Umfrageergebnis: Lohnen sich Batteriespeicher für Privathaushalte bereits jetzt?

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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29. September 2015

Das wollten wir bei der letzten Umfrage von Ihnen wissen. 34 Prozent und damit etwas mehr als eine Drittel der Teilnehmenden gab an, dass sich private Batteriespeicher noch nicht lohnen. „Ja, auf jeden Fall“ würden sie sich lohnen, meinten 29 Prozent. Und mit 37 Prozent kreuzte die Mehrheit an: „Ja, wenn man den ideellen Wert mit berücksichtigt.“ Die Summe derer, die auch unter Berücksichtigung des ideellen Wertes einen privaten Energiespeicher für lohnenswert hält, liegt somit bei 66 Prozent. Stehen wir jetzt vor einem Boom für Batteriespeicher für Privathaushalte?

Ein Geldspeicher mit Platz für 2,10 Euro

Umfragen, die kurz, knackig und mit einem Klick zu erledigen sind, müssen komplizierte Sachverhalte so verkürzen, dass eine allgemein verständliche Frage entsteht. Ob sich Batteriespeicher für Privathaushalte bereits jetzt lohnen? Unter finanziellen Gesichtspunkten kann diese Frage nur beantworten, wer sich intensiv mit seiner Verbrauchs- und potentiellen Batteriespeicher für Privathaushalte, Energiewende aktuellErzeugungs-situation befasst. Vergleichen wir die Batterie einmal mit einem Geldspeicher. Würde ich mir einen Safe zulegen, der 100 Kilogramm wiegt, 1,30 Meter hoch und über 80 Zentimeter breit ist, wenn er nur Platz für 2,10 Euro bietet? 2,10 Euro – soviel kosten sieben kWh und das ist die Kapazität eines handelsüblichen Speichers. Wenn ich durchschnittlich jeden Tag den Inhalt meines Safes nutzen kann, kommen übers Jahr aber immerhin 2555 kWh oder 766 Euro zusammen.

Ein Haushalt mit drei Personen hat einen durch-schnittlichen Stromverbrauch von 4000 kWh im Jahr. Wer durch die Kombination von Solaranlage und Batteriespeicher 70 Prozent seines Strombezugs ersetzen kann, wird mehr als 800 Euro sparen. Ob es gelingt, diesen Autarkiegrad zu erreichen, hängt neben der Größe, Beschaffenheit und Ausrichtung der Solaranlage, dem Speicher, seiner Steuerung sowie der Sonneneinstrahlung vor allem vom Verbrauchsverhalten ab. Die Unternehmensberatung PWC hat aller individueller Muster zum Trotz die Prognose gewagt, Batteriespeicher für Privathaushalte würden ab 2019 wirtschaftlich.

Wir halten derart generalisierenden Thesen für kühn, weil sie vorgaukeln auf einer exakten Berechnung zu beruhen. Um zu einer schlüssigen Aussage zu kommen, müssen aber derart viele Annahmen über die Kostenentwicklung bei den Speichern, den Solaranlagen, den Anschlusskosten und die Lebensdauer des Systems und seiner Komponenten getroffen werden, dass das Ergebnis nur noch vage sein kann und, weil die individuellen Umstände des Einsatzes nicht berücksichtigt werden können, keinerlei Rückschlüsse auf die persönliche Investitionsentscheidung möglich sind.

Teslas Powerwall dieses Jahr noch nicht zu haben

Kaum ein anderer Markt ist derart stark in Bewegung geraten wie der für Batteriespeicher für Privathaushalte. Seit im April 2015 Tesla angekündigt hat, mit seiner Powerwall in dieses Segment einzusteigen, überschlagen sich die Ankündigungen, denn die Konkurrenz will dem Unternehmen aus Kalifornien nicht allein das Feld überlassen. Der Hype ist insofern irre, als dass die Powerwall in diesem Jahr noch nicht zu kaufen sein wird. Bestenfalls in Australien wird das Gerät noch in diesem Jahr ausgeliefert.

Nach unserer Einschätzung, damit gehen wir mit der Mehrheit der Umfrageteilnehmenden konform, werden Batteriespeicher für Privathaushalte in sehr naher Zukunft, ein Massenmarkt sein. Ob man den einen oder anderen Euro mit dem privaten Speicher verdient oder zuschießen muss, ist nicht das entscheidende Kriterium. Entscheidend wird sein, dass ein relativ hoher Grad an Autarkie bei der Stromversorgung bezahlbar geworden ist. Fast jeder Eigenheimbesitzer kann es sich nun leisten, seinem Stromversorger ein Schnippchen zu schlagen und die Stromrechnung drastisch zu reduzieren.

Ich leiste mir Nachhaltigkeit

Die immer wieder kehrende Schlacht um das jeweils neueste iPhone zeigt, dass es einer sehr MercedesSpeichergroßen Gruppe von Konsumenten nicht darauf ankommt, mit dem Kauf eines Produkts einen berechenbaren Mehrwert zu erhalten. Mein Haus, mein Porsche, mein iPhone – mein Eigentum erzählt, wer ich bin und was ich mir leisten kann. Der lang anhaltende Trend zu ökologischen Produkten wird sich auch auf dem Energiemarkt niederschlagen: Meine Solaranlage, mein Speicher, mein Fairphone verkünden die Botschaft: „Ich leiste mir Nachhaltigkeit.“

Diejenigen, die Investitionen durchrechnen, sind ohnehin bei einem anderen Speichermodell besser aufgehoben: Dem Quartierspeicher. Je mehr Haushalte und kleinere Betriebe sich zusammen tun, desto wirtschaftlicher werden die Systeme. Wenn es dann gelingt, sich für die Lieferung von Regelenergie zu präqualifizieren, kommen die Speicher schnell ins Geld. Hier eröffnen sich in Gestalt der Großspeicher oder im Zusammenschluss von privaten Speichern als Schwarm neue Betätigungsfelder für die Bürgerenergie und Genossenschaftsmodelle.

Die Umfrage „Lohnen sich Batteriespeicher für Privathaushalte bereits jetzt?“ lief vom 14. bis zum 27. September. An ihr nahmen 101 Personen teil.

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Umfrageergebnis: Lohnen sich Batteriespeicher für Privathaushalte bereits jetzt?
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