Dekarbonisierung der mitteldeutschen Industrie – Ein Blick in das Reallabor Energiepark Bad Lauchstädt

Gastautor Portrait

Cornelia Müller-Pagel

Leiterin Grüne Gase, VNG AG

Die studierte Volljuristin Cornelia Müller-Pagel arbeitet seit 10 Jahren in verschiedenen Funktionen bei der VNG AG und verantwortet seit September 2019 die neue Abteilung Grüne Gase. In dieser Abteilung bündelt der VNG-Konzern seine Grüne Gase Aktivitäten und unterstützt die etablierten Geschäftsbereiche dabei, Grüngasprojekte zu starten und umzusetzen. Damit versteht sich die Abteilung als personeller Unterstützer, interne Netzwerk-Manager, Koordinator, Impulsgeber aber auch Projektentwickler für Grüne Gase im VNG-Konzern.

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23. Februar 2022

Eine erfolgreiche Energiewende braucht erneuerbare Energien, energieeffiziente Lösungen und vor allem langfristig tragfähige Alternativen zu fossilen Energieträgern. Eine Schlüsselrolle kommt dabei Grünem Wasserstoff zu. Mittels Elektrolyse aus erneuerbarem Strom hergestellt, ist er umweltfreundlich, einfach speicherbar und ermöglicht u.a. durch den Ausgleich witterungsbedingter Schwankungen bei der Solar- und Windstromerzeugung eine effiziente Sektorenkopplung.

Was ist genau geplant?

Der Energiepark Bad Lauchstädt im Süden Sachsen-Anhalts ist ein großtechnisch angelegtes Reallabor zur intelligenten Erzeugung von Grünem Wasserstoff mittels einer Großelektrolyse aus Windstrom sowie dessen Speicherung, Transport, Vermarktung und Nutzung in Mitteldeutschland. Das Ziel des Power-to-Gas-Projektes: erneuerbare Energien langfristig speicher- und verfügbar machen, um Versorgungssicherheit unabhängig vom Energiedargebot von Wind und Sonne zu gewährleisten.

Der Energiepark Bad Lauchstädt trägt dazu bei, die Zukunftstechnologie Grüner Wasserstoff entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erforschen und zur Marktreife zu bringen. Ist das Reallabor erfolgreich, schafft dies den Beleg, dass Sektorenkopplung gelingen kann.

Das Projekt ist aber auch ein wichtiges Symbol für eine technologisch starke und zukunftsorientierte Energie- und Wasserstoffregion in Mitteldeutschland, die im Mittelpunkt des kohlebasierten Strukturwandels steht.

Aufbau des "Energieparks Bad Lauchstädt"

Mit einem Gesamtprojektvolumen von rund 140 Millionen Euro wird über den Aufbau einer Grünen Wasserstoffwirtschaft in die Zukunft der Energieregion Mitteldeutschland investiert und die Basis für einen zukunftsfähigen Industriestandort geschaffen. Für eine wirtschaftlich starke und klimaneutrale chemische Industrie ist die Erzeugung von Grünem Wasserstoff entscheidend. Der Energiepark Bad Lauchstädt baut hierbei auf die Vorarbeiten mehrerer Forschungsvorhaben im Rahmen der Aktivitäten des HYPOS e.V. auf. Als „Reallabor der Energiewende“ wird die überwiegende Zahl der Projektbausteine im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit rund 34 Millionen Euro aus Bundesmitteln gefördert. Die sechs Konsortialpartner bringen darüber hinaus gut 105 Millionen Euro als Eigenanteil in das Reallabor ein.

Das Projekt wird geplant und realisiert von

Wieso ist der Standort für das Reallabor ideal?

Aufbau des "Energieparks Bad Lauchstädt" (schematische Darstellung)

Der Energiepark Bad Lauchstädt wird etwa 20 Kilometer südwestlich von Halle (Saale), zwischen Teutschenthal und Bad Lauchstädt, entstehen. Der windreiche Landstrich ist durch seine geologischen Strukturen, die vorhandene Erdgas- und Wasserstoffinfrastruktur und die räumliche Nähe zum bestehenden mitteldeutschen Chemiedreieck mit Wasserstoffgroßverbrauchern besonders als Standort für das Reallabor geeignet.

Weltweit erstmalig wird in dem Projekt die direkte Kopplung von Windstrom aus einem nahegelegenen, neu errichteten Windpark und einer Großelektrolyseanlage von bis zu 30 Megawatt erprobt. Große Teile des Windstroms werden so vor Ort in Grünen Wasserstoff umgewandelt und können über eine umzuwidmende Erdgasleitung zu Kunden im mitteldeutschen Chemiedreieck transportiert werden. Mit der unterirdischen Wasserstoffspeicherung in Salzkavernen soll im Energiepark Bad Lauchstädt perspektivisch der weltweit erste großvolumige Grüne Wasserstoffspeicher entstehen.

Mit der bewilligten Förderung als „Reallabor der Energiewende“ werden hierbei zunächst in einer Vorbereitungsphase zentrale Komponenten der Wasserstoffspeicherung wie eine effiziente Gasreinigung sowie Sicherheitstechnik erprobt und weiterentwickelt. In einer sich anschließenden zweiten Phase, die noch nicht Bestandteil des jetzigen Forschungsvorhabens (Reallabor) ist, wird angestrebt, die für die Wasserstoffspeicherung vorgesehene Kaverne fertigzustellen und in die Transportinfrastruktur einzubinden.

Das Reallabor als Blaupause für die erfolgreiche Sektorenkopplung

Mit der weiteren Umsetzung der Energiewende wird sich das Energiesystem, das wir heute kennen, grundlegend verändern. Das Reallabor Energiepark Bad Lauchstädt steht Modell für viele weitere Projekte vergleichbarer Art, die sich im künftigen Energiesystem entwickeln werden. Hier wird nicht nur der Umgang mit großen Mengen an Grünem Wasserstoff entlang der gesamten Wertschöpfungskette technisch erprobt, sondern vor allem auch das ideale regulatorische Setting identifiziert, welches Investitionssicherheit für Investoren und Anreize für die künftigen Wasserstoff-Kunden schafft.

Als Projekt in einer vom Strukturwandel betroffenen Region im Osten Deutschlands ist es Blaupause für die Energiewende und wichtiges Symbol für die erfolgreiche Transformation einer Jahrzehnte alten Industrieregion.

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