Was hat meine Geldanlage mit dem Klimawandel zu tun? Impact Investing als Form der CO2-Kompensation

Gastautor Portrait

Luca Pot d’Or

The Generation Forest

Luca Pot d’Or schrieb als Journalist über umwelt- und gesellschaftspolitische Themen, in denen er sich vorrangig mit der Frage beschäftigte, wie der Klimawandel sozial gerecht bekämpft werden kann. Bei der Genossenschaft The Generation Forest ist er für die Kommunikation zuständig und berichtet über den positiven Impact des aufgeforsteten Generationenwalds. Gründer:innen der Genossenschaft sind der Hamburger Geologe Andreas Eke und die panamaische Forstwirtin Iliana Armién, die mit dem Generationenwald ein Konzept entworfen haben, das den Anforderungen von Mensch und Umwelt gleichermaßen gerecht wird, indem es die Ökologie und Ökonomie des Regenwaldes miteinander verbindet. Bild: © Phil Dera

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25. Juli 2023

Wer sein Geld investiert, nimmt Einfluss auf den Klimawandel. Ob Aktie, ETF oder Sparkonto – jedes Anlageprodukt hat seinen eigenen CO2-Fußabdruck. Die Verwaltung des Geldes benötigt Energie und je nach Zweck, dem das Geld zufließt, werden mehr oder weniger Emissionen ausgestoßen. Und Emissionen – so wissen wir mittlerweile alle – schaden unserem Planeten, denn sie sorgen für ein Ansteigen der globalen Temperatur und befeuern den Klimawandel. Die Geldanlage ist also ein wichtiger Hebel im Kampf gegen den Klimawandel.

Unsere Genossenschaft The Generation Forest pflanzt dauerhafte Wälder auf degradierten Agrarflächen in Panama. Der aufgeforstete Regenwald wird Generationenwald genannt, weil aus dem Wald selektiv immer wieder wertvolles Tropenholz entnommen und wieder nachgepflanzt wird. So entsteht mit der Zeit ein stabiles Ökosystem – bestehend aus mehreren Generationen lokaler Baumarten. Durch den Verkauf des Holzes bekommen unsere Genossenschaftsmitglieder eine Rendite von prognostizierten 4,5% p.a. (IRR) auf ihr Investment. Und das Investment sorgt dafür, dass mit dem aufgeforsteten Wald langfristig CO2 aus der Atmosphäre gebunden wird. Mit der Wiederaufforstung tropischer Regenwälder können wir also effektiv gegen den Klimawandel vorgehen.

Klimaneutralität bis 2045

Bis 2045 möchte Deutschland klimaneutral – das heißt vor allem: CO2-neutral – sein. Ein ambitioniertes Ziel angesichts der 746 Millionen Tonnen CO2, die das Land laut Umweltbundesamt im vergangenen Jahr emittiert hat. Pro Kopf stoßen Bundesbürger:innen rund 10,8 Tonnen CO2 aus. Das Klimaziel liegt bei unter einer Tonne pro Kopf. Wenn aber schon die öffentliche Infrastruktur für 0,8 Tonnen CO2 pro Kopf sorgt, scheint klar, dass das Ziel durch Verzicht und Einschränkungen kaum erreicht werden kann.

Kompensieren statt Einsparen

Während Kompensationszahlungen jedoch zumeist eine kurzfristige Reaktion auf ein klimaschädliches Verhalten sind, können nachhaltige Geldanlagen langfristig für Negativemissionen und obendrein für eine Rendite sorgen.

Luca Pot d'Or

Um den CO2-Verbrauch deutlich zu reduzieren, sind Kompensationsmaßnahmen unerlässlich. Das sieht auch das Umweltbundesamt so: „Zur Eindämmung des Klimawandels hat die Reduzierung von Treibhausgasemissionen höchste Priorität.“ Können Treibhausgasemissionen nicht vermieden werden, empfiehlt das Umweltbundesamt, diese durch Kompensationszahlungen auszugleichen. Die Zahlungen fließen zum Beispiel in die Finanzierung von ⁠Treibhausgas⁠ mindernden Investitionen, zum Beispiel Windkraftanlagen oder Aufforstungsprojekte.

Während Kompensationszahlungen jedoch zumeist eine kurzfristige Reaktion auf ein klimaschädliches Verhalten sind, können nachhaltige Geldanlagen langfristig für Negativemissionen und obendrein für eine Rendite sorgen. Das investierte Geld fördert Zwecke oder Unternehmen, die dem Klimawandel entgegenwirken – etwa indem sie CO2 aus der Atmosphäre binden oder einen Beitrag zur Reduzierung der Emissionen leisten. Einige nachhaltige Geldanlagen bezeichnen sich so, weil sie beispielsweise stark emittierende Investitionen ausschließen. Nur wenige sorgen aber für tatsächlich negative Emissionen.

Grün ist nicht gleich grün

Der CO2-Fußabdruck diverser Fonds ist nicht immer öffentlich einsehbar – obwohl gerade bei als „nachhaltig“, „grün“ oder „ethisch“ deklarierten Fonds, vorausgesetzt werden darf, dass sich Investor:innen im Detail für die umfassten Unternehmen und deren Klimabilanz interessieren. All diese Label bedeuten nämlich keinesfalls, dass ein Investment in den Fonds eine klimapositive Bilanz hat, sondern bestenfalls eine bessere CO2-Bilanz als der Durchschnitt. So ist auf der Website des Kepler Umwelt Aktienfonds angegeben, dass dessen CO2-Intensität um 11,5 Prozentpunkte geringer ist als bei einem vergleichbaren Globalen Aktienuniversum. Emissionen werden dennoch ausgestoßen.

Auch wir haben durch die Stiftung und unser Genossenschaftsmitglied Clima Now unsere Klimabilanz in Form eines Life-Cycle-Assessments berechnen lassen und sie mit einem klassischen Investment verglichen. Im Schnitt hält ein Mitglied bei uns drei Genossenschaftsanteile mit einer Investitionssumme von 4.293 Euro. Diese haben wir einem Investment in gleicher Höhe in den MSCI-World Aktienindex gegenübergestellt. Der MSCI-World Index bildet die Wertentwicklung von mehr als 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern ab und umfasst daher auch CO2-intensive Industrien wie die Mineralölindustrie.

 

Grafik: The Generation Forest

Das Ergebnis fällt deutlich aus: Mit einer Mitgliedschaft bei The Generation Forest werden 500 Quadratmeter Regenwald aufgeforstet. Durch das Waldwachstum werden der Atmosphäre bei drei Anteilen langfristig drei Tonnen CO2 pro Jahr entzogen. Mit einberechnet sind bereits die Emissionen, die anfallen, um ein neues Mitglied zu werben. Ein entsprechendes Investment in den MSCI-World Index stößt hingegen jährlich 567 Kilogramm CO2 aus. Dieses Ergebnis zeigt, dass eine Mitgliedschaft bei The Generation Forest durch die Negativemissionen eine klimapositive Investmentmöglichkeit darstellt.

Mit Geld die Welt retten

Die nachhaltige Geldanlage ist ein effektiver Weg zur Kompensation des eigenen Fußabdrucks durch Negativemissionen.

Luca Pot d'Or

Wer heute Geld anlegt, schaut nicht nur auf die Rendite, sondern auch immer öfter auf die CO2-Bilanz des Investments. Der Markt für nachhaltige Investments ist 2021 um 35 Prozent auf rund 250 Milliarden Euro gewachsen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC prophezeit, dass in Europa bis zum Jahr 2025 57 Prozent des gesamten Fondsvermögens in ökologische und ethische Fonds angelegt sein dürften. Intransparente Konditionen und unseriöse Anbieter dämpfen jedoch noch immer die Stimmung bei den Verbraucher:innen, kritisiert die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Dabei könnte die Finanzbranche ein enormer Hebel im Kampf gegen den Klimawandel sein.

Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Bundesbank verfügen die Deutschen Haushalte über ein Vermögen von 7,254 Billionen Euro. Auch wenn dieses nicht vollständig und frei zur Verfügung steht, könnte nur ein Teil davon eine große positive Wirkung auf Umwelt und Klima haben, wenn es klimaschädlichen Anlageformen entzogen und in klimapositive Anlageformen investiert wird. Und das trifft auf alle Anleger:innen am Kapitalmarkt zu – vom Kleinanleger bis zur Investorin. Zwar liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 in Deutschland bei über zehn Tonnen CO2, der individuelle Fußabdruck kann aber deutlich kleiner oder größer sein – und mit diversen CO2-Rechnern im Netz berechnet werden. Die nachhaltige Geldanlage ist ein effektiver Weg zur Kompensation des eigenen Fußabdrucks durch Negativemissionen.

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