Kurzanalysen: Deutschland wird Klimaziele 2020 aufgrund der Corona-Krise erreichen – Lerneffekte aus der Krise mitnehmen

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Christiane Schatzmann

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Christiane Schatzmann-Felden studierte Politikwissenschaften in Bonn und absolvierte danach ein Zeitungsvolontariat. Anschließend arbeitete sie u.a. als Pressereferentin im Bundesministerium für Verkehr und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag. Seit 2001 kümmert sie sich in der Berliner Hauptstadtrepräsentanz der EnBW als Projektleiterin um Kommunikationsformen rund um die Energiepolitik.

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30. April 2020

Kurzanalyse des Berliner Thinktanks „Agora Energiewende"

Damit das Absinken der Emissionen kein Einmaleffekt sei, auf den 2021 wieder höhere Emissionen folgten, sei ein grünes Wachstums- und Investitionsprogramm nötig [...]

Agora Energiewende

Deutschland wird sein Klimaziel 2020 erreichen – vor allem hervorgerufen durch die Auswirkungen der Corona-Krise. Das sei aber per se keine gute Nachricht für den Klimaschutz, denn zum einen werden die Emissionen nach der Krise wieder hochschnellen, zum anderen dürfte dies auch zu Zurückhaltung bei klimaschutzrelevanten Investitionen führen. Das ist das Fazit einer Kurzanalyse des Berliner Thinktanks „Agora Energiewende“.

Die Experten gehen in einer überschlägigen Rechnung davon aus, dass die Treibhausgasemissionen 2020 um 40 bis 45 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken werden – angestrebt werden 40 Prozent -, was Emissionen von rund 750 Millionen Tonnen CO2 entspricht.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass zum einen zwar auch der milde Winter eine Rolle spiele: Ausgeprägte Winterstürme hätten die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien ansteigen und die milden Temperaturen den Strom- und Energieverbrauch zum Heizen sinken lassen. Aber in erster Linie seien seit Mitte März die Folgen der Corona-Krise für das Absinken der Emissionen verantwortlich, die sich über eine Reihe von Szenarien bereits jetzt für das Gesamtjahr abschätzen ließen. So würden die Emissionen im Verkehrsbereich durch den zurückgegangenen Personenverkehr sinken, ebenso die Nachfrage aus der Industrie nach Strom und Erdgas infolge der konjunkturellen Auswirkungen der Corona-Krise.

Damit das Absinken der Emissionen kein Einmaleffekt sei, auf den 2021 wieder höhere Emissionen folgten, sei ein grünes Wachstums- und Investitionsprogramm nötig, so die Empfehlung von Agora Energiewende. Wachstums- und Konjunkturpakete, die jetzt geschnürt werden, sollten daher nicht nur die Folgen der Corona-Rezession bekämpfen, sondern sie müssten auch helfen, Deutschland langfristig klimasicher aufzustellen. Ein Wachstumspaket, das diese Elemente nicht berücksichtige und blind alte Technologien fördere, wäre sogar schädlich, weil es höhere Emissionen auf Dauer zementieren würde.

Die Kurzanalyse findet sich unter folgendem Link: Auswirkungen der Corona-Krise auf die Klimabilanz Deutschlands – Eine Abschätzung der Emissionen 2020

Diskussionspapier des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

Gerade was diese Form des Klimaschutzes anginge, würden sich viele Lerneffekte aus der Krise mitnehmen lassen [...]

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

Mit dem Thema „Corona und Klimaschutz“ beschäftigt sich weiterhin ein Diskussionspapier, welches vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erarbeitet wurde. Die Studie mit dem Titel: „Folgen der Corona-Krise und Klimaschutz – Langfristige Zukunftsgestaltung im Blick behalten“ will vor allem Maßnahmen zur Überwindung der langfristigen wirtschaftlichen Folgen aufzeigen. Konjunkturprogramme und strukturelle Hilfen seien dabei ein probates Mittel. Sie dürften aber nicht nach dem “Gießkannenprinzip” verteilt werden, finanzielle Unterstützung müsse zukunftsgerichtet für dringend notwendige Investitionen erfolgen. Ziel müsse sein, damit erforderliche nachhaltige Transformationsprozesse innerhalb der Wirtschaft und Gesellschaft wie den Klimaschutz voranzutreiben, so die Wissenschaftler. Es gelte z.B. die energieintensive Industrie zukunftsfest zu machen und wichtige Maßnahmen auf dem Weg hin zu einer Treibhausgasneutralität zu unterstützen. Beispielhaft dafür sei unter anderem der Umbau der Stahlerzeugung auf wasserstoffbasierte (grüne) Produktionsprozesse. Im Gebäudebereich stünden weitere Investitionen in die Gebäudesanierung und den Austausch von Heizungssystemen an und im Verkehrsbereich die Beschleunigung des Umstiegs auf Elektromobilität bei Pkw bzw. im Bereich des Güterverkehrs der Aufbau von Oberleitungsstrukturen entlang von Autobahnen.

Die Wissenschaftler weisen auch darauf hin, dass viele Klimaschutzmaßnahmen nicht primär auf Investitionen angewiesen seien, sondern vielmehr mit Verhalten und Lebensgewohnheiten zusammenhängen würden. Gerade was diese Form des Klimaschutzes anginge, würden sich viele Lerneffekte aus der Krise mitnehmen lassen, wie z.B. mehr Homeoffice und weniger Reisen – was zur Verbesserung der Luftqualität führen würde.

Das Diskussionspapier ist unter folgendem Link abrufbar: Folgen der Corona-Krise und Klimaschutz – Langfristige Zukunftsgestaltung im Blick behalten

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