Umfrageergebnis: Muss Europa die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern bei den Akkuzellen fürchten?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
02. Juli 2018

Das wollten wir bei unserer letzten Umfrage von unseren Leserinnen und Lesern wissen. Und die Antwort war eindeutig. Mehr als Zweidrittel der Teilnehmenden, exakt 67 Prozent, teilen diese Einschätzung. Sie antworteten. „Ja, dagegen müssen wir etwas unternehmen.“ 33 Prozent glauben hingegen, dass die derzeitige Dominanz der asiatischen Hersteller auf dem Markt für Akkuzellen noch kein Präjudiz für die Zukunft sei. Sie votierten für. „Nein, Europa hat den Anschluss noch nicht verpasst und kann aufgrund der rasant verlaufenden technischen Entwicklung aufholen.“

Dafür sind in Deutschland aber noch alle Voraussetzungen geschaffen worden. In Bezug auf die stationären Heimspeicher z. B. hat der Bundesverband der Solarwirtschaft, BSW, dazu einen 10-Punkte-Plan veröffentlicht.

Leider haben es die Koalitionsparteien bisher versäumt, die nötigen regulativen Klarstellungen auf den Weg zu bringen. Es mangelt im Energierecht an einer eindeutigen Definition. Nötig wäre eine rechtliche Bestimmung dessen, was Stromspeicher genau sind. Sie sind weder Verbraucher noch Erzeuger. Und sollten daher auch nicht mit den entsprechenden Abgaben belastet werden. Jeder, der sich ein wenig mit der Energiewirtschaft und ihrem digitalen Umbau beschäftigt, weiß: Speicher sind eigenständige Elemente des Systems. Als solche wären sie juristisch zu verankern.

In der Speicherzellenproduktion hat Asien Europa inzwischen abgehängt. Muss Europa die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern fürchten?

Der Koalitionsvertrag hat den Aufbau einer Projektion von Akkuzellen im Visier

Grafik zur Transformation von linearen Wertschöpfungsketten hin zu Wertschöpfungsnetzwerken
Transformation von linearen Wertschöpfungsketten hin zu Wertschöpfungsnetzwerken

Grafik: BMWI / auf Basis von Lau und Terzidis

Wer, wie der deutsche Wirtschafts- und Energieminister, will, dass Deutschland bei der Produktion von Akkuzellen in die 1. Liga aufsteigt, muss sich diese Änderung des rechtlichen Kontextes ins Aufgabenbuch. Auch die Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ hat die Bundesregierung auf diese Lücke hingewiesen. Sie schrieb ihr ins Stammbuch: Das Strommarktgesetz aus dem Jahr 2016 „…lässt noch keine kohärente Strategie für Speicher erkennen. Sollen Speicher mittel- bis langfristig wieder eine größere Rolle im deutschen Stromsystem spielen, so müsste die Bundesregierung entsprechend aktiv werden.“

Die Richtung, die der Koalitionsvertrag vorgibt, lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Unter anderem heißt es dort, in Bezug auf die Speicher, auf den Seiten 72f:

„Wir wollen durch eine stärkere Marktorientierung der Erneuerbaren Energien Investitionen in Speichertechnologien und intelligente Vermarktungskonzepte fördern. … die Kopplung der Sektoren Wärme, Mobilität und Elektrizität in Verbindung mit Speichertechnologien voranbringen…

Für Speicher wollen wir entsprechende Forschungs- und Fördermittel bereitstellen. Deutschland soll wieder Standort für Batteriezellproduktion werden. Wir wollen ein Fraunhofer-Institut für Speichertechnologien einrichten und vorhandene Kompetenzen einbinden. Die Wasserstofftechnologie wollen wir stärken…

Wir werden die unterschiedliche Belastung von gespeicherter Energie prüfen und vereinheitlichen. Wir werden Speichern die Möglichkeit eröffnen, mehrere Dienstleistungen gleichzeitig zu erbringen, etwa Regelenergie und Mieterstrom.“

Die Pläne der Politik sind das eine, die rasante Entwicklung auf dem Markt für Akkuzellen das andere. Während unsere Umfrage lief, gab das Unternehmen BMW bekannt, dass es einen Kooperationsvertrag mit dem chinesischen Hersteller CATL geschlossen habe. Das Volumen des Vertrages beträgt mehrere Milliarden Euro. CATL, bisher schon Kooperationspartner von BMW in China, wird ein Werk zur Herstellung der Akkuzellen in Erfurt errichten. Außer bei den Akkuzellen, so BMW gegenüber dem Managermagazin, wolle man die Wertschöpfung des Antriebes in den eigenen Händen behalten.

Das Handelsblatt hält in der Regel wenig von staatlichen Eingriffen in das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte. Bei den Akkuzellen sieht das ein aktueller Kommentar anders. Ähnlich wie die Mehrheit in unserer Umfrage befürwortet Redakteur Sven Afhüpe das Engagement der Politik. Europa brauche eine eigene Batteriezellfabrik, denn die Abhängigkeit bei einem so wichtigen Bauteil sei gefährlich. Akkuzellen würden „zum zentralen Standortfaktor für die Automobilindustrie.“ Da schwimmen unsere Leserinnen und das Handelsblatt auf der gleichen Welle.

Unsere Umfrage lief vom 6. Juni bis zum 1. Juli. Es stimmten 146 Personen ab.

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