Welche Netzinfrastruktur für die klimaneutrale Zukunft benötigt wird

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
22. September 2021
Bild: iStockphoto, aydinmutlu

Umbau der Infrastruktur für klimaneutrale Energieversorgung

In wenigen Tagen wird mit der Bundestagswahl über den Weg der nächsten Jahre für Energiewende und Klimaschutz abgestimmt. Im Vorfeld der Bundestagswahl haben wir bereits Gastautor*innen der bundespolitischen Parteien eingeladen, über ihre Standpunkte zum Klimaschutz zu berichten. Konkret stand die Frage im Raum, wie die Planungen ihrer Partei für die nächste Legislatur in Bezug auf Energiewende und Klimaschutz aussehen. Dieses Themenfeld möchten wir nun in den nächsten Wochen zuspitzen auf die Frage: Welche Netzinfrastruktur braucht die klimaneutrale Zukunft?

Fest steht: Schon heute wird in die Infrastruktur von morgen kräftig investiert. Eine klimaneutrale Energieversorgung ist das Rückgrat für den Wandel in anderen Sektoren wie Mobilität, Wärme und Industrie.

Rolle der Energieinfrastruktur für die Klimaneutralität

Die Verantwortlichen und Gestalter der Energieinfrastruktur stehen vor großen Herausforderungen. Die Dekarbonisierung der Erzeugung und der Erhalt der Versorgungssicherheit erfordern enorme Investitionen, die wirtschaftlich abgebildet werden müssen. Die Erzeugungsstruktur hat sich massiv verändert, von zentralen Erzeugungseinheiten zu Tausenden von dezentralen Windrädern und Solardächern sowie -parks. Ebenso ergeben sich neue Herausforderungen auf Netzseite: die Bedarfszentren liegen im Südwesten und Westen und große Teile der Erzeugung finden im Norden statt, was bedeutet: der Stromtransport wird zum besonders wichtigen Faktor für die Versorgungssicherheit mit Blick auf die Industrie in Deutschland.

Ladeinfrastruktur

Eine weitere Infrastruktur-Veränderung wird jüngst zum Enabler für mehr Klimaschutz: Die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität. Die Anzahl der öffentlich und halb-öffentlich zugänglichen Ladepunkte liegt im Jahr 2021 bei fast 80.000 in Deutschland, bis zum Jahr 2025 soll diese Zahl auf über 257.700 anwachsen. Dazu gehört der Hinweis: der Ausbau des Schnellladenetzes hat Fahrt aufgenommen. Doch dieses wachsende Netz an Ladesäulen, ob an Autobahnen oder in Städten und auf Privatgrundstücken, braucht ebenso eine funktionsfähige und zuverlässige Anbindung an die Stromnetze, um permanent einsatzfähig zu bleiben. Mit wachsendem Anteil an Ökostrom, versteht sich.

Infrastruktur-Anpassung

Ohne Anpassungen in den Strom- und Gasnetzen, die diese Veränderungen möglich machen, wird das Gesamtsystem nicht funktionieren können. Gut: Viele Vorbildprojekte sind inzwischen mehr als nur Konzepte auf Papier, sie befinden sich in der Umsetzung oder im Realbetrieb in Form von Reallaboren oder sogar als implementierte neue Standard-Lösungen. Wir wollen auf diese Lösungen blicken und dadurch Inspiration und Anregung für weitere innovative Infrastruktur-Optimierungen bekommen, denn: Die Zeit drängt. In diesem Jahrzehnt gilt es, die Emissionswerte zugunsten einer klimaneutralen Zukunft erheblich zu reduzieren.

Technische und organisatorische Lösungen über alle Sektoren hinweg

Wie gelingt eine optimierte Energieverteilung in der Infrastruktur der Zukunft?

Schlüsselfrage

Die Transformation des Energiesystems ist somit in vollem Gange: Insbesondere die Digitalisierung der Abläufe in den Leitstellen der Netzbetreiber sowie die Digitalisierung der Strom- und Gaszähler sind seit gewisser Zeit angelaufen und sollen ihren Beitrag leisten zur Erreichung der klimaneutralen Infrastruktur. Ebenso bergen die Flexibilisierung von Energiespeichern, die digitale Vernetzung von Elektroautos mit den Stromnetzen sowie der flexible Einsatz von Wärmepumpen Chancen zur Energieeinsparung sowie zur intelligenten Nutzung von Energie. Das Ganze angepasst an die wetterbedingten lokalen Erzeugungsleistungen von Solarenergie und Windkraft.

Eine der Schlüsselfragen lautet: Wie gelingt eine optimierte Energieverteilung in der Infrastruktur der Zukunft?

Es ist weithin bekannt, dass allein der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht ausreichend ist, um das Ziel einer klimaneutralen Zukunft zu erreichen. Vielmehr sind die die Zusammenarbeit vieler Bereiche und Akteure sektorenübergreifend erforderlich – häufig unter dem Begriff der “Sektorkopplung” oder auch “Sektorenkopplung” bezeichnet.

Das Augenmerk in diesem Themenschwerpunkt unserer Redaktion der nächsten Wochen liegt dabei besonders auf den Aktivitäten und Veränderungsprozessen bei den Verteilnetzbetreibern (VNB) sowie den Betreibern der stetig wachsenden Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Ebenso beleuchten wir die Entwicklungen, welche die Digitalisierung ermöglicht, um Sektorkopplung zielgerichtet voranzutreiben. Die Innovations-Teams zahlreicher Organisationen aus der Privatwirtschaft arbeiten oft Hand in Hand mit der Forschung aus Universitäten, Hochschulen und anderen Instituten, um zukunftsfähige Lösungen für eine digitalisierte und zuverlässige klimaneutrale Infrastruktur zu schaffen.

Darüber hinaus beteiligt am großen Umbau des Energiesystems sind Think-Tanks von Reallaboren für intelligente Energienetze und nachhaltige Mobilitätskultur, Mobilitätsanbieter vom Elektro-Carsharing über Pedelecs und E-Bikes sowie Vespa-Sharing, Anbieter von Fahrrad-Ladestationen, Startups aus den Bereichen Software-Entwicklung, Matchmaking-Plattformen und innovativer Hardware vom Speicher bis zum Smart Meter Gateway und Mehr.

Aufbrechen der Silos

Die Anforderungen an die Zukunftsfähigkeit der Infrastruktur wachsen stetig und sind rückblickend auf Jahrzehnte mit zentraler Energieversorgung etablierter Prozesse nicht nur technischer Natur. Ebenso gilt es, neue Schnittstellen, Prozesse und Abstimmungs-Kaskaden zu definieren, die in den Unternehmen und organisationsübergreifend neue Legitimation bekommen. Der Aufbau und Umbau der Energie-Infrastruktur für eine klimaneutrale Zukunft ist in großem Maße auch ein Change-Management-Vorhaben, welches Unterstützung aus Politik und Regulierung erfordert. Klimaneutrale Quartiere sind in urbanen Gebieten die kleinste Einheit, aus der in Summe klimaneutrale Städte und letztlich ein klimaneutrales Europa werden.

Innovations-freundliche Umgebung

Es stehen nach wie vor regulatorische Hürden im Weg, wie beispielsweise die hohe Komplexität des Mieterstromgesetzes. Die Zustimmung zur Energiewende und der Veränderungswille sind in der breiten Masse vorhanden, nun braucht es noch mehr massenfähige und anwenderfreundliche Mitmachmöglichkeiten. Demnach ist neben der technologischen Weiterentwicklung auch der politische Wille wichtiger Katalysator für den Wandel des Energiesystems. Startups gedeihen dort, wo es Chancen auf Wachstum und Erfolge gibt – dementsprechend hat die neue Bundesregierung die Verantwortung, durch die Gestaltung des gesetzlichen Rahmens die Innovationsgeschwindigkeit zu begünstigen und damit die Energiewende als Infrastruktur-Veränderung voranzubringen. Ein Blick in die Wahlprogramme gibt Aufschluss darüber, wieviel Veränderungs-Wille von den einzelnen Parteien im Falle einer Regierungsbeteiligung zu erwarten ist.

Save the date: Debatten-Abend zur klimaneutralen Infrastruktur

Debattenabend Netzinfrastruktur

Über Regulatorik, Netzentwicklungsplanung sowie die Ertüchtigung und Digitalisierung der Netze für eine optimierte Energieverteilung geben sowohl die Gastautor*innen im Verlauf der nächsten Wochen Einblicke, als auch die Podiumsgäste des nächsten Debatten-Abends.

Debatten-Abend

Die Stiftung Energie & Klimaschutz lädt ein am 20. Oktober 2021 ab 18:30 Uhr zum digitalen Debatten-Abend, der den Fokus auf klimaneutrale Netzinfrastruktur in der Zukunft legt. Hier zur Veranstaltungsseite mit allen Infos und der Anmeldemöglichkeit. Interessierte können sich außerdem zu unserem Email-Newsletter anmelden und sind immer up-to-date zu facettenreichen neuen Beiträgen.

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