Der Bundesverband Erneuerbare Energie lädt für den 12. Februar ein zur BEE-Fachtagung: Es geht um Ölpreis und Energiewende. Der Untertitel – Chancen und Risiken für die Energiewende – deutet an, dass eine eindimensionale Betrachtung auch bei diesem Thema nicht zum Ziel, sondern nur in die Irre führen kann.
Schon an der Tankstelle schlagen ach zwei Herzen in meiner Brust. Das eine pulsiert nah an meiner Geldbörse – nicht schlecht, weniger als 50 Euro fürs Volltanken bezahlen, um dann wieder fast 1000 Kilometer fahren zu können. Der andere Impuls hat eine Verbindung zum Gehirn – die Besitzer Sprit fressender SUVs sparen noch mehr als ich, der flächendeckende Markteintritt der Elektrofahrzeuge wird sich weiter verzögern. Und ebenso wie mich die Dialektik an der Tankstelle kalt erwischt, produzieren Ölpreisverfall und Energiewende auch in der Wirtschaft These und Antithese:
“Investoren versenken ihr Geld in fossilen Energieprojekten. Das ist keine bloße Theorie mehr, sondern wird zur Realität.” Christiana Figueres, die UN-Klimachefin, warnt die Wirtschaft davor, weiter Geld in die Exploration von fossilen Rohstoffen zu stecken. Es drohen maximale Verluste. Wir stecken mittendrin in einer Kohlenstoffblase. Schon hat der norwegische Gaskonzern Statoil drei Explorationslizenzen an der Westküste Grönlands zurückgezogen, die ersten Frackingfirmen in den USA machen (vorübergehend) dicht und Pläne für die Exploration von Erdöl aus der Tiefsee werden (vorerst) auf Eis gelegt. Das ist gut für den Klimaschutz, denn wir müssen den Großteil der fossilen Energieträger dort lassen, wo er ist – in der Erde. „Wissenschaftlich besteht kein Zweifel daran, dass ein Verbrennen großer Teile der bisher bekannten Reserven an fossilen Brennstoffen mit einem Begrenzen der globalen Erwärmung auf 2°C nicht vereinbar ist.“ Schon zwingt der niedrige Ölpreis Öl- und Gasunternehmen, sich neu zu sortieren. Die Unternehmensberater von AT Kearney erwarten eine neue Übernahmewelle in der Branche.
Billiges Öl ist Gift für den Klimaschutz, heißt die Antithese. Monetäre Anreize zum Energiesparen verfallen, die Bereitschaft, in die Energieeffizienz zu investieren, sinkt und die Skeptiker der Energiewende bekommen Wasser auf ihre Mühlen (bei denen besser: Kohle in den Feuerraum). Wer eine Investition in die Dämmung des Hauses , einen neuen Kessel oder die effektive Bereitstellung von Prozesswärme plant und rechnet, macht immer einen Forecast, der die weitere Entwicklung des Öl- oder Gaspreises über den Abschreibungszeitraum von 10 oder 20 Jahren abzuschätzen versucht. Investitionen, die sich bei einem Ölpreis von 100$ pro Barrel noch relativ schnell zu amortisieren schienen, werden bei halbiertem Ölpreis zum Verlustgeschäft (ökonomisch, der Einfluss des Ölpreises auf die Moral ist empirisch nicht erforscht).
Die Synthese kommt in diesem Fall, bei der Energiewende eher selten, aus Bayern. Die dortige Förderbank LfA meldet, dass die Investitionen in Energieeffizienz trotz gefallenem Ölpreis steigen. In 2014 stieg die Kreditnachfrage für Energie- und Umweltprojekte um 40 Prozent auf 185 Millionen Euro. Ähnliches wird aus Oberösterreich berichtet: „Fallender Ölpreis kann Erneuerbare Energien nicht stoppen.“ Dort wurden im Vorjahr fünf Großwindanlagen, 2500 netzgekoppelte Photovoltaikanlagen, 30.000 Quadratmeter thermische Sonnenkollektoren und rund 2500 Biomasseheizungen installiert. Mehr als je zuvor.
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Physiker, ehemaliger Leiter des Wuppertaler Instituts und ein Denker von globalem Einfluss, ruft nach dem Eingriff des Staates, um den schwankenden Einfluss des Ölpreises über Steuern oder zusätzliche Förderungen zu neutralisieren. Weizsäcker verweist auf das Beispiel Dänemark, wo es in den 80er Jahren gelungen sei, den Preis des Öls durch Interventionen stabil zu halten. Andere Abgaben seien parallel gesenkt worden.
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- Sollte der Staat versuchen, die Marktschwankungen über Steuern, Abgaben und Förderungen zu neutralisieren.
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