Energie-Reporterin Sibylla Heckmann in Frankreich

Sibylla Heckmann

Energie-Reporterin

Sibylla Heckmann berichtet für uns aus Frankreich zu den Themen Energiewirtschaft, Klimaschutz und Energiewende.

weiterlesen
10. Mai 2023

Sobriété Énergétique - Die französische Reaktion auf die Energie Krise

Als Reaktion auf die Energiekrise in Folge des russischen Einmarsches in die Ukraine und der fast vollständigen Einstellung der Lieferungen von russischen Gases nach Europa sowie der mangelnden Verfügbarkeit von Kernkraftwerken sieht sich Frankreich einer angespannten Versorgungslage bei Gas und Strom aus Gas gegenüber. Um den Winter unter optimalen Bedingungen zu überstehen, wurden Maßnahmen ergriffen, um den Energieverbrauch zu senken. Herausforderungen bestehen insbesondere darin, den jährlichen Gasverbrauch zu reduzieren und Verbrauchsspitzen im Stromnetz während kalter Tage zu glätten.

Die Maßnahmen, die in einem von der Regierung am 23. Juni 2022 eingeleiteten Plan unter dem Namen “Sobriété énergétique” zur Energieeinsparung identifiziert wurden, haben das Potenzial, den Verbrauch um 50 TWh zu senken. Diese Einsparungen müssen jedoch durch weitere Maßnahmen ergänzt werden, die den Verbrauch außerhalb von Spitzenzeiten verlagern. Die Umsetzung dieser Maßnahmen sollte es Frankreich ermöglichen, den Energiebedarf im Falle eines verschlechterten Winterszenarios zu decken.

Insgesamt werden in dem Maßnahmepaket 15 konkrete Maßnahmen und ihr Einsparungspotential vorgestellt. Zu diesen gehört beispielsweise, dass der Eifelturm und andere Wahrzeichen ab 23 Uhr nicht mehr leuchten oder angestrahlt werden und das 19°C die maximale Heiztemperatur in Büros ist, die Temperatur nachts auf 16°C und auf 8°C Grad, wenn das Gebäude länger als drei Tage geschlossen ist, gesenkt werden soll. Des Weiteren wird die Geschwindigkeit auf der Autobahn auf 110 km/h für Beamte, die ihr Dienstfahrzeug für geschäftliche Fahrten verwenden, die keine Notfälle sind, gesenkt. Diese Maßnahme ermöglicht eine Kraftstoffeinsparung von 20 %. Um Anreize für Individuen zu setzen, wurde ein “Nüchternheitsbonus” (bezieht sich auf die “Energienüchternheit”) für Haushalte, die ihren Energieverbrauch kontrollieren, sowie Beihilfen für die Umstellung von einem Gaskessel auf eine Wärmepumpe in einzelnen Wohnungen eingeführt.

Quellen:

https://www.ecologie.gouv.fr/sites/default/files/dp-plan-sobriete.pdf

https://climate-laws.org/geographies/france/policies/energy-sobriety-plan

https://cdn.paris.fr/paris/2022/09/13/original-61b7766dda3a98016262f7d075d5a185.jpg

Vorreiter Frankreich führt Kurzstreckenflugverbot ein

 Im Dezember 2022 hat die Europäische Kommission das Verbot von Ultrakurzstreckenflügen in Frankreich genehmigt und es auf die bislang nicht verbotenen Anschlussflüge ausgedehnt. Es bezieht sich auf Verbindungen, die mit der Bahn in weniger als zweieinhalb Stunden erreicht werden können und ist zunächst für drei Jahre gültig. Im April 2021 hatte das französische Parlament als Teil des Plans des Landes zur Reduzierung der CO2-Emissionen das Verbot beschlossen. Das Verbot könnte ungefähr 12% der französischen Inlandsflüge betreffen. Die Kohlendioxidemissionen pro Passagier bei einem Inlandsflug sind um siebzig Prozent höher als bei Langstreckenflügen und sechsmal höher als bei einer Bahnfahrt. Flüge, die von dem Flugverbot betroffen wären, sind z.B.: Paris-Orly und Bordeaux, Paris-Orly und Nantes, sowie Paris-Orly und Lyon. Die EU-Kommission hat das Verbot auf Anschlussflüge ausgeweitet, um keine Fluggesellschaft zu beeinträchtigen.

Obwohl das Vorhaben grundsätzlich bei Umweltschützern positiv aufgenommen wird äußert Sarah Fayolle, Transportkampagnenmanager von Greenpeace Frankreich Kritik: “Es geht in die richtige Richtung, aber die erste Maßnahme ist (nicht sehr) ambitioniert. Wir müssen noch weiter gehen.”. Die Maßnahmen wurden zunächst von der Union der französischen Flughäfen (UAF) und dem europäischen Zweig des Airports Council International (ACI Europe) kritisiert, nachdem sie bekannt gegeben wurden. Dies führte dazu, dass die Europäische Kommission eine gründliche Untersuchung durchführte, um festzustellen, ob der Plan umgesetzt werden könnte. Laut einem Abschnitt der Europäischen Luftverkehrsverordnung hat ein Mitgliedstaat das Recht, die Ausübung von Verkehrsrechten bei schwerwiegenden Umweltproblemen einzuschränken oder zu verweigern, insbesondere wenn andere Verkehrsträger einen zufriedenstellenden Dienst erbringen.

Wenn sich der Schienenverkehr verbessert, könnten zusätzliche Strecken hinzugefügt werden, wie zum Beispiel die Verbindungen zwischen Paris Charles de Gaulle und Lyon und Rennes sowie die Verbindungen zwischen Lyon und Marseille. Da die Züge zu den Flughäfen in Paris und Lyon keine frühen Morgen- oder späten Abendankunft zulassen, erfüllen sie derzeit nicht die Kriterien für das Verbot. Nun ist interessant zu beobachten, wann das Gesetz in Kraft treten wird und wie die weiteren Entwicklungen des Vorhabens aussehen. Durch die Prüfung durch die EU-Kommission öffnet sich außerdem die Tür für weitere Mitgliedstarten sich dem Vorreiter Frankreich anzuschließen.

 

Quellen:

https://www.euronews.com/green/2022/12/02/is-france-banning-private-jets-everything-we-know-from-a-week-of-green-transport-proposals

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von abouttravel.ch zu laden.

Inhalt laden

https://www.cec-zev.eu/de/themen/tourismus/frankreich-verbietet-kurze-inlandsfluege/

https://www.frankreich-trip.com/images-v4/top/flugzeuge-1920.jpg

Fahrradrevolution in Paris

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

In ihrem ersten Video berichtet Energie-Reporterin Sibylla über den Wandel der Stadt Paris von einer autozentrierten zu einer fahrradfreundlichen Stadt. Im Video sieht man, wie massiv Paris in den letzten Jahren in die Fahrradstruktur investiert hat und welche positiven Auswirkungen das jetzt schon mit sich bringt. Welche Innovationen es im Bereich Fahrradverkehr in Paris gibt und viele weitere spannende Einblicke bekommt ihr in diesem Video.

Diskutieren Sie mit

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Energie-Reporterin Sibylla Heckmann in Frankreich
0
0