War watt? Fracking in Deutschland

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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23. Juni 2016
War watt? ist die energiepolitische Kolumne von Hubertus Grass. Hier geht es um die Energiewende. Wie bekommen wir die gut hin?

Die Große Koalition macht sich manchmal selbst das Leben schwer. Über das Fracking-Gesetz konnten sich die Koalitionäre im letzten Jahr nicht weiter einigen und hatten deshalb ein einjähriges Moratorium beschlossen. Der Beschluss der Weltklimakonferenz in Paris, den Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad zu beschränken, hätte Anlass geboten, das Thema Fracking in Deutschland dauerhaft zu beerdigen. Kurz vor der parlamentarischen Sommerpause braucht es für eine Einigung den politischen Druck aus den Ländern.

Bundeskanzlerin hakte Thema Fracking in Paris nebenbei ab

Die Weltgemeinschaft möge sich, das hatten Umweltschützer wie Klimaforscher gleichermaßen gehofft, auf dem Pariser Weltklimagipfel zu einem Temperaturanstieg von maximal 2 Fracking: Was bedeutet das Pariser Klimaabkommen für den Klimaschutz in Deutschland?Grad bekennen. Die Hoffnung wurde mehr als erfüllt. Zu unser aller Überraschung geht der Beschluss darüber hinaus und nimmt das 1,5 Grad Ziel ins Visier. Dieser umweltpolitische Erfolg ist unter anderem auch der Bundeskanzlerin zu verdanken, die in ihrer Rede in Paris die 2-Grad-Grenze als „notwendiges Ziel“ charakterisierte und dann ausführte: „Wir wissen aber mit Blick auf die kleinen Inselstaaten, immer noch kein ausreichendes Ziel.
Da sich die mittlere Temperatur auf der Erde durch den Eintrag von Treibhausgasen bereits um ein Grad erwärmt hat, kann das Pariser Ziel nur noch durch drastische Maßnahmen der CO2-Einsparung erreicht werden. Wir können nur noch einen Bruchteil der fossilen Energien nutzen, deren  Lagerstätten bereits erschlossenen sind. Zur Erreichung des 2-Grad-Ziels hätten schon 50% der bekannten Gasvorkommen im Boden bleiben müssen. Folgt man dem von der Bundeskanzlerin in Paris abgegebenen Votum hat sich das Thema Fracking in Deutschland für alle Zeiten erledigt. Es ist eine logische Folge des Beschlusses der Weltklimakonferenz.

Fracking in Deutschland ökonomisch sinnfrei

Auf dem Weltmarkt herrscht kein Mangel an fossilen Rohstoffen, weder an Kohle, noch an Erdöl noch an Erdgas. Obwohl die größten bekannten Vorkommen in Russland liegen (ca. das 1.000-fache der Menge in Deutschland), verfügt kein Staat über ein Potenzial zur politischen Erpressung. Die Folge sind fallende Preise. Fracking lohnt sich nicht, noch nicht einmal in den USA, wo die Lagerstätten ergiebiger sind. Niemand braucht deutsches Erdgas, das durch Fracking gewonnen wird.

Der Erdgaspreis auf dem Weltmarkt ist dauerhaft so niedrig, dass sich Fracking nicht mehr lohnt.
Es wird das Geheimnis der Großen Koalition bleiben, warum sich CDU, CSU und SPD selbst bei diesem simplen Thema über lange Zeit nicht einigen konnten. Fracking in Deutschland ist sinnlos – ganz unabhängig davon, wie das (wieder einmal übereilte) Gesetzgebungsverfahren ausgehen wird.

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