War watt? Wird Giga-Fab in Sachsen gebaut?

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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21. Juli 2016
War watt? ist die energiepolitische Kolumne unseres Moderators Hubertus Grass, der seit nunmehr 30 Jahren für die Energiewende streitet.

Baut Tesla seine europäische Giga-Fab in Sachsen? Das ist zumindest der Wunsch der sächsischen Staatsregierung. Obwohl es auf das Angebot, das der sächsische Wirtschaftsstaatssekretär Tesla unterbreitete, noch keine Antwort aus Kalifornien gibt, ist es wahrscheinlich: Am Standort Kamenz in Sachsen wird eine Giga-Fab zum Bau von Lithium-Ionen-Akkus entstehen. Bauherr könnte Daimler-Benz sein.

Seit Februar ständig neue Nachrichten

Der Akku-Standort Kamenz hat eine kurze wechselvolle Geschichte. Bereits vor sieben Jahren stieg Daimler beim Start-up Li-Tec ein und wagte sich an die Massenfertigung von Lithium-Ionen-Batteriezellen für E-Autos. Der Versuch beim E-Smart ging schief und wurde 2014 eingestellt. Im Geschäft blieb man am Standort in Sachsen mit der Produktion von Batteriemodulen auf der Basis von importierten Zellen. Zu diesem Zweck gründete Daimler die 100%ige Tochter Deutsche ACCUmotive GmbH & Co. KG mit dem Gesellschaftssitz sowie dem Forschungs- und Entwicklungsstandort unweit des Stammsitzes in Kirchheim unter Teck/Nabern und einem Produktionsstandort in Sachsen.

Im Februar dieses Jahres gab Daimler dann bekannt, dass man den Standort Kamenz nicht aufgebe, sondern den Neubau einer Batteriefabrik plane.  Als Investitionssumme wurden 500 Millionen Euro genannt.

Die Aktie von Tesla kennt nur eine Richtung.
Immer noch ohne Gewinne kennt die Aktie von Tesla über die Jahre nur eine Richtung.

Anzeichen für Giga-Fab in Sachsen mehren sich

Investitionen von 500 Millionen Euro und mehr als 350 Mitarbeiter – für die Lessingstadt Kamenz und die gesamte Region Ostsachsen ist das Engagement von Daimler schon jetzt eine Riesensache. Im Vergleich zur Giga-Fab von Tesla (Investitionssume über 5 Mrd. US-$, mehr als 6.500 Mitarbeiter, s. Grafik) sind die Pläne aber eher bescheiden.

Doch seit Februar hat sich einiges getan:

EnBW und andere Kooperationspartner

Die neue Firma wird sich um die Entwicklung und den weltweiten Vertrieb von stationären Energiespeichern der Stern-Marke von Mercedes-Benz kümmern. Daimler wird sich die Zellen auf dem schnell wachsenden Markt weiterhin aus Asien von den Unternehmen LG Chem und SK Innovation liefern lassen. Im Inland kooperiert Daimler mit der EnBW AG, die alle Energie-Dienstleistungen übernimmt und speziell für die Steuerung der Heimspeicher sorgt.  Mit an Bord in der Kooperation mit Daimler und ACCUmotive sind SMA aus Kassel, einige Großhändler sowie bei den großen Speicher der Recyclingspezialist Remondis und die Stadtwerke Hannover.

Daimler hat sich weiteres Grundstück in Kamenz gesichert

Im sächsischen Kamenz, wo fleißig gebaut wird und viele freie Stellen beim Daimler zu besetzen sind,  hat man Dank der Anfrage des Wirtschaftsministers bei Tesla jetzt gleich zwei Eisen im Feuer, um Standort der deutschen Giga-Fab zu werden. Bei Daimler wird es jedenfalls nicht bei der Investitionssumme von 500 Millionen Euro bleiben. Wie wir aus Kreisen des Unternehmens erfahren haben, hat man sich im Gewerbegebiet am Kamenzer Ochsenberg dieser Tage ein weiteres, mehrere Hektar großes Grundstück gesichert. „Die Jagd auf Tesla hat begonnen“ . Sie könnte für Ostsachsen zum Segen und zum Startschuss für die Energiewende im Verkehr  werden.

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