Energie-Reporterin Rachel Rosema in Neuseeland

Rachel Rosema

Energie-Reporterin

Rachel Rosema berichtet für uns aus Neuseeland zu den Themen Energiewirtschaft, Klimaschutz und Energiewende.

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16. Januar 2023

Biosicherheit in Neuseeland

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In ihrem ersten Video berichtet Energie-Reporterin Rachel, wie die neuseeländische Regierung versucht, die Biosicherheit in Neuseeland zu gewährleisten. Welche Maßnahmen neben strengen Einreisekontrollen noch ergriffen werden um die Biosicherheit zu gewährleisten, warum jeder Einwohner Neuseelands hier eine wichtige Rolle spielt und viele weitere spannende Einblicke bekommt ihr in diesem Video.

Artenschutz in Neuseeland

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In ihrem zweiten Video berichtet Energie-Reporterin Rachel über den Artenschutz in Neuseeland. Sie erklärt, warum es in Neuseeland eine bis heute einzigartige Vielfalt an Tieren und Pflanzen gibt und wie die neuseeländische Regierung versucht, die Artenvielfalt bestmöglich zu erhalten und bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schützen.

Die einzigartige „Fart Tax“ Neuseelands

Neuseelands Emissionen unterscheiden sich drastisch von anderen Staaten.

Der größte Teil aller inländischen Emissionen kommen aus dem Landwirtschaftssektor mit 50%, was verglichen mit anderen Ländern, wie beispielsweise dem Vereinten Königreich oder Deutschland, heraussticht, denn dort halten sich die Emissionen aus der Landwirtschaft meist zwischen 10% und 20%. Die Landwirtschaft erzeugt primär Methan und Lachgas, welche gegenüber Kohlenstoffdioxid einen höheren Erwärmungseffekt haben und somit intensiv zur Erderwärmung beitragen. Insgesamt produziert Vieh 90% der Methanemissionen des Landes.

Weltweit sind Wiederkäuer, wie Schafe oder Kühe, für etwa 15% der Methanemissionen verantwortlich und stellen somit ein ernst zu nehmendes Umweltproblem dar. Neuseelands Regierung kündigte im Rahmen des Pariser Abkommens, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, an, seine Emissionen bis 2030 zu halbieren. Teil davon ist auch das Ziel die Methanwerte bis 2030 um 10% zu senken. Das soll laut Jacinda Ardern mittels einer Bepreisung der Emissionen von statten gehen. Neuseeland hofft hierbei ein Vorbild für andere Länder zu sein.

Dabei sollen Landwirte ihre Treibhausgasemissionen bezahlen, dazu gehören das von Kühen ausgestoßene Methan, welches auch durch Dünger erzeugt wird und insbesondere das im Urin der Tiere freigesetzte Distickstoffoxid oder Lachgas genannt. Die Höhe des zu zahlenden Betrags stellt sich aus der Anzahl der gehaltenen Tiere, der Größe des Betriebs, der Art des genutzten Düngers und den Methoden, welche zur Verringerung der Methanproduktion unternommen werden, zusammen.

Geplant ist die Steuer 2025 einzuführen und sie soll Neuseeland etwa 8,4 Millionen $ pro Jahr einbringen. Der Inselstaat wäre weltweit der erste der eine Steuer auf landwirtschaftliche Emissionen einführt. Das eingenommene Geld soll in die Forschung fließen, sowie in Anreize für Landwirte, welche sich bemühen die Methanemissionen zu verringern.

Es wird von den Bauern gegenargumentiert, jeder einzelne Steuerzahler solle für die Forschung aufkommen anstatt nur die Produzenten, da die Reduzierung der Emissionen allen zugutekäme.

Ein 40-jähriger Landwirt hat seinem Ärger Luft gemacht, als Premier Ardern ihren Rücktritt bekannt gab. Er sagt die Landwirte stehen unter einem „immensen Druck“ aufgrund der „Tsunamis“ an Vorschriften, welche durch sie eingeführt wurden, darunter die „Fart tax“. Das veranlasste ihn mit riesigen Buchstaben „the end of an error“ auf sein Feld zu mähen, welches direkt auf der Landezone des Flughafen von Auckland liegt. Neuseeland trägt jedoch nur mit 0,17% zu den weltweiten Emissionen bei. Bedacht werden muss auch, dass 82% der Energiegewinnung des Landes aus rein erneuerbaren Quellen kommen; im Vergleich dazu Deutschland, hier sind es nur 46%.

„FARM“ eine landwirtschaftliche Gruppe argumentiert gegen die Furzsteuer. Der schwerwiegendste Punkt hierbei ist der unausweichliche Preisanstieg der Produkte. Dadurch wären nicht nur die einheimischen Konsumenten betroffen, welche höheren Lebenserhaltungskosten gegenüberstehen, sondern auch der Export. Dieser würde seine wettbewerbsfähigen Preise verlieren. Das Land ist weltweit der größte Milchexporteur mit 50.000 Landwirten und 10 Millionen Kühen sowie 26 Millionen Schafen. Außerdem ist der Viehbestand mehr als doppelt so hoch wie die Anzahl der Menschen.

Jedoch werden die Maßnahmen in einer Zeit etabliert, in der die Treibstoff- und Betriebsmittelkosten im Land stark angestiegen sind und unzählige Landwirte schon jetzt am Existenzlimit stehen. Viele sind deshalb gezwungen ihr Ackerland an Forstunternehmen zu verkaufen.

Der Sprecher der „farming group“ Andrew Hoggard sagt, es sei Priorität einen erschwinglichen Weg zu finden, dass Farmer ihre Emissionen messen können und ermutigt werden, neue Verfahren und Technologien zu übernehmen, die ihnen helfen ihre Methan und Lachgasemissionen zu verringern.

Das Problem liegt darin, dass die Regierung den einzigen Ausweg in einem Preismechanismus sieht. Vertreter der landwirtschaftlichen Gruppe Neuseelands warnen vor den Auswirkungen auf den Export. Jegliche Besteuerung solle ausschließlich ein Mittel sein um Anreize für die Landwirte zu schaffen, wirtschaftlich vertretbare Möglichkeiten zu ergreifen, die den Methanausstoß verringern. Die Zukunft wird zeigen wie erfolgreich die „Fart tax“ in ihrer Umsetzung ist und welche ernst zu nehmenden Probleme dadurch verursacht werden.

 

https://environment.govt.nz/publications/new-zealands-greenhouse-gas-inventory-1990-2020-snapshot/

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/3005740.stm#graphic

https://www.theguardian.com/world/2022/nov/12/19-years-after-the-fart-tax-new-zealands-farmers-are-fighting-emissions

https://www.ft.com/content/7942faf0-2026-49b6-9ffa-12dd2697456e

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/3005740.stm#graphic

https://www.nationalgeographic.com/animals/article/can-you-tax-a-cows-burps-new-zealand-will-be-the-first-to-try

https://www.euronews.com/2022/12/06/farmers-in-new-zealand-seethe-over-proposed-fart-tax

https://www.ft.com/content/7942faf0-2026-49b6-9ffa-12dd2697456e

https://www.dailymail.co.uk/news/article-11665111/New-Zealand-farmer-Rodney-Ngs-mowed-field-troll-goodbye-Prime-Minister-Jacinda-Ardern.html

https://www.nationalgeographic.com/animals/article/can-you-tax-a-cows-burps-new-zealand-will-be-the-first-to-try

https://www.scoop.co.nz/stories/PO2210/S00109/nz-outdoors-freedom-party-opposes-taxing-farmers-for-carbon-and-methane-emissions.htm

https://www.feednavigator.com/Article/2019/07/18/Methane-busting-strategies-NZ-farmers-to-pay-for-their-emissions

https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/erneuerbare-energien-317608

https://beef2live.com/story-e-newsletter-5-countries-more-cattle-people-0-118579

Geothermie in Neuseeland

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In ihrem dritten Video berichtet Energie-Reporterin Rachel über die geothermische Energiegewinnung in Neuseeland. Hierfür hat sie sich ein geothermisches Kraftwerk angeschaut und ihre Eindrücke in diesem Video festgehalten. Außerdem erfahrt ihr, warum Neuseeland als Land geographisch gesehen großes Potential für Geothermie als erneuerbare Energiequelle besitzt.

Neuseelands Stromerzeugung und HVDC link

Neuseelands Energie wird zu einem großen Anteil aus erneuerbaren Ressourcen wie Wasser oder Wind gewonnen. 2022 stellte die Wasserkraft den größten Energieproduzenten dar mit einem Anteil von 59%. Darauf folgt die geothermale Energie mit 18%, sowie Erdgas mit 9% und Wind mit 6%. Unter den restlichen Produzenten gehören in absteigender Relevanz Kohle, Holz, Solarenergie, Biogas, Abfallwärme und Erdöl.

Diese Energiequellen finden sich jedoch nicht gleichmäßig auf beiden Inseln. Die Wasserkraft, welche die Mehrheit des Strombedarfs trifft, findet sich auf der Südinsel wobei über 5,000MW Wasserkraftkapazität installiert sind.

Dahingegen lässt sich die geothermale Energieproduktion primär in der Taupo-Vulkanzone der Nordinsel finden. Windenergie, welche in Neuseeland schnell an Bedeutung gewonnen hat, wird vor allem im unteren Teil der Nordinsel von West Wind Makara und der Tararua Wind Farm produziert.

Benötigt wird der gewonnene Strom zu einem Drittel für die neuseeländischen Haushalte und etwas mehr als ein Drittel für den Industriesektor. Ein Viertel des neuseeländischen Strombedarfs unterliegt dem gewerblichen Sektor und der restliche Bedarf stammt aus dem Verkehrssektor, sowie der Land-, Forst- & Fischereiwirtschaft, welche nur einen geringen Anteil verbrauchen.

Die Nordinsel Neuseelands beheimatet dreimal so viele Bewohner wie die Südinsel, außerdem finden sich im Norden die politische Hauptstadt Wellington sowie Auckland, welches das wirtschaftliche Zentrum des Landes darstellt. Unter anderem deshalb wird auf der Nordinsel mehr Strom benötigt als prozentual erzeugt. Eine Verbindung zwischen den Inseln ist essentiell, um den Strom nach seinen Anforderungen zu verteilen.

Die high-voltage direct current cables (HVDC) oder zu deutsch Hochspannungs-Gleichstrom-Kabel, verbinden Benmore auf der Südinsel mit Haywards auf der Nordinsel.

1965 errichtet waren sie die ersten, die in der südlichen Hemisphäre in Betrieb genommen wurde und leiten produzierten Strom von einer Insel auf die andere. Damals konnten 600MW transferiert werden, die neusten Pole aus 2013 können ein Maximum von 150MW nordwärts und 750MW südwärts leiten.

Von der „Benmore Power Station“ auf der Südinsel wird über 535km Strom bis zur Fighting Bay in Marlborough im Norden der Südinsel geleitet. Von dort reicht es über 40km durch Unterwasserstromkabel bis zur Oteranga Bay, westlich von Wellington auf die Nordinsel. Ab hier werden die restlichen 35km wieder überirdisch nach Haywards geleitet, von wo aus es an das Netz der Nordinsel angeschlossen wird.

Die HVDC leiten meistens tagsüber Strom Richtung Norden und nachts nach Süden, da die Nordinsel stärker bevölkert ist und deshalb mehr Strom benötigt. Natürlich ist das nur im Normalfall so, kann jedoch variieren je nach Stromerzeugung und Wetterverhältnissen.

Hier sieht man den Transfer innerhalb einer Woche als Beispiel:

Die Kabel dienen dadurch auch der Sicherheit der Stromversorgung, vor allem in den kälteren Monaten, wenn mehr Elektrizität benötigt wird. Beispielsweise kann es zu Engpässen auf der Südinsel kommen, wenn die Wasserpegel der Seen niedrig sind und so Strom von der Nordinsel benötigt wird. Andererseits kann mehr durch Wasserkraft erzeugter Strom von der Südinsel geleitet werden, wenn die Energieerzeugung durch Wind auf der Nordinsel gering ist.

Jährlich müssen die Kabel gewartet werden, um ihre dauerhafte Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Dies findet seit mehreren Jahren immer im Februar statt, da in den Sommermonaten der Energiebedarf geringer ist und es so unwahrscheinlicher ist eine Störung im Stromnetz hervorzurufen.

Zuletzt fand die Wartung in diesem Jahr vom 23. Februar bis 6. März statt, zwischen dem 25. und 26. Februar waren beide Pole ausgestellt. Dies führte zu einer Preisspaltung, wobei auf der Südinsel die Preise bei 1$/MWh lagen, aufgrund des hohen Wasserkraftangebots. Auf der Nordinsel lagen die Kosten währenddessen um 150$/MWh – der Grund dafür war die Benötigung thermischer Erzeugung, die zur Deckung erforderlich war. Die Preistrennung ist ein legitimes Marktphänomen, das die Bedingungen des Strommarktes auf jeder Insel widerspiegelt.

Fazit

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das HVDC essentiell für eine wirtschaftlich rentable Stromversorgung ist und die einzige Möglichkeit, um den produzierten Strom auf den zwei Inseln auszutauschen. Doch auch hier gibt es noch Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich Wartungsarbeiten und den dadurch folgenden massiven Preisschwankungen.

 

Quellen:

https://www.ea.govt.nz/news/eye-on-electricity/hvdc-inter-island-cable-benmore-to-haywards/  (11.04.2023 14:35uhr)

https://www.transpower.co.nz/system-operator/live-system-and-market-data/hvdc-transfer (11.04.2023 14:42uhr)

https://www.wikiwand.com/en/National_Grid_(New_Zealand) (11.04.2023 14:55uhr)

https://www.energyresources.org.nz/oil-and-gas-new-zealand/our-energy-mix/ (11.04.2023 15:12uhr)

https://www.mbie.govt.nz/building-and-energy/energy-and-natural-resources/energy-statistics-and-modelling/energy-statistics/electricity-statistics/ (11.04.2023 15:30uhr)

https://www.shipit.co.uk/blog/news/new-zealand/moving-to-north-or-south-island.htm (11.04.2023 15:50uhr)

Gletscher-Rückgang in Neuseeland

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In ihrem vierten Video berichtet Energie-Reporterin Rachel über den durch den Klimawandel seit Jahren stark zurückgehenden Gletscher Franz Josef in Neuseeland. Welche dramatischen Auswirkungen dieser starke Rückgang auf die Ökosysteme in Neuseeland und die Wasserversorgung von über 2 Milliarden Menschen hat erfahrt ihr in diesem Video.

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