Gezielte CO2-Entnahme aus der Atmosphäre als neuer Ansatz in der EU-Klimapolitik

Gastautor Portrait

Christiane Schatzmann

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Christiane Schatzmann-Felden studierte Politikwissenschaften in Bonn und absolvierte danach ein Zeitungsvolontariat. Anschließend arbeitete sie u.a. als Pressereferentin im Bundesministerium für Verkehr und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag. Seit 2001 kümmert sie sich in der Berliner Hauptstadtrepräsentanz der EnBW als Projektleiterin um Kommunikationsformen rund um die Energiepolitik.

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10. Juni 2020

Denn die Klimaforschung ist sich einig, dass sich die globale Erwärmung allein durch sinkende Emissionen nicht stoppen lassen wird

Die Stiftung Wissenschaft und Politik gab eine Studie in Auftrag, die neue Ansätze für EU Klimapolitik vorstellt. Titel der Studie: „Unkonventionelle Maßnahmen könnten EU zur Klimaneutralität helfen: Gezielte CO2-Entnahme aus der Atmosphäre als neuer Ansatz in der EU-Klimapolitik“

Damit die EU-Kommission ihr Ziel erreichen kann, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden, könnten auch unkonventionelle Maßnahmen ein Weg sein, sich dem Ziel schneller zu nähern. Denn die Klimaforschung ist sich einig, dass sich die globale Erwärmung allein durch sinkende Emissionen nicht stoppen lassen wird. Negative Emissionen werden für das Erreichen internationaler Klimaziele eine entscheidende Rolle spielen. So seien neben konventionellem Klimaschutz auch Schritte zur Emissionsvermeidung notwendig und denkbar, mit denen CO2 nach der Emission wieder aus der Atmosphäre gezogen wird.

Dies seien in Europa Jahr für Jahr mehrere Hundert Millionen Tonnen CO2. So lautet der Vorschlag und das Resümee einer Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) mit dem Titel: „Unkonventioneller Klimaschutz: Gezielte CO2-Entnahme aus der Atmosphäre als neuer Ansatz in der EU-Klimapolitik“.

Lösungsansatz: negative Emissionstechnologie

Die Autoren der Studie, der Klimaexperte und Leitautor für den sechsten Sachstandsbericht des IPCC, Oliver Geden, sowie Felix Schenuit schlagen Maßnahmen der sogenannten negativen Emissionstechnologie vor, wie etwa Aufforstung, das Herausfiltern von CO2 aus der Umgebungsluft mittels Maschinen, oder das Abscheiden und Speichern von CO2 aus industriellen Prozessen und Kraftwerken, also „Carbon Capture and Storage“ (CCS) zu erreichen. BEECS („Bioenergy with carbon capture and storage“) wiederum kombiniert das Verbrennen schnell wachsender Pflanzen in Industrieprozessen mit der Abscheidung und Speicherung des dabei entstehenden CO2. Bislang spiele der Ansatz der Entnahme von atmosphärischem CO2 in der klimapolitischen Debatte der EU nur eine Nebenrolle. Dies liege auch am Entwicklungsstand der entsprechenden Methoden.

Minderungen und Entnahmen miteinander verbinden

Die EU muss ihren Fokus darauf richten, verstärkt in Forschung und Entwicklung von CO2-Entnahme-Methoden zu investieren [...]

Die Autoren weisen vor allem aber darauf hin, dass diese Maßnahmen innerhalb der EU zu völlig neuen Diskussionen führen würden. Denn nicht alle EU-Mitgliedstaaten und Branchen würden im Jahr 2050 bereits Treibhausgasneutralität erreicht haben, manche müssten 2050 schon unter Null liegen – was neue Verteilungsfragen aufwerfen würde.

Die zukünftige Entwicklung einer europäischen CO2-Entnahmepolitik solle daher durch ein adäquates Policy-Design in produktive Bahnen gelenkt werden. Die EU muss ihren Fokus darauf richten, verstärkt in Forschung und Entwicklung von CO2-Entnahme-Methoden zu investieren und vermehrt praktische Erfahrungen mit deren Einsatz zu sammeln.

Nur wenn es der EU und ihren Mitgliedstaaten auf dem Weg zu Netto Null tatsächlich gelänge, konventionelle Emissionsminderungen und unkonventionelle CO2-Entnahmen überzeugend miteinander zu verbinden, könne die EU ihrem Vorreiter-Anspruch in der Klimapolitik gerecht werden – so das Fazit der Studie.

Die gesamte Studie ist unter folgendem Link abrufbar:

https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2020S10_Gdn_Schenuit_CO2Entnahme.pdf

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