Nachbesserungen nötig sind, um solche Ladestationen flächendeckend einzusetzen. Langfristig könnte so die Verfügbarkeit der E-Roller erhöht werden.

Freefloating kombiniert mit Stationen

Parallel läuft ein weiteres Pilotprojekt an: In dem am Stadtrand gelegenen Bezirk Stuttgart-Vaihingen wird erstmals das Freefloating-Prinzip mit Parkstationen kombiniert. Zu diesem Zweck werden im dem Bezirk – geprägt durch Wohngebiete, Gewerbe, Industrie und Universität – fünf Parkinseln in der App eingerichtet. Diese wurden zuvor mit dem Bezirksbeirat definiert. Gefahren werden kann im gesamten Bezirk, angemietet und abgestellt allerdings nur an diesen Stationen.

Auch hier könnten Ladestationen installiert werden. Eines dieser Stationen ist der sogenannte Mobility-Hub am Bahnhof Vaihingen. Dieser funktioniert quasi als Mobilitätsdrehkreuz und Anlaufpunkt für ÖPNV, Sharing-Dienste, Logistik und langfristig auch für Akkutausch in Eigenregie. Ziel dieses Pilotprojekts ist, auch in Randgebieten Sharing zu ermöglichen, ohne die Verfügbarkeit im Gesamtgebiet zu sehr zu beeinträchtigen. Auch beugen die Inseln Anwohnerbeschwerden wegen schlecht geparkter E-Roller vor.

Ob das System des Freefloating in der Innenstadt, kombiniert mit stationärem Sharing in den Randgebieten funktioniert und von der Community angenommen wird, wird sich zeigen. Fest steht nur: Sharing sollte immer flexibel bleiben.

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