Post Corona? Post Klimawandel?

Gastautor Portrait

Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
24. Juni 2020

Noch wütet die Pandemie. Während sich das Infektionsgeschehen in Deutschland auf wenige Herde zu konzentrieren scheint, steigt die Zahl der Neuerkrankungen global auf Spitzenwerte. Seit kaum einem halben Jahr bekannt dominiert das Virus seither den öffentlichen Diskurs. Neben der Suche nach den geeigneten Maßnahmen zur Eindämmung kam recht schnell eine Debatte auf, die über das Tagesgeschehen hinaus weist. Was, so könnte die Leitfrage dabei lauten, können wir aus dem Umgang mit dem Virus lernen? Müssen wir unseren Umgang mit der Natur insgesamt überdenken? Warum folgt die Politik in der Corona-Krise den Empfehlungen der Wissenschaft, während sie bei der Klimakrise die zahlreichen Ratschläge meist in den Wind schlägt? Und spätestens mit der Ankündigung der Konjunkturpakete in Deutschland und in Europa wurde die Frage virulent, ob die Wiederbelebung der Wirtschaft einhergehen soll mit einer nachhaltigen Ausrichtung der Maßnahmen. Wenn hunderte Milliarden Euro ausgegeben werden, wäre das nicht eine große Chance, jetzt im großen Umfang in den Klimaschutz zu investieren? „Post Corona? Post Klimawandel?“  – das ist der Titel unseres neuen Schwerpunktes.

Corona hat unser Leben einschneidend verändert

Corona hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst, der viele Lebensbereiche dauerhaft verändern wird.

In wenigen Monaten hat Corona das Leben der Menschen weltweit in einer Geschwindigkeit und in einem Maße verändert, das vorher nicht vorstellbar war. Der internationale Flugverkehr ging gegen Null. Konferenzen, wenn sie denn stattfanden, wurden ausschließlich digital durchgeführt. Ebenso wie die Arbeitsmeetings in den Unternehmen. Home-office, zuvor eine seltene Ausnahme, wurde in den Büroberufen zum Standard. Weniger Verkehr, kein Tourismus und die Produktion auf ein Minimum beschränkt: Die Umwelt hat davon profitiert. Mehr Ruhe und bessere Luft – was können wir davon in der Post-Corona-Zeit bewahren?

Corona hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst, der viele Lebensbereiche dauerhaft verändern wird. Ob in Grundschule oder Universität – alle Lehrenden haben zum Teil schockartig erfahren, dass ohne digitale Kompetenz in Zukunft nichts mehr geht. Und bei Amazon und Co, den großen Versandhändler verstärkte Corona spürbar den schon seit langem laufenden Trend zum digitalen Einkauf. Was bedeutet das für unsere digitale Infrastruktur? Welche Schlüsse sind für die Berufsausbildung und die Weiterbildung zu ziehen? Ist unsere Infrastruktur den digitalen Anforderungen gewachsen?

Wartezeiten bei der Lieferung des Fahrrades

In unseren Städten, die unter der Last der automobilen Gesellschaft ächzen, gab es von heut auf morgen wieder Raum. Das hat das Fahrradfahren befördert. Andere stiegen auf das Zweirad um, weil ihnen die Fahrt im vollen ÖPNV trotz Mundschutz nicht sicher genug erschien. Und weil der Auslandsurlaub kaum planbar ist und der Kurztrip mit dem Billigflieger ausfiel, wird Radwandern hipp. Ob klassisch ohne Unterstützung oder mit dem E-Bike: Einige Markenhersteller kommen der wachsenden Nachfragen mit der Produktion nicht nach. Lieferzeiten von einem halben Jahr und mehr sind – Corona sei Dank – auf dem Fahrradmarkt keine Seltenheit mehr.

Wenn ein Leben mit weniger Autoverkehr und mehr Bewegung Vorteile hat, wie ließe sich eine Veränderung der Mobilität durch ein Konjunkturprogramm anregen? Weniger Autos? Wäre das überhaupt gewollt und wünschenswert? Oder brauchen wir das Auto zwingend, um  die wirtschaftliche Stabilität des Landes aufrecht zu erhalten? Nicht nur der Verband der Automobilindustrie auch die zuständigen Gewerkschaften sehen das auf jeden Fall ganz anders als ausgewiesene Umwelt- und Klimaschützer.

Corona und Europa

Erst mit der Aufgabe, die Wirtschaft aus dem Tal zu führen, gewinnt die EU als Ort des Krisenmanagements wieder Aufmerksamkeit und Bedeutung.

Die Grenzen waren wieder zu. Ein deutliches Zeichen, dass die Bekämpfung der Corona-Krise Sache der Nationalstaaten ist. Die neue EU-Kommission war über Wochen abgemeldet, denn alle Befugnisse zur Eindämmung der Pandemie fielen in die Zuständigkeit der nationalen und regionalen Politik. Erst mit der Aufgabe, die Wirtschaft aus dem Tal zu führen, gewinnt die EU als Ort des Krisenmanagements wieder Aufmerksamkeit und Bedeutung. Machen nationale Konjunkturprogramme wie das deutsche Sinn ohne europäische Abstimmung? Wenn wir mehr Nachhaltigkeit durch einen Umbau und eine Anpassung der Wirtschaft erreichen wollen, wäre dann nicht eine europäische Übereinkunft über künftige Maßnahmen die Grundvoraussetzung für den Erfolg?

Die EU hat sich beim Klimaschutz eigene Ziele gesetzt. Die Kommission überwacht die nationalen Anstrengungen, unterstützt und koordiniert. Bekommt Europa nun mit den Finanzen zur Krisenbekämpfung einen Green Deal hin, den Ursula von der Leyen schon vor Corona angekündigt hat?

„Post Corona? Post Klimawandel?“ Einladung zum digitalen Debattenabend

Fragen und Diskussionsstoff gibt es genug. Mehr als ausreichend für einen Schwerpunkt, den wir von heute an hier auf der Plattform setzen. Wir widmen dem Thema auch einen Debattenabend. Zugesagt haben Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, sowie Dr. Jörg Jasper, Konzernexperte für Energiewirtschaft und Energiepolitik der EnBW AG.

Merken Sie sich den Termin des digitalen Debattenabends bitte schon mal vor:  Dienstag, den 21. Juli.  Wir veröffentlichen den Link zur Teilnahme rechtzeitig hier auf unseren Seiten.

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