Zukunft first

Gastautor Portrait

Holger Schäfer

Stiftung Energie & Klimaschutz, Sprecher des Vorstandes

Holger Schäfer, Jahrgang 1973, hat in Heidelberg und Großbritannien Germanistik, Soziologie und Politik studiert. Seit 2014 ist Holger Schäfer Mitglied des Vorstands der Stiftung Energie & Klimaschutz und leitet darüber hinaus seit 2021 den Bereich Geschäftsfeldentwicklung & Steuerung Systemkritische Infrastruktur. Seit 2019 war er im Personalbereich der EnBW für die Sparte Funktionaleinheiten verantwortlich, nachdem er ab 2013 den Bereich Politik Baden-Württemberg und Grundsatzfragen verantwortet hatte. Zuvor war er in mehreren Fach- und Führungspositionen im EnBW-Konzern tätig, zuletzt als Leiter Kommunen, Netzkunden und Dienstleistungen bei der heutigen Netze BW. Der Berufseinstieg war 2001 bei IFOK in Bensheim, einer auf Beteiligung und Kommunikation ausgerichteten Beratung.

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21. Dezember 2020
Zukunft first

2020 wird sich fest in unser Gedächtnis brennen. Corona hat in diesem Jahr das Weltgeschehen und die Medien dominiert. Und unseren Alltag sowieso. Gegen die reale Dominanz der Pandemie hatte selbst „America first“, die Losung des scheidenden US-Präsidenten, keine Chance. Der US-amerikanische Wahlkampf mit dem Wechsel im Weißen Haus wird im Corona-Jahr 2020 eine Randnotiz bleiben. Umso mehr könnte 2021 ein Jahr des Wechsels sein. Nicht nur auf den Stühlen der Macht. „Zukunft first.“ Das wäre mein Wunsch für 2021.

Wir sind verletzbar

2020 war (und ist noch) ein enorm anstrengendes Jahr. Die Liste derer, an die zu denken und denen ich dankbar bin, ist enorm lang. Ob in den Arztpraxen, Krankenhäusern, in den Altenheimen aber auch in den Schulen und in den Frauenhäusern wurde und wird Unglaubliches geleistet. Die Pandemie stellt unsere Arbeitskraft ebenso auf die Probe wie unsere Psyche. Sie belastet das Zusammenleben in der Familie, entzweit uns über den Streit in der Gemeinschaft und in der Gesellschaft.

Von einem kleinen unscheinbaren Virus ging ein Angriff aus, der uns gleichermaßen medizinisch, sozial, wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell herausfordert. Ein perfider Angriff, der uns die Verletzbarkeit vor Augen führt – von uns als Personen ebenso wie für uns als Gemeinschaft, von der Familie bis hinein in die UN.

Nach Corona: Unter dem Motto „Zukunft first“ auf die anderen Probleme in der Welt schauen?

2021 könnte ein besseres Jahr werden. Es wird geimpft. Und die Amtseinführung in Washington könnte die internationale Zusammenarbeit wieder stärker, ohne die auf dieser Welt keines der drängenden Probleme gelöst werden kann. Und wir, die Menschen, die unter Corona litten, und auch die politischen Führungskräfte müssten doch verrückt sein, wenn wir aus dieser Krise nichts lernen würden.

Corona hat uns gezeigt: Die Vernetzung der Welt ist soweit fortgeschritten, dass die internationale Kooperation nun tiefer und schneller werden muss. Eine globale Krise braucht eine globale Antwort. Wenn wir in 2021 Corona per Impfung weltweit besiegen sollten, bleiben noch genügend Herausforderungen übrig, in denen die Weltgemeinschaft ihre Kooperationsfähigkeit schulen kann. Unter dem Motto „Zukunft first“ nach Corona auf die anderen existentiellen Probleme in der Welt schauen?

Menschen sind lernfähig

Corona hat aber auch gezeigt, dass wir in der Krise außergewöhnliche Dinge bewegen können.

Holger Schäfer

Der Klimawandel wäre z.B. eine dieser Dinge, über die dann zu reden wäre. 2020 war auch das Jahr der Brände. Großfeuer loderten in Australien, Sibirien, im Westen der USA und in Südamerika. 2020 war auch das Jahr mit der längsten Hurrikan-Saison aller Zeiten. Ebenso wie der Kampf gegen Corona braucht der Klimaschutz: Internationale Zusammenarbeit, wissenschaftliche Expertise, die politisch umgesetzt werden muss, Innovationen und Tatkraft.

Corona hat aus außergewöhnlich belastet. Corona hat aber auch gezeigt, dass wir in der Krise außergewöhnliche Dinge bewegen können. Dass wir Menschen außergewöhnlich gut darin sind, auf Herausforderungen zu reagieren. Wir unterscheiden uns unter anderem deshalb von Tieren, weil wir Probleme abstrakt bewerten, analysieren und im Anschluss daran, komplexe Veränderungen vornehmen können. Gute Voraussetzungen für ein Projekt „Zukunft first“.

Was anders wäre als bei Corona: Wer sollte etwas dagegen haben, unser neu erlangtes Wissen nun kollektiv einzusetzen, um die Zukunft zu einer besseren zu machen? Es gibt keine Zukunkftsleugner, denn eine Zukunft wird es geben. Also sollten wir uns darum kümmern, wie die aussehen sollte.

2021 wird gut

Weihnachten 2020 wird viele noch einmal vor besondere Herausforderungen stellen. Zahlreiche Traditionen lassen sich in der Pandemie nicht so ohne weiteres aufrecht erhalten, weder der Besuch in der Kirche noch die Zusammenkunft im großen Kreis der Familie. Und viel mehr Menschen als sonst werden an den Feiertagen in den Kliniken und Heimen arbeiten müssen.

Dank Impfung und einer rasant sich ausbreitenden Vernunft wird 2021 dann hoffentlich ein besseres Jahr. Irgendwann frei von Corona und dann, wenn nach einem Urlaub auch der Kopf wieder frei ist, werden wir auf der Grundlage unserer jetzt gesammelten Erfahrungen gemeinsam über eine bessere Zukunft nachdenken. Und entsprechend handeln.

2021 wird ein gutes Jahr werden. Ich habe da große Hoffnungen. Vielleicht war Corona der berühmte Tritt in den Allerwertesten, den die Menschheit brauchte?

Vorerst bleiben wir als Stiftung voll digital. Im nächsten Jahr mit einem energiepolitischen Ausblick und einem Debatten-Abend dazu.

Hier auf der Plattform melden wir uns am 11. Januar wieder mit Gastbeiträgen.

Ihnen Allen ein besinnliches Weihnachtsfest.

Bleiben Sie gesund.

Holger Schäfer, Sprecher des Vorstands der Stiftung Energie & Klimaschutz

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