Erfahrungen mit Freiheitsenergien aus Niederösterreich. Wie kann der Ausbau der Erneuerbaren und die Wärmewende beschleunigt werden?

Johanna Mikl-Leitner

Landeshauptfrau von Niederösterreich

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30. Mai 2022

Neben einer Reduktion von 36 Prozent der Treibhausgasemissionen sollen auch 10.000 neue Green-Jobs geschaffen werden.

Johanna Mikl-Leitner

Der Krieg in der Ukraine zeigt es deutlich. Die Energieversorgung ist abhängig von russischen Importen. Jetzt wird der Ausbau der Erneuerbaren zur Sicherheitsfrage und Schlüssel zur Unabhängigkeit und als “Freiheitsenergien” wiederendeckt. Daher beschleunigen wir den Ausbau der Erneuerbaren, schaffen somit Kapazitäten und Möglichkeiten für Sektorkopplung und Erzeugung von grünem Wasserstoff. Wie kann dies schnell erfolgen? Welche Maßnahmen sind hierzu notwendig oder wurden bereits ergriffen? Was muss anders laufen als in den vergangenen zehn Jahren? Findet der Ausbau der Erneuerbaren nun auch in der Bevölkerung mehr Zuspruch? Wie kann jeder Einzelne hier mehr einbezogen werden?

In Niederösterreich setzen wir seit Jahren auf Erneuerbare Energien als Mittel für eine nachhaltige und saubere Energiewende. Bereits seit 2015 decken wir den gesamten Strombedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energieträgern. Nun wollen wir auch beim Wärmebedarf noch mehr auf Erneuerbare Energien setzen, einerseits der Umwelt zugute und andererseits, um sicher und unabhängig von Öl- und Gasimporten beim Thema Heizen und Tanken zu werden. Die schrecklichen Geschehnisse des Krieges in der Ukraine haben Auswirkungen auf sehr viele Lebensbereiche von uns und somit steigt auch die Sorge vieler ob und wie sie in Zukunft beispielsweise heizen sollen. Neben den Rettungspaketen der Bundesregierung zur Abfederung der Teuerungsspirale, braucht es auch seitens des Landes Niederösterreich eine Strategie für eine sicher, unabhängige und nachhaltige Energiezukunft. Mit dem Klima- und Energiefahrplan 2030 haben wir die ersten Ziele und die dazugehörigen Maßnahmen definiert. So wollen wir bis 2030 eine Verzehnfachung der Stromerzeugung durch Photovoltaik und eine Verdoppelung der Leistung aus Windkraft erreichen. Neben einer Reduktion von 36 Prozent der Treibhausgasemissionen sollen auch 10.000 neue Green-Jobs geschaffen werden. Ganz konkret lässt sich das am Beispiel Heizen erklären. Mit unserer Aktion „Raus aus dem Öl und Gas“ möchten wir die Niederösterreicherinnen und Niederösterreich dazu bewegen von fossilen Heizsystemen auf Erneuerbare umzusteigen. Neben Informationskampagnen gibt eine großzügige Förderung von Bund und Land. Das schafft nicht nur Bewusstsein, sondern auch Arbeitsplätze in der Region.

Bereits seit 2015 decken wir den gesamten Strombedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energieträgern.

Johanna Mikl-Leitner

Was den Zuspruch der Bevölkerung betrifft merken wir in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung gerade bei der Photovoltaik oder beispielsweise der e-Mobilität. Egal ob PV-Bürgerbeteiligung in den Gemeinden, Erneuerbare Energiegemeinschaften oder einfach eine PV-Anlage auf dem eigenen Wohnheim, bei der Stromerzeugung durch die Sonne gibt es eine massive Bereitschaft. Und auch bei der Elektro-Mobilität konnten wir vergangenes Jahr einen Aufschwung vermerken. Mit 8.450 Neuzulassungen von e-Fahrzeugen in Niederösterreich konnte mit dem letzten Jahr der Bestand von e-Fahrzeugen verdoppelt werden. Gerade bei diesen Punkten möchten wir ansetzen und jeden Einzelnen mehr einbeziehen an der Energiewende teilzuhaben. Mit e-Auto Testaktionen oder PV-Bürgerbeteiligungsmodellen kann sich jeder beteiligen und mitmachen. Wir merken, dass die Energiewende im positiven Sinne ansteckend sein kann. Sobald die Gemeinde oder jemand in einem Verein zum Beispiel eine Photovoltaikanlage errichtet oder sich ein e-Auto anschafft, folgen gleich viele weitere in der Region.

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