Alles fair? Sozialverträgliche Sanierung von Bestandsgebäuden (23)

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In der 23. Folge des Podcast zur Energiezukunft spricht Holger Schäfer mit Dr. Sibylle Braungardt über die sozialverträgliche Dekarbonisierung im Gebäudebestand. Sie ist Expertin für erneuerbare Energien im Wärmebereich und leitet am Öko-Institut die Gruppe Wärmewende und Effizienz. Ihre Forschung umfasst unter anderem die Dekarbonisierung des Gebäudebereichs, also der Reduktion von CO2-Emissionen, beispielsweise durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle zur Gebäudeheizung.

Was heißt eigentlich Dekarbonisierung?

Im Grunde geht es darum, dass keine fossilen Energien genutzt werden, um das Gebäude zu heizen – keine Ölheizung, Gasheizung, Kohleheizung – und somit keine CO2-Emissionen verursacht werden. Das sieht auch die neue EU-Gebäude-Richtlinie und deren Novellierung so, die kürzlich verabschiedet wurde.

Die Grundfrage der Dekarbonisierung ist: Wieviel Energie wird im Gebäude verbraucht? Das eine Stichwort dazu ist Effizienz, doch viel wichtiger sei, dass jede Kilowattstunde, die man nicht verbraucht, auch keine Emissionen verursache. Wir haben in Deutschland viele Bestandsgebäude unterschiedlichen Alters und bei sehr vielen von ihnen wird es keine einfachen Lösungen mit Erneuerbaren Energien geben. Diese Gebäude müssen saniert werden, doch obwohl alte Bestandsgebäude oft aufwendig klimaneutral saniert werden müssen, sei das ein wichtiger Schlüssel: Im Bestand wird ein ganz großer Teil der CO2-Emissionen im Gebäudebereich verursacht.

Sanierung: Muss es immer eine Vollsanierung sein?

Sibylle Braungardt hat dazu eine klare Meinung: Man komme nicht umhin, an die Hülle zu denken und sich einen Plan zu machen, wann man welchen Schritt machen möchte. Auch kleinere Maßnahmen, wie der Austausch der Heizkörper, können schon eine deutliche Verbesserung bringen.

Wer trägt die Kosten der Sanierung?

In der Bundesförderung für effiziente Gebäude werden die Förderung für Sanierungen und für Heizungsanlagen vereint.

Bei den Eigentümerinnen und Eigentümern ist klar: sie müssen die Sanierung bezahlen. Aber nicht alle Gebäude werden selbstbewohnt oder selbst genutzt. Viele Häuser werden vermietet. Was haben denn Vermieter davon, energetisch zu sanieren – mal davon abgesehen, dass sie es vielleicht irgendwann aus einer gesetzlichen Verpflichtung heraus angehen müssen?

In der Bundesförderung für effiziente Gebäude werden die Förderung für Sanierungen und für Heizungsanlagen vereint. Wenn man sich die Evaluierung dieses Förderprogramms anschaut, dann sieht man, dass ein großer Teil dieser Mittel von einkommensstärkeren Haushalten abgerufen wird. Warum das so ist, wurde nicht ermittelt. Fest steht aber, dass der Anteil der Gebäudebesitzenden in den hohen Einkommensgruppen deutlich höher ist als in den niedrigen Einkommensgruppen.

Sind die Förderungen für Sanierungen fair?

Die Modernisierungsumlage, ermöglicht es Vermietenden einen Teil der Sanierungskosten auf die Miete umzulegen. Doch das wird zu höheren Mieten führen. Wie gelingt eine Sanierung, die auf der einen Seite sozial verträglich ist und gleichzeitig attraktiv für die Eigentümer?

Sibylle Braungardt sagt, dass die Kostenverteilung verändert werden muss und weist auf interessante Beispiele aus anderen Ländern hin: In Frankreich beispielsweise ist die Förderung sozial gestaffelt. Solche Modelle wären auch für Deutschland wünschenswert.

Was ist zu tun? Informieren und mit der Sanierung beginnen

Wichtig sei, dass jetzt mehr saniert wird. Im Moment liegt die Quote bei unter 1%. Doch alle Ziele der Dekarbonisierung gehen von Sanierungsquoten aus, die etwa doppelt so hoch sind.

Und was passiert, wenn die alte Heizung kaputt geht, aber das Wärmenetz noch nicht ausgebaut ist?  Auch darauf hat Frau Braungardt eine Antwort.

Wichtig ist, sich frühzeitig zu informieren und eine Energieberatung in Anspruch zu nehmen. Für die Zukunft wünscht sich Sibylle Braungardt eine schnelle Dekarbonisierung der Gebäude durch Förderprogramme, die insbesondere Haushalten mit geringerem Einkommen unterstützen.

Sie empfiehlt die Website des Öko-institutes für weitere spannende Inhalte wie den Blog oder den Podcast.

Hier geht es zum Bericht von Dr. Braungardt et al. zum Thema „Sozialverträgliche Dekarbonisierung im Gebäudebestand“.

 

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