Banken spielen eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Nur wenn es gelingt, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern deutlich zu reduzieren und zugleich die Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen zu sichern, wird auch die Transformation insgesamt einen großen Schritt vorankommen. Der Energiewende kommt dabei deshalb eine besondere Bedeutung für das Gelingen der Transformation insgesamt zu.
Fest steht: Die Energiewende ist mit einem enormen Investitionsbedarf und sehr hohen Kosten verbunden. Allein für Deutschland wird das notwendige Investitionsvolumen auf zusätzlich 100 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Klar ist: Es geht nur mit privatem Kapital. Aber gerade bei Projekten mit derart hohem Kapitalbedarf und teilweise schwer kalkulierbaren Risiken liegt die Frage nahe, wie und von wem sie überhaupt finanziert werden können.
Voraussetzungen für die Finanzierung
Schon jetzt unterstützen Banken private Energieversorger, Stadtwerke und andere kommunale Unternehmen mit Bankkrediten sowie mit Finanzierungen über den Kapitalmarkt. Damit private und öffentliche Unternehmen in den nachhaltigen Umbau investieren können, müssen für die Finanzierung durch Banken oder private Investoren einige wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein:
Erstens, ein überzeugendes Geschäftsmodell
Investitionen in die CO2-Reduktion von Produkten und Prozessen müssen – wie jede andere Investition – rentabel sein.
Investitionen in die CO2-Reduktion von Produkten und Prozessen müssen – wie jede andere Investition – rentabel sein. Das heißt, Unternehmen müssen ein überzeugendes Geschäftsmodell vorweisen. Für eine Finanzierung ist entscheidend, dass der Kapitalnehmer die Kapitalkosten dauerhaft erwirtschaften kann. Um einen Kapitalnehmer und sein Geschäftsmodell verlässlich einschätzen zu können, ist eine entsprechende Berichts- bzw. Datenqualität erforderlich. Schon jetzt wird deutlich: Kapitalnehmer müssen bereit sein, die Nachhaltigkeit ihres Geschäfts nachzuweisen, also transparent und regelmäßig zu berichten.
Zweitens, ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Profil und stabile Cashflows
Auch wenn privates Fremdkapital vorhanden ist: um Investitionen im Zusammenhang mit der Energiewende zu finanzieren, um das erforderliche Kapital zu mobilisieren, muss ein marktübliches Investitionsumfeld geschaffen werden. Denn der Einsatz privaten Kapitals setzt ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Profil und stabile Cashflows während der gesamten Finanzierungslaufzeit voraus. Für jeden Fremdkapitalgeber ist die Bonität des Unternehmens und damit seine Schuldentragfähigkeit entscheidend, um ein Kreditengagement in den regulatorisch vorgegebenen Grenzen eingehen zu können. Geschlossene Finanzierungskreisläufe und eine gute Eigenkapitalausstattung, wie sie etwa über eine Gewinnthesaurierung erreicht werden können, sind wesentliche Voraussetzung. Mit einem entsprechenden Mindset bei den Kapitalnehmern lässt sich auch die Energiewende bewältigen.
Drittens, ein attraktiver, tiefer EU-Kapitalmarkt
Verbriefungen sind ein sinnvolles Instrument, um Kapitalmarktinvestoren an der Finanzierung des Mittelstandes zu beteiligen und so neue Kapazitäten für die Kreditvergabe zu schaffen.
Gerade große und sehr große Investitionsvolumina im Energiesektor können nicht allein über Bankkredite oder aus Eigenmitteln der Unternehmen finanziert werden. Hinzu kommt: Banken dürfen die sehr langen Laufzeiten bei Energiewendeprojekten (in der Regel mehr als 20 Jahre) aus regulatorischen Gründen nicht abdecken und nur in begrenztem Maße Risiken eingehen. Deshalb bleibt die deutlich stärkere Mobilisierung von privatem Kapital – einschließlich Eigenkapital – über einen tieferen, liquiden und global wettbewerbsfähigen EU-Kapitalmarkt unverzichtbar.
Im vergangenen Jahr ist das europäische Projekt „Kapitalmarktunion“ in Fahrt gekommen. Die jüngsten Signale aus der Politik, sowohl in Deutschland als auch auf EU-Ebene, stimmen zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit echte Fortschritte in diesem Bereich erzielt werden können.
Einigkeit besteht vor allem darin, den Verbriefungsmarkt zu stärken. Verbriefungen sind ein sinnvolles Instrument, um Kapitalmarktinvestoren an der Finanzierung des Mittelstandes zu beteiligen und so neue Kapazitäten für die Kreditvergabe zu schaffen. Sie bilden eine Brücke zwischen Krediten und Kapitalmarkt. Durch die Bündelung und Ausplatzierung von Kreditforderungen an Investoren können Bankbilanzen entlastet und sodann wieder mehr Kreditfinanzierungen durch Banken möglich gemacht werden. Das ist gerade auch mit Blick auf die finanziellen Herausforderungen der Energiewende ein wichtiger Schritt.
Fazit
Die Energiewende wird nur mit einer intelligenten Kombination verschiedener Finanzierungsquellen möglich sein. Dazu gehören Eigenmittel der Unternehmen ebenso wie Bankkredite, öffentliche Fördermittel und natürlich Eigen- und Fremdkapital von Investoren. Nur wenn Letztere über einen starken Kapitalmarkt mobilisiert werden, kann die grüne und auch die digitale Transformation – einschließlich der Energiewende – gelingen. Das ist möglich, wenn die Politik – wie jetzt angekündigt – die Kapitalmarktunion weiter vorantreibt.
Entscheidend ist aber: Damit Investitionen stattfinden, müssen auf der Kapitalnehmerseite glaubhafte Transformationspläne und wirtschaftlich tragfähige Investitionsziele vorhanden sein. Eine Investition mit geschlossenem Finanzierungskreislauf, kalkulierbarem Risiko und risikogerechter Rendite scheitert in der Regel nicht am Angebot externer Finanzierung.
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