War watt? Kapital macht Klimaschutz

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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06. Oktober 2016
War watt? ist die energiepolitische Kolumne unseres Moderators Hubertus Grass, der seit nunmehr 30 Jahren für die Energiewende streitet.

Am 4. Oktober feiern katholische Institutionen und Gemeinden auf der ganzen Welt das Fest des Heiligen Franz von Assisi,  einem Heiligen mit einer ganz besonderen Beziehung zur  Schöpfung. In diesem Jahr war es mit der Ankündigung der Entscheidung verbunden, katholisches Geld weltweit aus fossilen Brennstoffen zu deinvestieren. Und die Katholiken sind beileibe nicht allein: 3,4 Billionen US-$ wurden laut der Kampagne „Go fossil free“ bisher aus dem Kohle-, Erdgas- und Erdölgeschäft abgezogen. Und wohin geht das Kapital, das scheue Reh?

Kapital mach Klimaschutz
Kapital mach Klimaschutz: Große Investoren wie Rockefeller und der Norwegische Staatsfonds ziehen ihre Investments aus den fossilen Branchen raus.

Es gibt viele gute Gründe, in die Erneuerbaren Energien zu investieren. Ökologie, Nachhaltigkeit und das Gefühl, in den Klimaschutz zu investieren, reichen jedoch nicht aus, die globalen Kapitalströme anzulocken. Anfang des Jahres sah es noch so aus, dass Investitionen in die Erneuerbaren vor einem lang anhaltenden Boom stehen würden. Global flossen in 2015 über 300 Milliarden US-$ in die Branche. Gegen den Trend nahmen die Investitionen in die Branche in Deutschland schon im letzten Jahr ab, ein sehr deutliches Warnsignal, dass sich die Investitionsbedingungen im globalen Vergleich verschlechtern.

Für Schwung beim Klimaschutz sorgt derzeit der Kapitalmarkt. „Zwei Drittel der Staatsanleihen von Industrieländern bringen eine Rendite von weniger als einem Prozent und die Hälfte wird gar mit Negativrenditen gehandelt. Daher überrascht es nur wenig, dass sich Anleger alternativen Anlagen als Renditequellen zuwenden“, so der Investmentanalyst Gareth Gettinby.  An der Londoner Börse erwirtschaften die großen Fonds im Bereich Erneuerbare Energie mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 2,8 Milliarden Pfund Sterling derzeit Rendite von über fünf Prozent.

Kapital macht Klimaschutz, weil die Rendite stimmt

Die Analysten schätzen an der Branche, dass die Kapitalkosten zur Erzeugung einer Kilowattstunde Strom bei den Erneuerbaren Energien kontinuierlich fallen und ein Ende dieser Entwicklung nicht absehbar ist. Zudem gelingt es über die Digitalisierung und effektive Speicher immer besser, die Erneuerbaren in das Marktgeschehen einzubinden. Die Erneuerbaren liegen im Wettbewerb um die geringsten Kosten schon jetzt global vor den fossilen Energien. Der Abstand wird weiter wachsen. Der Fluss der Kapitalinvestitionen wird diese Entwicklung beschleunigen. Kapital macht Klimaschutz schneller.

Kapital macht Klimaschutz
Der Aufwärtstrend bei den Investitionen in die Erneuerbaren wurde vor einem Jahr gedämpft. Jetzt geht es wieder aufwärts. Ein guter – möglichst globaler — Rahmen für die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens könnte dann wieder für den Speed bei der Entwicklung sorgen, den das Weltklima braucht.

Wenn wir dien Weltklimavertrag von Paris nicht nur – wie jetzt geschehen – formal ratifizieren, sondern auch umsetzen wollen, dann muss das Kapital noch stärker als Katalysator dieser Entwicklung nutzbar gemacht werden. Dafür braucht es nationale und supranationale Vorgaben darüber, wie wir die Ziele erreichen wollen. Das Kapital steht bereit. Die Politik ist nun gefordert, das richtige Gehege für das scheue Reh zu errichten.

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  1. Windmüller

    vor 8 Jahren

    Was im Artikel steht, passt zu 120%. Das beste Beispiel ist der Börsengang von Innogy Als das Kind RWE war, ging es dem Unternehmen so schlecht, dass Armin Laschet (CDU) laut darüber nachdachte, ob man so ein armes Unternehmen nicht mit Steuergeldern retten müsse.Nun nennt man das schöne Kind Innogy, und legt den besten Börsengang seit 16 Jahren hin. Drei Tage später erklärt der RWE Chef, man werde zwischen 2016 und 2018 etwa 6,5 Mrd $ in den USA in Wind- und Solarprojekte investieren. Daran erkennt man, dass der ganze Terz gegen die Energiewende letztlich nur Klamauk und Karneval ist. Aber wenn Großinvestoren in Ökoenergien investieren, ist das ja wenigstens vernünftig angelegtes Geld.

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