Das Projekt „EmPowerPlan: Regionale Planung der Energiewende – Partizipation und Gerechtigkeit vor Ort und das große Ganze im Blick“ will das große Engagement der kommunalpolitischen Planung unterstützen und die Akteure „empowern“, eigene Fragen während der Planung transparent und klar für einen breit getragenen Teilregionalplan beantworten zu können. Zudem werden im Projekt die regionalen Pläne den bundesweiten Zielen gegenübergestellt um das große Ganze im Blick zu behalten.
Wir brauchen Wind- und PV-Anlagen
Der Erfolg der Energiewende und somit das Erreichen der vereinbarten Klimaschutzziele hängt am Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen. In Deutschland soll bis 2030 der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Stromerzeugung mindestens 80 Prozent betragen und 2045 vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dies bedeutet, dass sich die erneuerbare Strommenge im Vergleich zu heute in den kommenden sieben Jahren fast verdoppeln muss. Technisch ist dies eine Mammut-Aufgabe, aber noch viel größer sind die gesellschaftlichen Herausforderungen, denn Wind- und Solaranlagen benötigen Flächen.
Wer plant die Anlagen vor Ort
Bürger*innenbeteiligung und transparente Entscheidungsprozesse sind wichtige Elemente, um Akzeptanz und eine breite Unterstützung für die regionalen Wind- und Solarflächen zu erreichen.
Die Regionalplanung bündelt die Ausbauziele auf Ebene der Bundesländer, übersetzt sie in regionale Flächenplanung und identifiziert geeignete Standorte für die Errichtung von Windparks und Solaranlagen. Dabei werden Umweltverträglichkeitsprüfungen und Abwägungen mit anderen Nutzungsansprüchen, wie Anwohner*innen, Tourismus oder Naturschutz, vorgenommen. Deshalb ist die Regionalplanung bei der Erreichung der Klimaschutzziele ein zentrales Handlungsfeld. Bürger*innenbeteiligung und transparente Entscheidungsprozesse sind wichtige Elemente, um Akzeptanz und eine breite Unterstützung für die regionalen Wind- und Solarflächen zu erreichen.
Mit der Verabschiedung des „Wind-an-Land-Gesetzes“ im Juli 2022 wurde die Flächenplanung reformiert, wodurch Regionalplaner*innen beim Aufstellen der Teilregionalpläne für Erneuerbare Energien vor neuen Herausforderungen stehen: Lag der Fokus der bisherigen Planung darauf, nicht geeignete Flächen auszuschließen, werden laut neuem Gesetz nun grundsätzlich geeignete Flächen ermittelt (Positivplanung). Mit erstmals vorgegebenen konkreten Bebauungszielen stellt der Gesetzgeber eine Verknüpfung mit den Ausbauzielen im EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) her und will so den Ausbau von Windenergieanlagen an Land beschleunigen. Bei der bislang praktizierten Ausschlussplanung wurden real weniger als die Hälfte der benötigten Flächen ausgewiesen, die zudem sehr ungleichmäßig verteilt sind. Somit müssen vielerorts nun neue Teilregionalpläne für Windenergie erstellt werden. Jedes Bundesland muss bis Ende 2032 durchschnittlich zwei Prozent der Landesflächen für Windenergie zur Verfügung stellen.
Wie unterstützt das Projekt EmPowerPlan

Grafik: Melanie Degel
Bei der Ausweisung von Flächen für erneuerbare Erzeugungsanlagen erarbeiten Bürgermeister*innen, Gemeinde- und Landrät*innen gemeinsam mit den regionalen Planer*innen, wo die Anlagen stehen sollen. Hierbei werden auch Fragen zu tatsächlichen Energieverbrauchs- und Energieerzeugungsmengen, möglichen Optionen und Akzeptanz in den betroffenen Gemeinden diskutiert. Wenn vorhanden, können zur Planung auch die Ergebnisse von Energie- und Klimaschutzkonzepten herangezogen werden. Sofern detaillierte Daten vorliegen, wurden in solchen Konzepten regionale Energiebedarfe, Einsparpotentiale und notwendige Ausbaubedarfe zum Erreichen regionaler Klimaschutzziele ermittelt. Zur Erstellung von Energie- und Klimaschutzkonzepten werden die komplexen Zusammenhänge zwischen Flächen, Windgeschwindigkeiten, Solarstrahlung, Kosten, Leistungen, Volllaststunden, Nachfragekurven im Zeitverlauf in Energiesystemanalysen mit aufwendigen Modellrechnungen auf handhabbare Ergebnisse herunter gebrochen.
Bei der Flächenplanung kann auf diese Ergebnisse zurückgegriffen werden. Das Problem dabei ist, dass die Akteure spezifische Fragen schwerlich aus den statischen Ergebnissen ableiten können, wie bspw. wieviel Windausbau sich durch Photovoltaik ersetzen ließe oder wieviel Energie zur Wasserstoffherstellung verfügbar stünde. Zudem sind die Modellrechnungen oft nicht transparent, so dass nicht klar ist, wie die Ergebnisse zustande kamen. Die vielerorts engagierten Klimaschutzmanager*innen bemühen sich diese Lücken zu schließen, aber auch sie müssen mit den statischen Daten arbeiten, denn eigene dynamische Modellrechnungen sind zeit- und kostenintensiv.
Die Idee des Projekts „EmPowerPlan“ ist es für die Regionalplanung eine offene dynamische Energiemodellierung zur Verfügung zu stellen, deren Daten und Algorithmen einsehbar sind und Transparenz gewährleisten. So können wir die regionale Flächenplanung von Windenergie und Photovoltaik in einer Praxisregion mit einer Energiesystemanalyse verbinden und spezifische Fragen zu Energieträgern, Speichern, Klimaschutzzielen aufgreifen.
Dass viele Regionen aufgrund des neuen Gesetzes neue Teilregionalpläne erstellen müssen, ist aus Projektperspektive ideal. Mit einer Planungsgemeinschaft werden wir die dynamische Energiesystemanalyse mithilfe des dafür entwickelten StEmp-Tools einsetzen. Das Modell wird hierfür mit regionalen Daten bestückt und anschließend während des Planungsprozesses eingesetzt. Außerdem werden die regionalen Planungen ins Verhältnis zum größeren nationalen Planungskontext gesetzt, um so auch Verteilungsfragen aufzugreifen. Ziel ist eine Gegenüberstellung von national und regional ermittelten Zubauzahlen.
Neben den technischen Arbeiten im Projekt wird die Zusammenarbeit zwischen Planung und Systemanalyse professionell moderiert und sozialwissenschaftlich begleitet. Dabei beurteilen wir die Anwendungsfreundlichkeit des Tools und das Prozessdesign hinsichtlich Übertragbarkeit für andere Planungsgemeinschaften. Zudem prüfen wir, ob weitere Akteure aus der Praxisregion in die Regionalplanung eingebunden werden sollten, um möglichst frühzeitig gemeinsam an einem Plan zu arbeiten.
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