Offshore Windenergie muss ihren Beitrag zur Energiewende leisten dürfen

Gastautor Portrait

Paula Segelken

Referentin Technik, Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V. (BWO)

Paula Segelken betreut beim Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore die Themen und Arbeitsgruppen mit vorrangig technischem Bezug. Zuvor unterstützte sie bei Siemens den Bau des Offshore-Windparks Arkona und sammelte bei dem chinesischen Anlagenhersteller Goldwind Erfahrungen in der internationalen Windbranche. Segelken ist Ingenieurin im Bereich der Energietechnik mit Fokus auf regenerativen Energien und hat parallel einen MBA absolviert.

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17. Mai 2019

Offshore-Wind – eine Erfolgsgeschichte!

Schon in den 90ger Jahren wurden in Dänemark Pilot-Windkraftanlagen im Meer gebaut. In Deutschland feiert dieses Jahr der erste Windpark, das Testfeld Alpha Ventus, 10-Jähriges Jubiläum. Inzwischen ist die Offshore-Windenergie längst aus ihren Kinderschuhen rausgewachsen. Die Anlagen werden größer und immer effizienter. Eine Windkraftanlage der neuen 10MW-Generation zum Beispiel produziert in einem Jahr die Menge an Strom, die 10.000 Haushalte verbrauchen. Heute stehen in deutschen Gewässern Windparks mit einer Leistung, die insgesamt etwa der von 5 Atomkraftwerken entsprechen[1]. Nur England liegt hier noch etwas weiter vorn als Deutschland. Aber auch außerhalb von Europa wird aufgeholt; in Taiwan und den USA wurden die ersten großen Projekte bezuschlagt und auch in Japan und Korea soll Offshore-Wind kommen. China hat angekündigt, bis 2020 allein in der Provinz Jiangsu so viel zubauen zu wollen, wie Deutschland jetzt schon installiert hat.[2]

Aber was bedeutet das für den deutschen Markt?

Wir haben in Deutschland grundsätzlich die Kapazitäten, den Ausbau der Offshore-Windenergie noch weiter voranzutreiben

Paula Segelken, Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V. (BWO)

Die Hersteller- und Zulieferer-Industrie ist mit dem deutschen Markt gewachsen. 2010 waren es noch 4.000 Menschen, die direkt oder indirekt durch die Offshore-Windindustrie in Deutschland beschäftigt wurden – im Jahr 2017 waren es schon 27.000 Menschen. In den Unternehmen wurden Kapazitäten aufgebaut, um dem rasanten Ausbau der ersten Jahre in der Offshore-Windkraft nachzukommen. Sei es nun im Norden die Verstärkung der Kai-Kante im Hafen oder im Süden Deutschlands das Lager für die Ausrichtung der Anlagen in den Wind. Wir haben in Deutschland grundsätzlich die Kapazitäten, den Ausbau der Offshore-Windenergie noch weiter voranzutreiben.

Entwickler von Windparks wollen und können kostengünstig bauen

Aufgrund der Lernkurve, die wir mit der Technik durchlaufen haben, konnten enorme Kostenreduktionen gegenüber den ersten realisierten Offshore-Windparks erzielt werden. Zum einen durch technische Innovationen aber auch neue logistische Ansätze konnten die Investitionskosten erheblich gesenkt werden und auch im Betrieb der Windparks sehen viele noch „Luft nach oben“. Diese Kostenreduktionen spiegeln sich in den letzten Geboten für Ausschreibungen in Deutschland wider. Die ersten Windparks, die sich allein über den Markt finanzieren und ohne EEG-Förderung auskommen wollen, wurden letztes Jahr bezuschlagt. Sicherlich, hier spielen Synergieeffekte durch benachbarte Parks, die Größe der Unternehmungen und die Erwartungen an neue und größere Anlagengeneration mit 10 MW und mehr eine Rolle. Aber es war ein Zeichen an die Politiker in Berlin: Wir können und wollen Offshore-Windparks kostengünstig bauen.

Ausbauziele anpassen!

Das Erneuerbaren-Ziel im Stromsektor wurden 2018 auf 65% angehoben - das Ausbauziel für Offshore Windenergie ist gleich geblieben.

Leider ist aber der Offshore-Wind-Ausbau von der Politik gedeckelt, sodass wir nicht so viel bauen dürfen, wie wir könnten. Hinzu kommt – die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag von 2018 ihr Ziel für den Anteil an erneuerbaren Energien im Stromsektor auf 65% bis 2030 nach oben korrigiert. Das Ausbauziel für Offshore Windenergie bleibt aber unverändert 15 GW bis 2030. Das war besonders verwunderlich, da doch auf See der Wind besonders verlässlich weht und Offshore-Wind auch sehr hohe Zustimmungswerte in der Bevölkerung hat.[3] Die Branche hat sich bereits mehrfach öffentlich an die Regierung gewandt und die Anhebung des Deckels auf 20 GW bis 2030 und 30 GW bis 2035 gefordert.[4]

Auch auf der Jahreskonferenz des BWO „Zukunft Offshore“ in Berlin Anfang April forderte Geschäftsführer Uwe Knickrehm nochmal energisch „Der Deckel muss weg!“.[5] Nun muss sich die Bundesregierung daran setzen, eine Lösung zu erarbeiten, wie wir in Deutschland das 65%-Ziel doch noch umgesetzt bekommen. Wir wären bereit!

Quellen

[1] In 2018: Bei ca. 6,38 MW installierter Leistung an Offshore-Windenergieanlagen (https://bwo-offshorewind.de/ausbau-offshore-wind-2018/) und einer Durchschnittsleistung der sechs noch laufenden Atomkraftwerke von 1,36 GW.

[2] http://www.chinadaily.com.cn/a/201901/19/WS5c432745a3106c65c34e5698.html

[3] Quelle: Repräsentative Umfrage zum Ausbau von Windenergie auf See des BWO https://bwo-offshorewind.de/raepresentative-umfrage-zu-windenergie-auf-see/

[4] Cuxhavener Apell https://bwo-offshorewind.de/cuxhavener-appell-2-0/; Aufruf Windenergie https://bwo-offshorewind.de/aufruf-windenergie-auf-der-branchen-leitmesse-in-hamburg/

[5] https://background.tagesspiegel.de/letzter-ausweg-offshore

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