Effizienzpotenziale im Gebäudesektor identifizieren und ausschöpfen

Gastautor Portrait

Dr. Franka Birke

Gründerin und Chief Executive Officer (CEO) von metr Building Management Systems GmbH

Franka Birke verfügt über 17 Jahre Erfahrung in der Startup-Branche. Sie arbeitete sechs Jahre am Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement der Technischen Universität Berlin und promovierte dort zum Thema Technologische Kompetenz und Erfolg bei jungen Unternehmen. Anschließend baute sie als Projektleiterin den ersten Clean Tech Accelerator Deutschlands, das Climate-KIC am EUREF-Campus Berlin, auf. 2016 übernahm sie die kommissarische Leitung des Centre for Entrepreneurship. Franka Birke ist zudem Jury-Mitglied bei den EnergyAwards und beim Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg, sowie Vorstandsmitglied im Bitkom Arbeitskreis “Smart City” https://metr.systems

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05. Mai 2021

Eines der zentralen Ziele der EU-Klimapolitik ist es, die Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors bis 2030 um mindestens 67 Prozent zu senken (gegenüber 1990). Dabei fällt der Neubau, der hohe energetische Standards erfüllen muss, jedoch kaum ins Gewicht, da er nicht mal zehn Prozent des gesamten Gebäudebestands ausmacht. Viel wichtiger ist es, ein Auge auf den Gebäudebestand zu werfen, in dem ein enormes Optimierungspotenzial liegt. Neben der energetischen Sanierung von Gebäuden und dem Austausch der technischen Anlagen durch energieeffizientere Modelle, birgt die Digitalisierung der Gebäudetechnik ein großes Optimierungs- und Effizienzpotenzial.

Digitalisierung der Gebäudetechnik für mehr Nachhaltigkeit

Dabei liegt in der Digitalisierung eines der wichtigsten Werkzeuge für mehr Nachhaltigkeit sowie zur Steigerung der Energieeffizienz.

Dr. Franka Birke

Digitalisierung ist in zahlreichen Bereichen unseres Lebens bereits Standard. Bei Wohngebäuden beschränkt sich das allerdings häufig auf den privaten Gebrauch von Smart Home-Produkten. Die technischen Anlagen in Immobilien sind selten digital, geschweige denn smart. Dabei liegt in der Digitalisierung eines der wichtigsten Werkzeuge für mehr Nachhaltigkeit sowie zur Steigerung der Energieeffizienz. Und gerade im Gebäudesektor kann sich das lohnen, da über ein Drittel des Energieverbrauches und CO2-Ausstoßes in Deutschland auf diesen Sektor zurückzuführen sind.

Der niedrige Digitalisierungsgrad der Bestandsgebäude und technischen Anlagen ist unter anderem auf ihr Alter zurückzuführen. Ganze 85 Prozent der Wohnimmobilien in Deutschland sind älter als 25 Jahre und das Durchschnittsalter der darin installierten Heizungsanlagen beträgt rund 18 Jahre. Aber auch die herstellerspezifischen Systeme der installierten Anlagen sorgen oft für ineffiziente Insellösungen.

Daten sind der Schlüssel zur Optimierung

Die metr-Lösung zum Monitoring von Heizungsanlagen eignet sich sowohl für proprietäre als auch für offene Systeme."

Quelle: METR Building Management Systems GmbH

Wir bei metr konzentrieren uns auf die Digitalisierung von analogen Anlagen per Retrofit-Verfahren durch das Auflegen von Temperatursensorik an bestimmten Stellen der Heizungsanlagen. Aber auch bereits kommunikative Anlagen können über kommunikative Schnittstellen an unsere Plattform für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) angeschlossen werden. Unsere Smart Building-Lösungen entschlüsseln die notwendigen Daten der Immobilie, mithilfe derer Gebäudeverwalter*innen Maßnahmen zur Optimierung umsetzen können. Denn nur auf Grundlage von verlässlichen Daten können sie sinnvolle Entscheidungen treffen.
Die ersten Ergebnisse des Forschungsprojektes BaltBest sind ein fundierter Beleg dafür, dass das Effizienzpotenzial in der kontinuierlichen Überwachung der Anlagentechnik, der daraus resultierenden Datenlage und der Anpassung der Heizleistung an die Außentemperaturen liegt.

Monitoring der Heizungssysteme

Um die verschiedenen Heizungsanlagen und -systeme, die in den Wohngebäuden verbaut sind, effektiv und kontinuierlich überwachen zu können, haben wir eine Smart Building-Lösung zur Fernüberwachung entwickelt. Sie lässt sowohl die Integration von proprietären, also herstellerspezifischen, als auch offen zugänglichen Systemen zu. Dies ermöglicht selbst bei einem Bestand von Heizungsanlagen verschiedenster Hersteller und unterschiedlicher Modelle ein einheitliches Monitoring. Und wie oben bereits erwähnt, ist sie auch bei bisher analogen Anlagen einsetzbar.

Mit der kontinuierlichen Überwachung ihrer Anlagen können die Verantwortlichen für Gebäudetechnik Ineffizienzen ihrer Systeme identifizieren und entsprechend nachjustieren, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen nachhaltig zu senken.

CO2-Emissionen reduzieren

Doch nicht nur der Ressourcenverbrauch der Anlagen direkt zählt auf das CO2-Konto der TGA ein. Auch die Wartung und Verwaltung der Technik generiert Treibhausgase, die durch die metr-Lösung gesenkt werden können. So meldet sie Gebäudeverwalter*innen einen Ausfall oder eine Störung der Heizungsanlage automatisch, sodass zeitnah eine Reparatur erfolgen kann.

Im Normalfall zieht sich dieser Prozess mehrere Tage hin, da die Verwaltung erst durch Mieterbeschwerden darauf aufmerksam gemacht wird. In dieser Zeit kann das komplette System und mit ihr die Immobilie auskühlen. Wenn die Heizung dann wieder läuft, braucht es enorm viel Energie, um das ausgekühlte Gebäude zurück auf eine Wohlfühltemperatur zu bringen. Daher gilt: je schneller eine Reparatur erfolgt, desto geringer ist der Energieverbrauch bei Wiederinbetriebnahme.

Auch uninformierte Anfahrten der Service-Techniker*innen werden verhindert, da das Monitoring der Anlagen den Fachleuten bereits eine Einschätzung der Lage vor Ort ermöglicht. Nicht zuletzt verringert sich durch die schnelle Instandsetzung der komplette Verwaltungsaufwand beim Eigentümer der Immobilie.

Ein ausgeglichener Mix für den Gebäudesektor und die Umwelt

Um die eingangs erwähnten Klimaziele zu erreichen, braucht es im Gebäudebereich einen ausgeglichenen Mix aus vielfältigen Maßnahmen. Neben der deutlichen Erhöhung der Sanierungsquote (sie liegt zurzeit bei knapp ein Prozent) und dem Wechsel zu Ökostrom, sollten Immobilieneigentümer*innen auf Smart Building-Lösungen setzen.

Speziell für Wohngebäude bietet die metr-Plattform eine innovative Möglichkeit, viele verschiedene Insellösungen der Branche zu bündeln, dem Kunden einfach zugänglich zu machen und so Synergien zu nutzen.

So können Vertreter*innen der Wohnungswirtschaft eine perfekt auf ihren Gebäudebestand zugeschnittene Kombination von Smart Building-Lösungen zusammenstellen und über ein einziges Portal darauf zugreifen. Das macht die Digitalisierung von Gebäuden sowie die Anlagenoptimierung für eine erhöhte Energieeffizienz einfach und nachhaltig.

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