Spanien – der Saustall Europas

Das Leben als Vegetarier/in in Spanien ist nicht ganz einfach, das ist mir hier schnell klar geworden. Im Supermarkt gibt es riesige Fleisch- und Wurstregale, Metzger und Fischfrischetheken. Vegetarische Tapas sucht man in traditionellen Restaurants oft vergeblich und in jedem zweiten Lokal hängen Schweinebeine, alias Iberischer Schinken von der Decke. Auf den lassen die Spanier auch nichts kommen, sie vergöttern ihren Jamón. Vegetarische Spanier sind mit gerade einmal 1,4% der Bevölkerung eine Rarität. Zum Vergleich: In Deutschland ernährt sich rund 10% der Menschen vegetarisch.
Es hat mich daher nicht allzu sehr verwundert, als ich hörte, dass Spanien tatsächlich das europäische Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Fleischverzehr und weltweit größte Exporteur von Schweinefleisch ist. 900 Millionen Tiere werden hier jährlich geschlachtet, zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche für die Tierfutterproduktion genutzt. Eine solche Anzahl an Tieren kommt natürlich nicht durch nachhaltige Kleinbetriebe zusammen – in Spanien gibt es eine riesige Anzahl an Massentierhaltungen mit tausenden von Tieren. Allein was die Schweinezucht angeht, gibt es hier über 3500 „Macrogranjas“, zu Deutsch „Megafarmen“, mit über 2000 Tieren pro Betrieb, wobei die Tendenz in den letzten Jahren steigend ist.
Und nicht nur für die Tiere, die meist unter miserablen Zuständen leben, hat das fatale Konsequenzen. Auch Natur und Umwelt leiden unter der extensiven Viehzucht, die Unmengen an Nitrat, Ammoniak und Methan freisetzt.
23% des spanischen Grundwassers liegen, was die Nitratbelastung angeht, über der nach WHO zulässigen Höchstgrenze von 50mg/ml, wozu die Tiermast, aber auch der Einsatz von Düngemitteln im Gemüseanbau, einen wesentlichen Teil beigetragen haben. Nicht nur für den menschlichen Konsum sind diese Werte äußerst bedenklich, die Verseuchung des Wassers hatte bereits mehrmals Fischsterben im großen Stil zur Folge. Und das bleibt nicht ungesehen: Ende 2021 hat die EU-Kommission beschlossen, das Land wegen der Missachtung der Nitratrichtlinie vor dem Europäischen Gerichtshof zu verklagen. Fairerweise muss man allerdings erwähnen, dass Spanien da nicht allein ist. In vielen Europäischen Ländern und auch weltweit stellt die Nitratbelastung durch extensive Landwirtschaft ein enormes Problem dar.
Und wie steht es um Treibhausgase, die Treiber des Klimawandels? Wie man sich vorstellen kann, nicht besonders gut. 70 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, werden, zum Großteil in Form von Methan, von den Betrieben freigesetzt. Dies entspricht rund 10% der Gesamttreibhausgase Spaniens.
Trotz all dieser negativen Aspekte, Besserung ist in Sicht. Januar dieses Jahres wurde von der spanischen Linksregierung unter Pedro Sánchez ein Gesetz beschlossen, das den Bau neuer Riesenfarmen verbietet. Auch wenn das Maximum von 850 Tieren pro Betrieb nicht gerade einen kleinen ökologischen Familienbetrieb darstellt und bereits bestehende Megafarmen davon nicht wirklich betroffen sind, ist das doch ein kleiner Lichtblick für Tiere und Umwelt.
Quellen:
https://www.ava1.de/blog/tierschutz-neues-gesetz-aus-fuer-massentierhaltung-in-spanien-n3642
https://igualdadanimal.org/blog/las-macrogranjas-en-espana-contaminacion-y-sufrimiento/
https://www.deutschlandfunk.de/nitrat-problem-in-spanien-102.html
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_6265
https://proveg.com/de/ernaehrung/anzahl-vegan-vegetarischer-menschen/
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