Mit der Blockchain afrikanische Solarprojekte entwickeln

Gastautor Portrait

Manuel Utz

StromDAO

Manuel Utz beschäftigte sich nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens intensiv mit Fragen innovativer Energieeffizienz-Technologien, die ihn zu seiner Position als Energiemanager in einem Großkonzern führten. Zweieinhalb Jahre lang leitete er dort das Energieeffizienzteam, bevor er 2017 die STROMDAO UG mitbegründete. Zusätzlich promoviert Manuel Utz derzeit im Bereich der Anwendungen der Blockchain-Technologie in der Energiewirtschaft.

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28. November 2018
Teamfoto einer Kooperation afrikanischer Solarprojekte
Der Batterieraum des Missionskrankenhauses in Karanda
Der Batterieraum des Missionskrankenhauses in Karanda

Zugegeben, wir haben es nicht gleich verstanden. Die maxx-solar academyberichtete von ihrem Projekt aus Zimbabwe, wo ein Missionskrankenhaus mit einer Solaranlage ausgestattet wurde. Finanziert wurde die Anlage durch deutsche Spender. Bei der Abrechnung und Herstellung der Transparenz kommt auch die Blockchain-Technologie zum Einsatz. Beim oberflächlichen Lesen war uns nicht ganz klar geworden, was das eine (die Blockchain) mit dem anderen (dem Bau und Betrieb der Anlage) miteinander zu tun hatte. Deshalb haben wir nachgefragt, wie es genau funktioniert.

Wir sprachen mit Manuel Utz, Co-Gründer der StromDAO. Er führt das Unternehmen gemeinsam mit Thorsten Zoerner. Die StromDAO zeichnet bei den afrikanischen Solarprojekten von maxx-solar für die Blockchain-Technologie verantwortlich.

Redaktion Energie & Klimaschutz: Guten Tag, Herr Utz. Warum braucht es in Zimbabwe, einem der ärmsten Länder in Afrika, die Blockchain-Technologie, um Solaranlagen zu finanzieren? Schon hier in Deutschland blicken nur die wenigstens Verbraucher beim Thema Blockchain richtig durch.

Mit Bonuspunkten in erneuerbare Kraftwerke investieren

Manuel Utz: Afrikanische Solarprojekte sind nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten, mittels der Blockchain Transparenz herzustellen zwischen der Finanzierung von Erneuerbaren Energien, der Stromerzeugung und der Abrechnung und Offenlegung gegenüber den Investoren.

Die Stromkundinnen und -kunden des Stromtarifs Corrently der StromDAO haben dabei die Wahl, ob sie in den Aufbau von Projekten in Deutschland investieren und dabei auch finanziell partizipieren oder ob sie ihre gesammelten Bonuspunkte spenden.

Redaktion Energie & Klimaschutz: Wie erhalten die Kunden die Bonuspunkte?

Manuel Utz: Wer unseren Stromtarif Corrently abschließt, bekommt für jede verbrauchte Kilowattstunde eine Gutschrift in Höhe von einem „Corrently“ – so haben wir die Verrechnungseinheit der Bonuspunkte genannt. Der Verbraucher hat dann die Wahl, was er mit seinem Bonus macht. Aber ganz gleich, ob er seinen Bonus in Solaranlagen am Rhein-Neckar oder an der Saar oder in Afrika einsetzt, er wird damit Anteilseigner eines Kraftwerks und bekommt somit volle Transparenz über die Erzeugung, seinen anteiligen Besitz und die Abrechnung.

Redaktion Energie & Klimaschutz: Dürfen wir uns da so vorstellen, dass Ihre Kundinnen und Kunden damit Anteilseigner eines Bürgerkraftwerks werden?

Mit der Blockchain volle Transparenz herstellen und dynamische Strukturen verwalten

Der Vertrag über ein klassisches Bürgerkraftwerk ist eine relativ starre Angelegenheit

Manuel Utz

Manuel Utz: Die Idee ist ähnlich. Nur geht es mit dem Corrently Stromtarif so viel schneller, einfacher und günstiger Anteile an Kraftwerken zu erwerben als bei konventionellen Bürgerenergiebeteiligungen. Der Hintergrund ist folgender: bisher sind privater Stromverbrauch und die Beteiligung an EE-Kraftwerken bspw. im Rahmen einer Bürgerenergiegesellschaft zwei völlig voneinander getrennte Dinge. Die Hürden für die Beteiligung sind vielfältiger Natur: erstens werden mehrere Tausend Euro als Invest vorausgesetzt, zweitens sind zahlreiche Verträge zu unterschreiben, was drittens sehr viel Zeit kostet. Doch das ist absolut verständlich: denn bisher gab es einfach keine Möglichkeit, kleinteilig den Übergang von Anteilen / Besitz (und damit Wert) sicherzustellen. Dank Blockchain haben wir jetzt nicht mehr einen juristisch aufwendigen Vertrag, der die Beziehungen, Abrechnungen und andere Modalitäten wie z.B. den Ausstieg regelt. Stattdessen haben wir einen Smart Contract, der von jedem Corrently Kunden angesprochen werden kann und der auch kleinteilige Besitzübergänge automatisiert und unveränderlich darstellt. Mittels einer App kann jede Kundin sofort sehen, wie viel Anteile sie an welchem Kraftwerk besitzt und wie viel Strom ihr Anteil an der Anlage erzeugt. Dabei ist es völlig unerheblich, ob die Anlage in Afrika oder am Rhein steht.

Der Vertrag über ein klassisches Bürgerkraftwerk ist eine relativ starre Angelegenheit. Es geht immer um ein bestimmtes Datum des – meist notariellen – Vertrages und eine überschaubare Anzahl von Vertragspartnern. Bei der Ethereum Blockchain werden die Verträge dynamisch jederzeit geschlossen, Anteile erweitert oder reduziert. Und so ist es auch kein Problem, Kleinstbeträge zu verwalten.

Redaktion Energie & Klimaschutz: Was muss ich tun, um als Bürger an den Anlagen der StromDAO zu partizipieren oder das Missionskrankenhaus in Zimbabwe zu unterstützen?

Manuel Utz: Aus Sicht des Kunden ist es ganz einfach. Man schließt bei uns den Corrently Stromtarif ab. Sobald Strom verbraucht wird, werden die Rabatte namens Corrently gut geschrieben. Und dann hat der Kunde die Wahl, diese Corrently einzulösen, um Anteilseigner an einem Kraftwerk zu werden.

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