KfW-Energiewendebarometer 2018: Die Energiewende kommt in der Breite an – erwartete Dynamik im Bereich E-Mobilität

Gastautor Portrait

Dr. Holger Höfling und Dr. Daniel Römer

KfW Bankengruppe

Dr. Holger Höfling ist Senior Economist in der KfW Bankengruppe. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Energiewende, Klimaschutz und Sustainable Finance. Dr. Daniel Römer ist Senior Economist bei KfW Research. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Schnittfeld von Verhaltens- und Umweltökonomik, insbesondere mit Blick auf die Energie- und Mobilitätswende in Deutschland. Seine Forschungsbeiträge wurden unter anderem in Fachzeitschriften wie Environmental and Resource Economics und dem Journal of Public Economics publiziert.

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21. November 2018
Barometer und Mensch
Foto: pixabay

Energiewende erfreut sich breiter Unterstützung

Statistik aus dem KfW-Energiewendebarometer 2018
Anteil der Einfamilienhausbesitzer mit ausgewählten Energiewendetechnologien nach Stadttyp

Quelle: KfW-Energiewendebarometer 2018

Mehr als 90 % der Haushalte in Deutschland halten die Energiewende für wichtig oder sehr wichtig. Somit stehen fast alle Haushalte in Deutschland hinter dem eingeschlagenen Weg zu einer CO2-neutralen Gesellschaft. Das ist ein zentrales Ergebnis des KfW-Energiewendebarometers 2018. Die in fast 4.000 Haushalten durchgeführte Befragung zeigt zudem, dass die Haushalte sich auch selbst in der Pflicht sehen, zum Gelingen der Energiewende beizutragen: Rund 90 % gaben an, im Alltag auf Energieeffizienz zu achten.

Auch die konkrete Ausstattung mit ausgewählten Energiewendetechnologien wurde in der Studie abgefragt. Hier zeigt sich, dass mit 23 % rund ein Viertel der Haushalte über mindestens eine dieser Technologien verfügen.

Größte Verbreitung von Energiewendetechnologien bei Haushalten auf dem Land

Eine differenziertere Analyse zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Haushalten. So sind die betrachteten Energiewendetechnologien in Einfamilienhäusern erwartungsgemäß häufiger vorhanden als in Mehrfamilienhäusern, und in selbstgenutzten Eigenheimen häufiger als in vermieteten Objekten. Die Studie offenbart aber auch: Die Beteiligung der Haushalte an der Energiewende ist in Großstädten deutlich geringer als auf dem Land ­– selbst wenn man die Analyse auf die Gruppe der Einfamilienhauseigentümer beschränkt (siehe Grafik). Dies betrifft insbesondere die Verbreitung von Photovoltaik und Solarthermie. Ausgenommen von diesem Trend sind lediglich Elektroautos, die in der Stadt sogar leicht häufiger sind als im ländlichen Raum.

Jeder sechste Haushalt plant Anschaffung eines Elektroautos

In der Studie werden zudem geplante Anschaffungen erhoben. Hierbei zeigen sich bei den meisten Technologien moderate Wachstumsraten. Die mit Abstand größte Dynamik ist bei den Elektroautos zu erwarten. Hier ist der geplante Erwerb rund 8-mal höher als der aktuelle Bestand: Während heute weniger als 2 % der befragten Haushalte ein Elektroauto besitzen, planen 16 % eine Anschaffung. Eine flankierende Umfrage von KfW Research legt nahe, dass der positive Trend auch mit dem sich abzeichnenden Anstieg des Aktionsradius einhergeht: Dort wurde die aktuell noch lückenhafte Ladeinfrastruktur als wichtigster Grund gegen den Kauf eines Elektroautos genannt (84 %), gefolgt von der Reichweite der Fahrzeuge (81 %) und erst danach vom Kaufpreis (79 %). Somit scheint die kontinuierliche Erhöhung der Ladepunkte, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich, ein geeignetes politisches Mittel zur gewünschten Ausweitung der Elektromobilität zu sein. Das KfW-Energiewendebarometer 2018 zeigt in diesem Zusammenhang auch, dass die Haushalte mit Elektroautos mehrheitlich Zugang zu grünem Strom haben. Ein künftiger Anstieg der Elektromobilität sollte jedoch mit einer verbesserten Sektorkopplung und einem entsprechenden Ausbau der regenerativen Stromerzeugung einhergehen. Denn obwohl Elektroautos gegenüber Verbrennern bereits beim aktuellen Strommix ab einer moderaten Mindestlaufleistung einen Umweltvorteil aufweisen, können die Klimaziele 2050 nur mit einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien erreicht werden.

Smart Home Anwendungen mit großem Marktpotenzial

Gegenüber der Nutzung von Smart Home Anwendungen zeigt sich ein Großteil der Befragten sehr offen.

Quelle: KfW-Energiewendebarometer 2018

Als weitere Zukunftstechnologie wurden auch Smart Home Anwendungen betrachtet. Der Begriff „Smart Home“ ist inzwischen den meisten Haushalten bekannt. Allerdings verbinden auch viele Haushalte Sicherheitsbedenken und eine hohe Technikabhängigkeit mit den intelligenten Steuerungsmöglichkeiten. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen Nutzung wider: Nur 11 % der Haushalte nutzen mindestens eine intelligente Steuerungsmöglichkeit in den energierelevanten Bereichen Wärme, Beleuchtung oder Strom.

Künftig kann dies jedoch anders aussehen: Mehr als die Hälfte aller Haushalte kann sich eine zukünftige Nutzung grundsätzlich vorstellen. Dies ist nicht nur für die Hersteller solcher Systeme, sondern auch für die geplante Sektorkopplung eine gute Nachricht – denn die flexible Nachfragesteuerung, die von Smart Home Systemen ausgehen kann, wäre ein wichtiger Baustein für das sektorenübergreifende Energiesystem der Zukunft.

Hoher Sanierungsbedarf bei Bestandsgebäuden

Investitionsbedarf besteht bei den Haushalten allerdings auch noch bei viel rudimentäreren Ebenen: Knapp 40 % der deutschen Haushalte leben in einem Gebäude, das in den letzten 15 Jahren keine energetischen Sanierungsmaßnahmen erfahren hat. Dies belegt den substanziellen Sanierungsbedarf quer durch den Gebäudebestand, der auch in anderen Studien bescheinigt wird: Gegenüber bekannten Szenarien zur Erreichung eines CO2-neutralen Gebäudebestands bis 2050 ist eine Verdopplung der aktuellen Sanierungsrate erforderlich.

Mehr Informationen zum KfW-Energiewendebarometer im Internet unter:
www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/KfW-Energiewendebarometer.html

Weitere Hintergrundinformationen zum Thema Energie und Umwelt von KfW-Research:
https://www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/Publikationen-thematisch/Energie-und-Nachhaltigkeit/

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