Das Recycling digitaler Geräte

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
28. April 2021

Wörtlich übersetzt bedeutet Recycling „zurück in den Kreis“. Dazu passend heißt das entsprechende deutsche Regelungswerk für die Abfallwirtschaft „Kreislaufwirtschaftsgesetz“. Laut Statistik der Abfallwirtschaft werden 98,2% der IT- und Telekommunikationsgeräte in Deutschland wieder verwertet. Da lässt sich, möchte man auf den ersten Blick meinen, nicht viel verbessern. Doch es lohnt sich, einmal genauer hinzuschauen. Funktioniert das Recycling digitaler Geräte?

Zurück in den Kreislauf?

Die zentrale Methode der Vernichtung von Schadstoffen ist deren Verbrennung [...]

Blogredaktion

Der Begriff Kreislaufwirtschaftsgesetz suggeriert, die Verwertung der Abfallstoffe und deren Wiederverwendung sei das zentrales Ziel. Als Zweck des Gesetzes wird angegeben, „…die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen.“ In der Realität spielen Stoffkreisläufe in der Umsetzung des Gesetzes aber eine untergeordnete Rolle. Bei der Vernichtung von Schadstoffen z.B. ist deren Verbrennung oder – wohlfeiler formuliert – die energetische Verwertung die zentrale Methode.

Alle digitalen Geräte fallen abfalltechnisch unter das deutsche Elektro- und Elektronikgesetz (ElektroG) und müssen fachgerecht bei Wertstoffhöfen, Herstellern, großen Elektrofachhändlern oder großen Onlinehändlern entsorgt werden. Die Sammelquote der gesamten Fraktion (von der Waschmaschine bis zum Server) liegt laut Angaben der Regierung bei 43%. Die Vorgabe der EU sieht eine Quote von 65% vor. Daher wird derzeit eine Novellierung des Gesetzes beraten und voraussichtlich im Mai vom Bundestag beschlossen.

Mehr Müll als Recycling

In Vorbereitung der Gesetzesberatung hat der Naturschutzbund NaBu eine Studie in Auftrag gegeben, die die derzeitige Erfassung und Behandlung der Altgeräte analysiert und Vorschläge unterbreitet, das derzeitige System zu verbessern.

Wesentliche Erkenntnisse der Untersuchung sind:

  • Mehr als eine Million Tonnen Elektroaltgeräte werden im Durchschnitt jährlich nicht getrennt nach Gerätekategorie (vom Werkzeug bis zum medizinischen Gerät) erfasst ,
  • Das Recycling von Elektroaltgeräten beschränkt sich bislang auf Massenmetalle wie Kupfer und Aluminium.
  • Kritische Metalle und die verschiedenen Kunststoffe werden aus ökonomischen Gründen und aufgrund der geringen Sammelmengen häufig nicht wiedergewonnen. Sie gehen verloren.
  • Seltene Erden, Tantal, Gallium und Indium haben globale Recyclingraten von unter einem Prozent.
  • 140.000 Tonnen elektrischer Kleingeräte landen jährlich im Hausmüll und werden verbrannt.
  • 155.000 Tonnen werden illegal nach Indien. Ghana, Nigeria oder Südafrika exportiert. Wie viel sind diese Tonnenzahlen anteilig am gesamt anfallenden Müll?

Kurzum: Von einer Kreislaufwirtschaft sind wir beim Elektroschrott und den digitalen Geräten noch weiter entfernt als vom Mars. Was wäre zu tun, um das zu ändern?

Die Autoren der Studie schlagen vor:

  • Die Erfassungsquote der Geräte zu verbessern.
  • Ein Pfandsystem einzuführen.
  • Das Exportverbot von nicht funktionsfähigen Geräten durchzusetzen.
  • Die Rückgabe defekter Geräte verbraucherfreundlich zu gestalten.

Mode macht Müll

Elektrogeräte gehören nicht in den Hausmüll. Weder das Handy noch die elektrische Zahnbürste.

Blogredaktion

Was können  wir Verbraucher*innen ausrichten, um die Verschwendung von Ressourcen und Energie zu bremsen? Standard sollte für uns alle sein, die Regeln einzuhalten. Die schreiben bei gebrauchten Elektrogeräten vor, sie dem richtigen Entsorgungsweg zu zuführen. Entsprechende Adressen sind in den Abfallkalender der Kommunen und Kreise zu finden. Elektrogeräte gehören nicht in den Hausmüll. Weder das Handy noch die elektrische Zahnbürste.

Um dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft ein Stück weiter näher zu kommen, wäre bei der Produktgestaltung anzusetzen. Leichte Reparierbarkeit, modularer Aufbau, Verschrauben statt Verkleben und der Einsatz von Recyclingmaterialien wären notwendig.

Mit Produkten wie dem Fairphone oder dem Shiftphone haben umweltbewusste Unternehmen versucht, dem Trend zum schnelllebigen Wechsel etwas entgegen zu setzen.  Mit dem Kauf könne wir Kund*innen ein Zeichen setzen. Bisher sind die Absatzzahlen aber eher klein.

Ursächlich verantwortlich für diese Entwicklung ist der Erfolg der Industrie, aus dem Smartphone keinen Gebrauchsgegenstand wie tausend andere zu machen, sondern die Modelle als Lifestyleprodukte zu etablieren. Obwohl der Markt schon seit Jahren gesättigt ist, liegt der jährliche Absatz bei 24 Mio. Stück in Deutschland.

Menschen, die umweltbewusst konsumieren und über funktionstüchtige Geräte verfügen wollen, finden im Netz zahlreiche Tipps , wie man beides in Einklang bringen kann. So geben z.B das Green Computing Portal oder das Recycling-Portal wichtige Hinweise über Kauf, Umgang und Entsorgung.

Agbogbloshie - Elektroschrott in Ghana

Hunderttausende von Tonnen kaputter Computer und Fernseher werden Jahr für Jahr aus Europa in Länder der Dritten Welt verschoben. Der Elektroschrott landet auf großen Müllhalden, wie in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Dort verdienen sich Kinder mit dem Ausschlachten von Technik ein Zubrot. Die Umwelt wird dabei extrem belastet und die Menschen vergiftet.

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