Auf dem Weg zur Modellregion – Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in der Metropolregion Hamburg

Gastautor Portrait

Oliver Schenk

EEHH, Erneuerbare Energien Hamburg

Oliver Schenk ist seit April 2021 im Erneuerbare Energien Hamburg Cluster verantwortlich für den Bereich Marketing Wasserstoff und sorgt dafür, dass die hiesigen Projekte und Fortschritte in der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus wahrgenommen werden. Um den Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu unterstützen, erstellt Oliver Schenk redaktionelle Beiträge und Videos, plant und führt Netzwerkveranstaltungen und Messen durch, hält Fachvorträge und vieles mehr.

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17. Januar 2022

In vielen deutschen Metropolregionen sind die Ambitionen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft groß – so auch in Norddeutschland. Vieles spricht indes dafür, dass Hamburg in den nächsten Jahren die Nase vorn haben wird. Das liegt nicht nur an einer einmaligen Akteurslandschaft und geografischen Vorteilen, sondern auch an gesetzlicher Zwangsläufigkeit und gezielter Wirtschaftsförderung.

Die Metropolregion Hamburg geht schon seit über zehn Jahren beim Ausbau der Erneuerbaren Energien voran. Mit dem Fokus, den Stromsektor unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen, wurde die Hansestadt inoffizielle Windhauptstadt Europas, mit vielen Hauptsitzen von Anlagenherstellern und Projektentwicklern. Heute steht sie vor den nächsten großen Herausforderungen der Energiewende: die Dekarbonisierung der Industrie sowie eine erfolgreiche Sektorenkopplung durch eine zielgerichtete Wärme- und Verkehrswende. Für diese fundamentale Systemtransformation ist Wasserstoff der Energie- und Hoffnungsträger: In ihm kann per Elektrolyse grüner Strom aus Erneuerbaren Energien gespeichert werden, um ihn zeit- und ortsunabhängig einsetzbar zu machen. Er ist als Speichermedium immer dann von besonderem Interesse, wenn „der Wind nicht weht“ und „die Sonne nicht scheint“. Damit baut er die Brücke von der Energieerzeugung zu diversen Wirtschaftszweigen. Die Anwendungsfelder sind vielfältig: Von der chemischen Industrie und der Metallurgie über die Verwendung als Treibstoff in der Hafen- und Schiffslogistik, in der Luftfahrt, im Schwerlastverkehr und ÖPNV bis hin zur Wärmeversorgung. Wasserstoff baut die Brücke zu diversen Wirtschaftszweigen.

Modellregion mit vollständiger Wertschöpfungskette

Die Hamburger Politik hat sich daher auf die Fahnen geschrieben, die Metropolregion zum Vorreiter im Bereich Wasserstoffwirtschaft zu machen. Der damit verbundene Aufbau einer durchgängigen Wertschöpfungskette über Erzeugung, Transport, Distribution und Abnahme erfordert viel Koordination. Rückhalt erfährt das Vorhaben von der nationalen und der norddeutschen Wasserstoffstrategie. Diese streben den Aufbau einer beispielhaften grünen Wasserstoffwirtschaft an, die alle interessierten Abnehmer versorgen kann. Die Vorteile liegen auf der Hand – nicht nur für den Klimaschutz durch die Dekarbonisierung von Verkehr und Wirtschaft, sondern auch in Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit und die zukünftige Wertschöpfung. Durch die räumliche Nähe von möglichen Wasserstofferzeugern und -abnehmern sowie die bereits vorhandenen Netzwerkstrukturen bietet Hamburg gute Voraussetzungen, ein enges lokales Netzwerk zu knüpfen und weiterzuentwickeln.

Netzwerkarbeit als Fundament

Hier setzt das Erneuerbare Energien Hamburg Cluster (EEHH) als Branchennetzwerk an, das traditionell auch die Felder Wirtschaftsförderung und Standortmarketing bedient. Es legt die Basis für die Bildung einer Fachcommunity, in der wichtige Akteure aus den ortsansässigen Unternehmen, aber auch Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Politik zusammengebracht werden. Gerade beim Thema Wasserstoff, dessen Markthochlauf noch am Anfang steht, und welches unterschiedliche Unternehmen und Institutionen entlang der Wertschöpfungskette vereint, ist es erforderlich, eine Vielzahl an Stakeholdern jenseits des eigenen Mitgliederkreises einzubeziehen. Hierzu kooperiert das EEHH-Cluster mit den anderen Hamburger Wirtschaftsclustern und städtischen Gesellschaften, sowie weiteren Partnern vor Ort und erschließt sich zudem eigenständig neue Kontakte.

Grafik: Vattenfall

Fachveranstaltungen und Austauschformate

Um die Vernetzung zu fördern, entwickelte EEHH im letzten halben Jahr eine Reihe neuer Veranstaltungsformate. Diese können in fachliche Formate und Netzwerk-Formate unterschieden werden. Bei den fachlichen Formaten erhalten die Akteure die Möglichkeit, sich über aktuelle (Forschungs-)projekte zu informieren bzw. in Arbeitsgruppen an konkreten Themenstellungen, bspw. aus der Regulatorik zusammenzuarbeiten. Als erstes konkretes Ergebnis ist im Rahmen der AG Regulatorik ein Positionspapier zum Delegated Act entstanden, welches auch an die relevanten Ansprechpartner in Brüssel adressiert wurde. Bei den auf das Netzwerken fokussierten Veranstaltungen können die Akteure ihre Bedarfe kommunizieren, Schnittstellen mit anderen Akteuren erkennen sowie Projekt- und Geschäftspartner finden. Im neugegründeten, sogenannten Forum Wasserstoff werden dazu regelmäßig internen und externe Experten eingeladen und neue Projekte vorgestellt.

Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie

Zudem sind die Mitglieder seit September 2021 intensiv in die Entwicklung einer neuen Clusterstrategie für die nächsten fünf Jahre einbezogen worden. Beim gemeinschaftlichen Arbeiten in verschiedenen Workshops wurden sowohl fachliche Aspekte beleuchtet als auch neue Kontakte geknüpft. Die Strategie ist eine Fortentwicklung der bisherigen Clusterstrategie und setzt darüber hinaus die Leitplanken für eine erfolgreiche Integration des Bereichs Wasserstoff in das Gesamtcluster, bei dem traditionell die Energieerzeugung (aus Wind und PV sowie nachhaltige Wärme) im Mittelpunkt gestanden hat. Im Rahmen des Strategieprozesses wurden die Ziele für die Clusterarbeit der nächsten Jahre abgestimmt und mit ersten konkreten Maßnahmen untersetzt.

Fazit

Eine gute vernetzte Akteurslandschaft legt die Basis für das neue Wirtschaftsfeld, das verschiedene Branchen miteinander verbindet. So werden Projekte und Kooperationen zwischen Unternehmen angestoßen sowie wirtschaftliche Bedarfe und Herausforderungen besser erkannt. Ergänzt wird dies um eine Vernetzung mit überregionalen Netzwerken, um auch einen erfolgreichen Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft auf nationaler Ebene zu unterstützen.

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