Auf der Website energynet.de berichtet Energieblogger und Diplom-Ingenieur Andreas Kühl schon seit 2000 über die Themenvielfalt der Energiewelt. Dabei liegt der Fokus des Energieblogs besonders auf Energieeffizienz (insb. energieeffizientes Bauen) und Erneuerbarer Energieerzeugung.
Durch Zusatzangebote, u.a. regelmäßige Podcasts, Newsletter, praktische Tools (Stromrechner, Photovoltaik-Planer etc.) wird die Website zur multifunktionalen Informationsplattform für Energiewende-Enthusiasten. Energynet.de ist Mitglied bei den Energiebloggern. Andreas Kühl stand uns für die Beantwortung von vier Fragen zur Verfügung:
DEZ-Blog: Was hat Sie motiviert, einen Energiewendeblog zu betreiben und was hält die Motivation lebendig?
Kühl: Hinter energynet.de steht eine lange Geschichte. Vor 14 Jahren habe ich begonnen Informationen zu energiesparenden Gebäuden mit einem WYSIWYG-Editor zusammenzutragen. Mit der Zeit sind weitere Themen hinzugekommen: Erst die thermische Solarenergie und später Photovoltaik, Windenergie und Geothermie. Um bei den verschiedenen Themen weiter am Ball zu bleiben, habe ich immer wieder aktuelle Meldungen veröffentlicht. Im Herbst 2006 habe ich dann, nach einer längeren Pause, WordPress installiert und das Projekt als Blog weitergeführt. Mit einem Blog wurden die Aktualisierungen und Erweiterungen wesentlich einfacher als zuvor.
Aber es gab noch einen weiteren Grund: Ich hatte schon einige Zeit die deutsche Blogszene beobachtet und die offenen Diskussionen der Blogs untereinander und die Diskussionen in Kommentaren verfolgt. Solche Diskussionen wollte ich auch haben.
An den erneuerbaren Energien hat mich immer das technische Potential fasziniert, dass die Natur uns ein Vielfaches dessen liefern kann, was wir benötigen. Wenn wir eine Energieversorgung mit erneuerbaren Energien schaffen, müssen wir uns keine Gedanken mehr machen über die Vorräte, bzw. darüber wie lange Kohle, Gas und Erdöl noch reichen werden. Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien müssen zudem nicht mit staatlicher Gewalt durchgesetzt werden und hinterlassen keine negativen Folgen für die kommenden Generationen.
Die Mehrheit der Menschen ist nicht bereit, über ihren Lebensstil nachzudenken, dennoch können wir durch die Steigerung der Energieeffizienz mit deutlich weniger Energie auskommen. Wir müssen wir uns dann weniger streiten, woher die Energie kommen soll. Auch das technische Potential für Energieeffizienz ist so faszinierend und kann weltweit ein wichtiger Faktor für den Klimaschutz sein. All das sind Punkte, die unabhängig sind von der aktuellen Entwicklung und die mein Interesse weiter am Leben erhalten. Ich suche mir auch immer wieder neue Themen, die von anderen wenig besetzt sind und vielleicht in den kommenden Jahren wichtiger werden. So hatte ich schon früh das Thema Energiespeicher betrachtet. Mittlerweile komme ich mit neuen Produkten aber nicht mehr mit. So sind es heute auch Themen wie Geschäftsmodelle, Startups und unkonventionelle Finanzierung wie Crowdfunding, die ich künftig für wichtig erachte.
DEZ-Blog: Wie beurteilen Sie den Stand der Energiewende und die Diskussion im Netz?
Kühl: Durch den Atomausstieg konzentriert sich die Energiewende auf die Stromerzeugung. Das ist wichtig und eine sehr große Aufgabe, aber wenn das die einzige Herausforderung wäre, müssten wir von einer Stromwende sprechen und der Klimaschutz hätte nur eine Nebenrolle. Auch wenn einige Menschen glauben mit 100% erneuerbarem Strom alles lösen zu können, müssen wir uns auch mit dem Wärmesektor und der Mobilität, sowie mit Energieeffizienz befassen.
Was die Stromwende betrifft, geht es aktuell, bei knapp 30% erneuerbaren Energien, um einen entscheidenden Schritt in die Energielandschaft der Zukunft. Doch hier sehe ich noch zu wenig vielversprechende Ansätze und es stehen sich momentan Besitzstandswahrer und Anhänger der Energiewende unversöhnbar gegenüber. Ob man so in einer Demokratie vorankommen kann?
Im Netz ist die Entwicklung des Themas Energie sehr erfreulich; immer mehr Blogs und Seiten befassen sich mit dem Thema. Die Zusammenarbeit der Energieblogger ist ein riesiger Schritt für das Thema an sich. Ich würde mir aber noch mehr offene Diskussionen in Kommentaren und in den Beiträgen wünschen.
DEZ-Blog: Welche politischen, wissenschaftlichen oder technischen Innovationen werden den Durchbruch für eine erneuerbare Energieversorgung bringen?
Kühl: Das Schöne an diesem Thema ist, dass es immer wieder Innovationen geben wird, die uns voranbringen: Warum sollte die Energieerzeugung in 30 Jahren so aussehen, wie wir uns das heute vorstellen? Natürlich wird es eine Mischung aus allem sein, wobei vor allem die technischen und wirtschaftlichen Innovationen entscheidend sein werden. Ich setze sehr stark auf innovative Geschäftsmodelle und neue Produkte.
Die Preisentwicklung bei erneuerbaren Energien geht weiter nach unten und macht sie damit immer attraktiver zur Nutzung vor Ort oder in der Nähe des Verbrauchs. Daher wird ihr Durchbruch nur eine Frage der Zeit sein.
Die Politik wird mit dieser Entwicklung nicht mithalten können und vermutlich noch einige Zeit eher bremsend als gestaltend eingreifen. Das zeigt die Erfahrung der letzten Zeit – auch bei anderen innovativen Themen wie der Netzpolitik im IT-Sektor.
DEZ-Blog: Wann wird es in Deutschland bei Strom, Wärme und Verkehr soweit sein?
Kühl: Ich habe keine Glaskugel, die mir eine Antwort geben kann. Ein wichtiger Schritt wäre erstmal, dass alle Diskussionsteilnehmer begreifen, dass es nicht nur um die Stromerzeugung geht: Auch die Nutzung spielt eine wichtige Rolle, und dass beim Stichwort „Energie“ auch Wärme und Mobilität gemeint ist. Die Energielandschaft wird sich jedenfalls weiter verändern und in zehn Jahren völlig anders aussehen als heute. Jede Prognose über einen Zeitpunkt halte ich aber für reine Spekulation.
DEZ-Blog: Vielen Dank für das interessante Gespräch und die Einblicke in Ihr Engagement als Blogger. Auf gute Nachbarschaft, die die Energiewende weiter voranbringt.
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vor 10 JahrenEin interessanter Artikel zur Versachlichung der Kostensituation:
http://green.wiwo.de/report-windkraft-in-usa-so-billig-wie-nie/