Solarenergie im Trend – 2021 ein entscheidendes Jahr auf dem Weg zum Durchbruch

Gastautor Portrait

Jörg Ebel

Präsident BSW Solar e.V.

Jörg Marius Ebel ist Jurist und hat in Düsseldorf, Münster und Hamburg Politik, Soziologie und Rechtswissenschaften studiert. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Büroleiter führt er als Head of Public Affairs das Berliner Office der IBC SOLAR AG. 2020 wurde Jörg Ebel zum Prösidenten des BSW Solar e.V. gewählt.

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25. März 2021

Eben hat die Internationale Energie Agentur IEA, als Vatikan der Energiewirtschaft genau so versessen auf disruptive Veränderungen wie die Glaubenskongregation in Rom, eine Revolution ausgerufen: „Solar is the new king of electricity“ war die prägende Schlagzeile des World Energy Outlook. Nach Jahren des Kleinredens haben die technologischen und Kostenvorteile der Solarenegie für Fakten gesorgt.

Auch in Deutschland wurde und wird die Solarenergie konsequent und kontinuierlich unterschätzt. Zu Unrecht. Sie ist als Freiflächen-Photovoltaik die günstigste, sie ist mit Abstand die beliebteste und am meisten akzeptierte und sie ist seit 2018 die am meisten zugebaute Technologie zur Stromerzeugung in Deutschland.

2021 wird für die Solarenergie ein entscheidendes Jahr auf dem Weg zum Durchbruch. warum das so ist, erklärt Jörg Ebel, Präsident der deutschen Solarwirtschaft, anhand von fünf Trends.

Trend Nr. 1: Raus aus der Nische!

Am Ende des Jahres 2021 wird sich auch in Deutschland niemand mehr erinnern, dass Solar früher einmal als Nischentechnologie galt.

Jörg Ebel

Solar hat es geschafft. Mit rund zehn Prozent an der gesamten deutschen Stromerzeugung zu günstigen Kosten, mit einer Modularität von der Mittelspannungseben bis in den letzten Hühnerhof, einem technologisch breiten Anwendungsspektrum, Speicherbarkeit und vertretbaren Preisen steht die Solarenergie endgültig davor, ihre Nische zu verlassen und eine echte Volumentechnologie zu sein, die substanzielle und nennenswerte Beiträge zur deutschen Stromversorgung leistet.

Schon in den letzten Jahren war spürbar, dass immer mehr Unternehmen beginnen, sich mit Photovoltaik, Speicher und Solarthermie zu befassen. Immer mehr Versorger wie EnBW, Vattenfall, RWE, E.ON, immer mehr Stadtwerke und sogar Windunternehmen investieren in Solarparks, entwickeln Mieterstromprojekte und bieten Speicherlösungen an. Auch auf der Kundenseite nehmen Interesse und Aufmerksamkeit stetig zu, sei es bei der Automobilwirtschaft oder im Zusammenhang mit dem Wasserstoffhype. Die Wachstumsraten sind beeindruckend und vor allem: Sie haben noch deutlich Luft nach oben und Potenzial für mehr. Am Ende des Jahres 2021 wird sich auch in Deutschland niemand mehr erinnern, dass Solar früher einmal als Nischentechnologie galt.

Trend Nr. 2: Viel mehr Vielfalt!

Der Bedarf nach sauberer Energie nimmt exponentiell zu. Das erfordert eine Ausnutzung aller Potenziale. Auf der einen Seite sind die Ausschreibungen vielfach überzeichnet. Hier kann schnell mehr Zubau generiert werden, indem die Ausschreibungsmengen deutlich erhöht werden. Gleichzeitig sollte damit begonnen werden, auch besondere Formen der Photovoltaik zu erschließen. Das gilt ganz besonders für die Agri-Photovoltaik, die 2021 aus dem Pilotstadium hervortritt und rasch erheblich zum Zubau beitragen kann.

Floating- Photovoltaik überlassen wir nicht mehr alleine den Niederlanden. Fassadenintegrierte Photovoltaik bietet erhebliche Steigerung der Nutzung von Gebäuden. Und mit Sicherheit wird Parkplatz- Photovoltaik eine wichtige Rolle zu spielen beginnen. Mittelfristig müssen darüber hinaus jetzt die Grundlagen für Kombinationen aus Photovoltaik, Wind und Speichern gelegt werden. Die Richtung geht in die Nutzung aller Möglichkeiten und der unbegrenzten Vielfalt der Photovoltaik.

Trend Nr. 3: Speichermarkt vor dem Durchbruch

Am Anfang waren Batteriespeicher nicht mehr als ein belächeltes Spielzeug. Expert*innen wussten indes: So hat Photovoltaik auch mal angefangen. Und so wie die Photovoltaik durch fantastische Kostensenkungen und rasche Technologieschritte zu einer der Leittechnologien aufgestiegen ist, erobern Batteriespeicher den Markt. Eben ist das 300.000 System installiert worden. Aber erst jetzt beginnt die Lernkurve ihren Weg, weil durch die Beschleunigung der Nachfrage nach E-Autos sich ein echter Speichermarkt gerade erst zu entwickeln beginnt. Der Doppelspurt aus sinkenden Kosten bei steigender Performance, den die Photovoltaik hingelegt hat, werden die Speicher locker absolvieren.

Trend Nr. 4: Klärung Prosuming

Die Dezentralisierung ist der entscheidende Treiber der globalen Transformation der Stromversorgung.

Jörg Ebel

Die Dezentralisierung ist der entscheidende Treiber der globalen Transformation der Stromversorgung. Die Möglichkeit, Strom lastnah zu erzeugen, ist die eigentliche Disruption. In Deutschland hat man lange versucht, dieser steigenden Flut mit ein paar löchrigen Sandsäcken zu begegnen und noch in die letzte EEG-Novelle hat die Bundesnetzagentur das Verbot von Standardlastprofilen für Prosuming schreiben lassen. Eine Initiative, die zum Scheitern verurteilt ist. Prosuming und Eigenerzeugung sind systemisch zu sinnvoll, zu machbar und zu nachgefragt, um dauerhaft verhindert werden zu können.

Prosuming lässt Mieter*innen ebenso an der Energiewende teilhaben, wie den Mittelstand und ist einer der entscheidenden Schlüssel zu Sektorenkopplung und Flexibilisierung. 2021 wird deswegen das Jahr, in dem neue Regeln für Eigenverbrauch und Prosuming gezeugt werden und das Jahr des Anfangs vom Ende so unsinniger Regeln wie der anteiligen EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch und der Personenidentität. Damit wird 2021 das Jahr, in dem die Grundlage für förderfreie Photovoltaik auch in den Ballungsräumen gelegt werden wird.

Trend Nr. 5: Die Rückkehr der Zell- und Modulfertigung

In einem Akt einmaliger Fehlentscheidungen ist es gelungen, die gute Position Deutschlands bei der Zell- und Modulfertigung auf dem Weltmarkt in kürzester Zeit preiszugeben. Deutschland war nie der alleinige Weltmarktführer, hatte aber beste Voraussetzungen, mit großen Firmen auf dem Weltmarkt mitzumischen, bis die Politik den Stecker gezogen hat. Den Rest erledigten Marktbeschränkungen und Solarzölle. Diese bewusst herbeigeführte Katastrophe verdeckt oft den Blick, dass Deutschland und Europa in anderen industriellen Bereichen der Solarwirtschaft nach wie vor exzellente Firmen haben, etwa bei Polysilizium, dem Maschinenbau, bei Wechselrichtern und dass wir in Deutschland eine exzellente Forschungslandschaft haben.

Jetzt, wo die Märkte wieder wachsen, gibt es wieder mehr Raum auch für Zell- und Modulfertigung in der EU. Es gibt viele gute Gründe für Europa, in diesem Feld wieder mitzumischen. Aber man darf sich nichts vormachen: Die Fehler der Vergangenheit werden wir mit viel Aufwand wieder wettzumachen haben. Dennoch lohnt sich die Mühe. 2021 wird daher auch das Jahr der Rückkehr Europas auf den Markt der Zell- und Modulfertigung.

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